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Aus: filmkunstfest schwerin, Beilage der jW vom 05.05.2004

filmkunstfest schwerin

Beilage der Tageszeitung junge Welt, Mittwoch, 5. Mai 2004, Nr. 102
Von Alexander Reich/Mike Harrer. Platt von Bernd Ramp*

»Ick wahn, wo anner Urlaub maken«, secht ne Mecklenbörgerin, dei nah Johren von sünstwoher trüchkiehrt is, in den Dokumentarfilm »So nah – so fern.« Dei meisten von dei alljährlich veer Millionen Touristen in Mecklenburg-Vorpommern ward’n an’n Ostseestrand awfarricht. Dat Binnenland is nur dünn besiedelt. Un bi ’ne Arbeitslosenquot von 20 Prozent wandern ümmer mihr Lüüd aw. Dordörch ward’n dei Landschaften in Taukunft denn also noch ünberührter wirken. Öwer gliecktiedig warden wägen dei dormit utbliebenden Stüern dei Stadtkassen ümmer magerer.

Wo sall man dei Ding’n up’n Grunn gahn, wenn nich hier? mach Dieter Schumann, Regissör von »flüstern & Schreien« (1988), sich dacht hemmen, as hei dei Mecklenbörger in sienen Film »So nah – so fern« up dei allns entscheidende Frach, wat den nun »wirklich wichtich is im Läben« ehr Antwurten fri von ’ne Läwer snacken löt. Un so ünnerschiedlich sien Minschen ok sien mögen: Sei gahn dei Sak alleman gelaten an, weil nu mal, wie dat heit, dei Kraft in ’ne Rauh licht. Schumann is sülwer Mecklenbörger. Vör drei Johr hett hei dissen Film anfungen. Ierst vör wenige Daach is hei farich wordn, un an Friedach ward hei taum ierstenmal up dat Schweriner Filmkunstfest upführt. Dat Filmkunstfest Schwerin hett Dieter Schumann 1991 öwrigens höchstpersönlich ut’n Baden stampt.

Mit Unnerstützung von ’ne Handvull Ex-DEFA-Filmmaker halte hei vör dörteihn Johr dei Stadt un dei Bundeszentral för politische Bildung, dei tauständig wier, »gesellschaftspolitisch revelante Filme« tau förden, an Deck, so dat sich schließlich im April 1991 die Purten von dat intwischen ungenutzte Hus von ’ne »Dütsch-Sowjetische Fründschaft« för dat ierste Filmfest in Schwerin updaun künnen. Dei Staatskapell spälte Hanns Eislers »14 Arten, den Regen zu beschreiben«. Als Filme würdn dann öllere sozialkritische Arbeiten von Wolfgang Staudte öwer Jürgen Böttcher bit tau Rainer Werner Fassbinder zeicht. Doran hemm sich niegere Filme anslaten, deren Regissöre sich diers Tradition verbunden feulten, wie taum Biespill Rosa von Praunheim, Volker Koepp oder Andreas Dresen.

Dat herrliche un gelungene Kinospektakel wier kum tau Enn, as dei Nieseelänner Trevor Peters in Schwerins grött’st Kino, im Capitol, tau dreih’n anfüng. Up dat tweite Filmkunstfest, dat im Mai 1992 stattfünn, süll dat Ergebnis dorvon,’n Film öwer sössdich Johr Kinokultur in Schwerin, as Uphänger vorführt ward’n. Doch leider is dei Filmrull vör 900 Beseukers, die kamen wiern, im Projektor awbrennt. Peters hett dei Situation rett, indem hei sich ganz einfach vör dei hell erleuchtete Lienwand stellt un dei Geschicht tau En’n vertellt hett. An nächst’n Dach wier allns vergäten. Dei Gäst ut Italien un dei Schweiz schipperten fröhlich öwer’n Papendiek. Dei Beamten von’t Innenministerium argerten sich öwer Verena Krafts Installation »Das Gehör«. Un Dieter Schumann hett as noch amtierender Leiter von’t Festival tau’t Filmemakerfrühstück inladt. Dat deit hei öwringens noch bit hüt. (Dat Foto zeicht em bi’t Kaken von dei obligatorische Fischsupp.)

Aw 1993 hett Hasso Hartmann denn dei künstlerische Leitung von’t Ganze öwernahmen – gewissermaßen as Schumanns Arw. Die beiden sünd einanner verbunnen bläben. Bit vör Kortem hett Hartmann rägen Andeil an dei Farrigstellung von Schumanns Film »So nah – so fern« nahm’n. Ümmer is in dei Landeshauptstatt ein’s nah’t anner kamen. Mario Adorf kem nah Armin Mueller-Stahl, Mueller-Stahl nah Gojko Mitic. Dit Johr kümmt Götz George. Zwor sünd die Büdjes mit dei Johren ümmer lütter word’n. Dei Stimmung ünner dei middewiel Dusende von Besäukers öwer waßt äbenso wie dat Bedürfnis nah soziale Uteinanderseddung.

* Übersetzung im nächsten Text

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