Bild-Stimmungsmache gegen Flüchtlinge

»Achttausenneunhundert Mark Sozialhilfe für einen Einbrecher«, meldete »Bild« am 3. Juli. In Tübingen beziehe ein krimineller Algerier diese unverschämte Summe und fahre auch noch einen BMW. »Auffallend die Geburtsdaten der Kinder: Jamat (1. Januar 1981), Fadia (11. Oktober 1981) und Mahmoud (1. Januar 1982). Drei Geburten innerhalb von 12 Monaten!« schrieb das Springer-Blatt. Das Schwäbische Tagblatt (ST) recherchierte die Geschichte nach und fand heraus: Bild macht mit falschen Fakten Stimmung.

Bild erweckte den Eindruck, die Flüchtlingsfamilie, im übrigen libanesischer Herkunft, bekäme vom Sozialamt 6 340 Mark plus 2 570 Mark Miete. Aus dem Sozialamtsbescheid hingegen geht hervor: In den 6 340 Mark ist die Miete schon enthalten. Nach Angaben des ST ist der Bescheid zudem veraltet. Im Juni überwies das Sozialamt der zwöfköpfigen Familie 4 097 Mark, 2 573 Mark gingen direkt an die Vermieterin, 16 Mark an den Kindergarten, und 168 Mark an das Bürgermeisteramt Mössingen. Sind zusammen 6 854 Mark. Das klingt nach viel Geld. Geteilt durch zwölf sind das pro Kopf aber gerade noch 571 Mark, nach Abzug der Miete 357 Mark. Das Kreissozialamt hat ausgerechnet, was eine Putzfrau im Öffentlichen Dienst herausbekäme, hätte sie zehn Kinder zu versorgen. Das wären 7 700 Mark. Das von Bild zitierte Geburtsdatum der Kinder erklärt sich daraus, daß eines ein Pflegekind ist.

Nach Auskunft seiner Anwältin hat der Asylbewerber tatsächlich Straftaten begangen. Drei kleine Ladendiebstähle, der Wert der Beute lag jeweils unter zehn Mark. Dazu ein Einbruch in einen Supermarkt. Dort war schon jemand vor ihm eingestiegen. Er stieg nach und nahm eine Videokassette mit. Einmal soll er auch seine Tochter gezüchtigt haben, die Lehrerin zeigte ihn an. Vielleicht, die Anwältin ist sich da nicht sicher, war es aber auch die Mutter, die züchtigte. Einen BMW besitzt die Familie nach eigenen Angaben nicht. Nach 14 Jahren in der BRD soll sie nun abgeschoben werden.

(jW)