Rosa-Luxemburg-Konferenz am 11.01.2025
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Rosa-Luxemburg-Konferenz am 11.01.2025
Aus: Ausgabe vom 19.01.2008, Seite 16 / Aktion

100 Jahre RLK-Kultur

Je erfolgreicher die Rosa-Luxemburg-Konferenz, desto weniger wird in deutschen Medien darüber berichtet
Unsere Kultur und unsere Politik in und mit unserer Zeitung
Unsere Kultur und unsere Politik in und mit unserer Zeitung
Über unsere Kultur und Politik berichten offenbar nur unsere Medien. Die deutlich mehr als 70000 Teilnehmer an der LL-Ehrung werden in den bürgerlichen heruntergelogen auf ein paar tausend oder völlig ignoriert. Immerhin geben sie einheitlich zu, daß die Rosa-Luxemburg-Konferenz (RLK) 2000 Besucher in die Urania »gelockt« (taz) habe – wenn sie überhaupt berichten. Was soll’s. Nur eine weitere Bestätigung der These, daß die junge Welt dringend gebraucht wird. Aber selbst diese Zeitung hat es zunächst nicht geschafft, die vielfältigen Eindrücke, Argumente und Diskussionen dieses Wochenendes in der Montagsausgabe widerzuspiegeln. Deshalb finden Sie heute einige weitere Berichte, gibt es Ende Januar eine Beilage und im März die Broschüre inklusive DVD, die Sie schon jetzt bestellen können. Nur so bekommt man einigermaßen einen Eindruck, was sich da abgespielt hat. Eine Teilnahme an der Konferenz kann aber selbst diese umfangreiche Berichterstattung nicht ersetzen.

Keine politische Veranstaltung in Deutschland vereint mehr Generationen als diese Konferenz. Der jüngste und der älteste Aktivist dieses Jahres sind zusammen genau 100 Jahre alt: Zum Auftakt begrüßte der 92,5jährige Kurt Stenzel aus Großköris am Freitag vor der Konferenz in den Räumen der jungen Welt die Delegation aus dem Baskenland und erzählte seine Geschichte vom Spanienkämpfer über den Sachsenhausen-Häftling, den 2.Sekretär der Botschaft der DDR in China und diverse Parteifunktionen. Keiner in Verlag und Redaktion wußte zuvor, daß Kurt Stenzel Leser der jungen Welt von der ersten Ausgabe (12. Februar 1947) bis heute ist. Das abschließende Konzert von Banda Bassotti eröffnete der 7,5jährige Olmo aus Berlin mit einem kämpferischen Flötenlied, das vom Publikum begeistert mitgesungen wurde. Dazwischen gab es eine beeindruckende Vielfalt an inhaltlichen und kulturellen Angeboten aus verschiedenen Kontinenten, die bei aller Unterschiedlichkeit eine gemeinsame Botschaft hatten: Die bestehenden Verhältnisse sind veränderbar. Beeindruckend für alle Gäste auf den Podien und im Saal: Wir sind viele. So eine Veranstaltung gibt Kraft für die Kämpfe im neuen Jahr.

Von daher ist es einerseits verständlich, daß die Medien im Lande so gut wie nichts über die Konferenz berichten. Selbst die Berliner Lokalpresse ignoriert sie beharrlich. Was hindert aber andererseits bürgerliche Zeitungen in Deutschland, zumindest ihrer Chronistenpflicht gerecht zu werden? Zumal sich immerhin 53 Pressevertreter für die Konferenz akkreditiert hatten.

Dort, wo man dann doch noch was zu lesen fand, standen dann recht eigenartige Aussagen. So findet die taz, die Konferenz sei »dem Bolschewismus verbunden und wird von den meist ergrauten (Ost-)Aktivisten der Linken, von DKP und Trotzkisten dominiert«. Was die taz unter Bolschewismus versteht, bleibt unklar, der Rest ist schlicht falsch: Die wichtigsten trotzkistischen Gruppen waren in diesem Jahr noch nicht einmal mit einem Infostand vertreten (insgesamt stellten sich 62 Gruppen und Organisationen vor), die DKP verhielt sich eher reserviert an diesem Tag, im Publikum waren alle Altersschichten vorhanden, aber der Anteil der jungen war noch nie so groß. Naja, es ist halt die taz, und der fehlt es öfters an der richtigen Peilung. Noch am Samstag konnte man in dem Blatt nachlesen, daß es Rosa Luxemburg um Aufklärung ging, durch die das Bürgertum zu bürgerlichen Rechten gelange, und der Arbeiter solle soziale Freiheits- und Gleichheitsrechte einfordern. Revolutionen von oben wollten nur andere, wie etwa Lenin. »Theorien waren ihr eigentlich egal«, heißt es in dem taz-Beitrag von Jörn Schütrumpf. In so einem Umfeld ist man schon froh, wenn die Konferenz überhaupt erwähnt wird.


Etwas mehr Berichterstattung hätte man dafür von der UZ, Zeitung der DKP, erwarten dürfen. Dort wird lediglich die Podiumsdiskussion kommentiert, dabei aber ausgerechnet Hans Heinz Holz, Podiumsteilnehmer mit DKP-Parteibuch, aber keineswegs Vertreter der DKP auf dem Podium, wie die UZ behauptet, mit absurden Vorwürfen belegt. Kein Wort ansonsten über eine Konferenz mit dem Titel »Klasse für sich« oder vom Redebeitrag von Aleka Papariga, der Vorsitzenden der griechischen Kommunisten.

Die wiederum zeigten sich begeistert. Aus Athen bedanken sie sich überschwenglich für das lehrreiche und inspirierende Wochenende und teilen mit, daß alle griechischen Zeitungen darüber berichtet hätten, auch das staatliche Fernsehen. Ähnliche Informationen bekommen wir aus Spanien und Lateinamerika. Deutsche Medien verschweigen das alles lieber, obwohl die Konferenz laut BDI-Ex-Chef Hans-Olaf Henkel als »wichtigstes Symposium der Neomarxisten« gilt.

Alles gute Gründe, für eine weitere Verbreitung der jungen Welt zu sorgen.

Verlag, Redaktion, Genossenschaft

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