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Aus: literatur, Beilage der jW vom 14.03.2013

Die ausgefallene Literaturbeilage

Intro
Von René Hamann
Bild 1

Erinnert sich noch jemand an das »Ausgefallene Sport-Studio« im ZDF? Nein? Egal. In dieser Beilage geht es erstmals nicht darum, den Literaturbetrieb und seine Neuerscheinungen zu begutachten, zu präsentieren, zu feiern oder abzubügeln, nein, es geht um etwas ganz anderes: Um die Bücher selbst. Wir nehmen sie nämlich einmal ernst. Indem wir ganz genau auf die Bücher schauen, die schwer und bedeutsam zu Hause liegen, die seit Jahren staubfangend im Regal stehen oder auf dem Nachtschrank den Platz für den Morgenkaffee besetzen (oder als Unterlage dienen). Die Klassiker, die sich der Lektüre verweigern. Die, die man immer schon mal lesen wollte und jetzt schuldbewußt anschaut, um dann doch lieber zur DVD zu greifen. Den Schmöker, den man einfach nicht geschafft hat, obwohl alle sagen, wie gut das Buch ist. Die Ziegelsteine, die man gar nicht schaffen kann, es sei denn, man hat Zeit oder wird dafür bezahlt. Also das, was Literatur zum größten Teil ausmacht. Distinktionsgewinn, der keiner ist. Respekt vor dem Bildungsgut, der die Lektüre verhindert.

Dabei greifen wir eine Idee von Wiglaf Droste auf. Es geht hier also ausführlichst um »Bücher, die seit Jahren gelesen werden wollen, aber irgend etwas hindert mich«, respektive um »Flucht und Vermeidung – angebliche Klassiker, die sich gegen die Lektüre sperren (und die dann aus zweiter Hand gern nacherzählt werden)« oder um ähnliche Ansätze – und unsere Lieblingsautoren und viele, viele der jungen Welt nahestehenden »Prominente« erzählen frei von der Leber weg, ja, befreien sich vom Druck der belastenden Bücher. Von Lucy Redler, Katja Kullmann, Wolfgang Welt, Wolfgang Müller bis zu Tanja Dückers. Ein Fest.

Manchmal geht es auch nur darum, dem Wort auf die Welt zu helfen. Oder um es mit Balzac zu sagen, in dessen »Verlorene Illusionen« ich seit achtzehn Monaten immer mal wieder herumlese (Stand 1. März: Seite 470): »Seine Freunde vom Zirkel wurden Gimpel genannt! Und Lucien hörte dieses Urteil lachend mit an. Er hatte seinen Artikel gedruckt gesehen, hatte die unsägliche Freude der Schriftsteller gekostet, den ersten Genuß der Eigenliebe, der dem Geist nur ein einziges Mal in dieser Weise wohltut. Als er seinen Artikel wieder und wieder las, empfand er seine Tragweite und seine Bedeutung besser. Der Druck ist für die Manuskripte, was das Theater für die Frauen ist: Er bringt die Schönheiten und die Fehler zutage; er tötet ebenso, wie er lebendig macht; ein Fehler springt ebenso lebhaft in die Augen wie die schönen Gedanken.«

Man muß mal etwas wagen, wenn man gewinnen will. Sagt nicht zuletzt auch Donald Draper, Sie wissen schon. Der Werbemann aus »Mad Men«.

Was wir lesen müssen: Die Bilder dieser Beilage zeigen Fotos aus dem allerorten beschilderten Alltag.

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