Gebt uns schönes Spielzeug!
Von Christof MeuelerKinder sind grausam,
Kinder brauchen Gold
Kinder brauchen Silber
Gebt uns unser Gold!
Gebt uns Spielzeug!
Schönes Spielzeug!
DAF, 1981
Kinder sind Alltagsterroristen. Je kleiner, desto klüger: Sie wissen, was sie wollen und vor allem wollen sie auf nichts verzichten. Unweigerlich wird in diese kleinen Wunschmaschinen die Kultur reingedrückt, die prinzipiell repressiv ist. Aus diesem Grund sind Eltern das letzte. So etwas wie schlechtes Wetter, leider überhaupt nicht zu vermeiden. In einem brutal-dialektischen Verhältnis gehen ihnen die Kleinen auf die Ketten. Die merken alles und finden viele Dinge komisch – wer sie unbedingt haben wollte, soll sehen, was man davon hat. Vor allem die Frauen, die sich noch immer am meisten um die Kinder kümmern. Weil Väter sich bloß wichtig machen. Wer kennt schon einen alleinziehenden Vater? Früher sollen diese Leute einmal eine Macht gewesen sein, das Gesetz schlechthin. Geprügelt wird kaum noch, dafür fangen die Kinder früher mit den Drogen an. Denn niemand langweilt sich schneller.
Die Alltagsterroristen leiden an einem entscheidenden Nachteil: Sie attackieren die herrschende Ordnung und ziehen sich nicht sofort zurück. Der elternpolizeiliche Fahndungsdruck ist enorm, doch niemals groß genug. Wie die Kinder, auch wenn man ihnen sonstwas erzählt. Sie furzen trotzdem. Und ziehen sich nicht an. Essen nur ungesundes Zeug. Wollen konstant weiter glotzen. Können selten einschlafen. Rülpsen. Laufen weg. Hören nicht zu. Trödeln rum. Ruinieren die Tischsitten. Zerstören fast alles. Weigern sich, aufzuräumen. Hänseln andere Leute. Lügen. Haben verdreckte Unterhosen. Glauben an den Satan. Oder beten an Gott. Fliegen von der Schule. Bilden Geheimgesellschaften aus. Kokeln. Belauern ihre Geschwister. Feiern eine Party nach der anderen. Mögen keine langen Reisen (kurze auch nicht unbedingt). Verkleben Kaugummi. Klauen. Passen nicht auf. Sympathisieren mit den Grünen. Oder werden Nazis. Erledigen keine Schularbeiten. Machen den Eltern ein schlechtes Gewissen. Und wollen dafür Geld, Geld, Geld.
Die heutigen Kinder dürften in der Mehrzahl ärmer als ihre Eltern werden. Ihre Aussichten sind schlecht. Vielleicht werden sie ja Kommunisten. Oder Eltern. Wer wen? Ein altes Problem von Lenin. Wer Kinder hat, für den ist nichts mehr, wie es einmal war, sagt ein ziemlich geschaffter Bill Murray in Sofia Coppolas Film »Lost in Translation« (2003). Das ist furchtbar. Andererseits, meint er, ist es wunderbar, zu sehen, wie sie anfangen zu laufen und zu sprechen. Auch kann man sich mit Kindern sehr interessant unterhalten. Insgesamt gesehen. Doch wer lebt schon insgesamt?
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