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Aus: rosa-luxemburg-konferenz 2010, Beilage der jW vom 27.01.2010

Besser als gerührt sein

Analyse, Diskussion, Aktion und Kultur: Fast 1500 Menschen trafen sich auf der XV. Rosa-Luxemburg-Konferenz in Berlin
Von Arnold Schölzel
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Eine Liedzeile der am 4. Oktober 2009 verstorbenen argentinischen Sängerin Mercedes Sosa lieferte den Titel für die diesjährige Rosa-Luxemburg-Konferenz: »Wer nicht alles ändert, ändert gar nichts«. Ein Satz aus dem »Aufbaulied der FDJ« von Bertolt Brecht, geschrieben im Jahr 1948, gab den Titel für die traditionelle Podiumsdiskussion: »Um uns selber müssen wir uns selber kümmern«.

Beide sich ergänzenden Zeilen bringen das zum Ausdruck, was offenbar die Anziehungskraft dieser Konferenz ausmacht: der Versuch, das Ganze der Verhältnisse zu fassen, und die Bemühung, in kritisch-solidarischer Diskussion daraus Schlußfolgerungen für eigenes Handeln zu ziehen. Das erste kann in wenigen Stunden nur ansatzweise gelingen, aber die Beiträge vor allem der internationalen Gäste auf der Konferenz, die ungefilterte Beschreibung dessen, was Krise und Krieg anderswo bedeuten, sind durch keinen Film, keine Reportage zu ersetzen. Die Politiker, Gewerkschafter, Wissenschaftler und Publizisten von allen Kontinenten demonstrieren Jahr für Jahr das, was diese Zeitung für sich in Anspruch nimmt: Es gibt ein anderes, ein wahrhaftigeres Bild von der Welt als das, das die Propagandainstitutionen der westlichen Welt verbreiten. So war es auch 2010. Das Ergebnis der Analysen aus Honduras, Kuba, Frankreich und Kanada lief – bei aller Verschiedenheit der Situation in diesen Länden – auf das hinaus, was Mercedes Sosa formuliert hat. Und es besagte: Die globalen Feldherren und die ihnen verbundenen Herrschaften aus dem Management von Demokratievernichtung und Sozialabriß agieren auf dünnem Eis. Mit dem herrschenden Wirtschaftssystem haben viele auf der Welt innerlich Schluß gemacht. Allerdings: Wie »alles« zu verändern ist, bleibt für die meisten offen.

In Brechts Lied heißt es: »Besser als gerührt sein ist: sich rühren, /denn kein Führer führt aus dem Salat.« Die etwa 1500 Gäste, die am 9. Januar in die Urania nach Berlin kamen, gehören durchweg zu denen, die »sich rühren« – nicht nur ein guter Jahresanfang.

Solidarität jetzt!

Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.

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