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Aus: fussball-wm, Beilage der jW vom 26.05.2010

Sie nannten ihn Isi

Es kann ja nicht nur einen geben, und am Ende zählt auf dem Platz: Welche Spielernatur die WM gewinnt
Gefängnis am Rand von Buenos Aires
Gefängnis am Rand von Buenos Aires

Wenn der Isi (von Isermann) beim Tischfußball antritt, sagen seine alten Freunde ehrfürchtig »Der Isi ist ein Zocker« und legen ihre letzten Scheine an den Spielfeldrand. Selten hält jemand die Wetteinsätze. Das ist aber egal für das, was dann passiert: Der Isi macht ein paar Schusselfehler, bis die entscheidende Kugel auf den Tisch kommt. Alle sind völlig verspannt. Dann läßt der Isi die Kugel abtropfen. Das stellt sich als aufreizend lascher Schuß heraus. Und sie kullert an den verblüfften Verteidigermännchen vorbei ins Tor.

Alle möglichen Spiele beendet der Isi auf diese Art. Beim Skat macht er den wichtigsten Stich mit der Sieben, die er also doch auf der Hand hatte – er freut sich wie ein kleines Kind darüber. Beim Billard hat er dem Fitch schon in der Schulzeit so viele Zehner abgenommen, daß der Fitch irgendwann seine Spielkonsole setzen mußte (seit der Isi die damals tatsächlich einkassierte, gilt er als Zocker).

Und natürlich spielt der Isi auch super Fußball. In der Jugend hat er ein paar Jahre lang ein bißchen Geld vom Verein gekriegt. Er hätte gerne weitergemacht, auch wenn er es – im erweiterten Sinn des Wortes – schwul findet, daß man für den DFB-Kader heute mit 20 an der Playstation gewinnen, mit 25 sein Fernstudium machen und mit 30 nur noch an seinem Golfhandicap arbeiten muß.

Einmal im Leben dachte ich, ich hätte eine Chance gegen ihn, im Tischtennis; er hatte die Nacht davor durchgezecht. Obwohl ich im zweiten Satz an die zehn Matchbälle hatte, war meine Niederlage am Ende deutlich. Ich mußte das auf den psychologischen Faktor zurückführen. Dem Isi kommt dieser Faktor seltsam vor, aber daß England und Holland im Fußball nicht gegen Deutschland gewinnen können, meint er, muß ja auch damit zu tun haben.

Bei der WM für Jungs 2010 wird es einen wie den Isi geben, der soviel Spaß am Spielen hat, daß er darüber alles andere vergißt. Und noch einen. Und mindestens noch einen dritten. Es macht den Spaß dieser Jungs aus, daß sie unbedingt gewinnen wollen (und keinesfalls müssen). Viele haben ihn. Überall auf der Welt. Gerade beim Fußball. Das – und sonst nichts Bestimmtes – zeigen die Bilder in dieser Beilage.

In den Texten geht es vor allem um das Land Südafrika und die Geschäfte, die die FIFA in diesen Tagen dort macht. Die im engeren Sinne sportlichen Einwürfe in den grau unterlegten Kästen kommen von Marek Lantz. Die letzte Seite sollten nur Leute lesen, die den Ausgang des Turniers nicht abwarten können.

(xre)

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