Rosa-Luxemburg-Konferenz am 11.01.2025
Gegründet 1947 Sa. / So., 21. / 22. Dezember 2024, Nr. 298
Die junge Welt wird von 3005 GenossInnen herausgegeben
Rosa-Luxemburg-Konferenz am 11.01.2025 Rosa-Luxemburg-Konferenz am 11.01.2025
Rosa-Luxemburg-Konferenz am 11.01.2025
Aus: Feminismus, Beilage der jW vom 08.03.2017
Internationaler Frauentag

Nur zusammen stark

Lateinamerika, USA, Polen: Frauenprotest wird wieder sichtbar. Bleibt abzuwarten, ob Feministinnen auch hierzulande zu gemeinsamem Handeln finden
Von Jana Frielinghaus
S 01.jpg
Treffendes Motto auf dem Women’s March in Kanadas Hauptstadt Ottawa am 21. Januar 2017: Frauen müssen richtig fies werden, wenn es um die Durchsetzung oder Wahrung ihrer Rechte geht

Heute ist Frauenstreiktag. Das haben Feministinnen vieler Länder bereits im vergangenen Herbst angekündigt. Aktive in Lateinamerika werden vor allem die grassierende Gewalt gegen Frauen anprangern. In Polen geht es derzeit insbesondere um das Recht auf Selbstbestimmung über den eigenen Körper, denn die nationalkonservative Regierung plant dessen faktische Komplettstreichung durch Verschärfung des bereits jetzt geltenden weitgehenden Verbots des Schwangerschaftsabbruchs.

In den Vereinigten Staaten wird es überall Streik­aktionen unter dem Motto »A day without a woman« (ein Tag ohne Frau) geben. Bereits am 21. Januar, einen Tag nach der Amtseinführung von Präsident Donald Trump, wandten sich Hunderttausende Teilnehmerinnen der »Women’s Marches« insbesondere gegen Sexismus, Rassismus, Unterdrückung von Minderheiten und Migranten.

Beeindruckend an den Demonstrationen – allein in der Hauptstadt Washington beteiligten sich mehr als 500.000 Menschen, und in zahlreichen Städten der USA und Kanadas gab es weitere Märsche – war die Breite des Bündnisses. Hier traten bekannte Linke wie Angela Davis ebenso auf wie Popikonen, Mainstreampolitikerinnen und Hollywoodstars. Und weltweit gab es Solidaritätsaktionen. Das auf vielen Demonstrationen gezeigte Motto »Nasty Women Unite« ist die kreative Aneignung einer Bemerkung Trumps über seine Konkurrentin Hillary Clinton im Wahlkampf. Im Namen der Teilnehmerinnen sagte die Schauspielerin Ashley Judd in Washington: »Ich bin eine böse Frau – wie meine Großmütter, die Kämpfe geführt haben, damit ich wählen kann. Ich bin böse wie der Kampf für gleiche Löhne. (…) Wir sind hier, um böse zu sein.«

Beeindruckend auch, dass es auf den Demonstrationen keineswegs in erster Linie, wie vielfach kolportiert, um die Rechte von »LSBTQUIA« (die unausprechliche Abkürzung steht für Lesben, Schwule, Bisexuelle, Transpersonen, »Queers«, Inter- und, der Buchstabe ist noch relativ neu, Asexuelle) und rassistisch Diskriminierter ging. Vielmehr ist in den »Unity Principles« der Organisatorinnen der Kampf für die Rechte von Arbeiterinnen und Arbeitern, Migrantinnen und Migranten hervorgehoben.

Die internationale Kooperation von Frauen, die mit dem Women's March eine ganz neue Dimension erreichte, hat die deutsche Autorin und Feministin Anne Wizorek inspiriert. Pünktlich zum Internationalen Frauentag hat sie die Internetplattform feministischesnetzwerk.org an den Start gebracht. Die Webseite ist farblich genauso gestaltet wie womensmarch.org, und auch die dort formulierten Leitgedanken sind eng angelehnt an die Prinzipien der US-Amerikanerinnen, nur dass aus »Workers« nun wieder sozihaft und politisch korrekt »Arbeitnehmer*innen« geworden sind. Das aber ist letztlich egal, wenn die Plattform helfen kann, eine Art feministischer Aktionseinheit über Strömungsgrenzen und umkämpfte Themen hinweg zu schaffen. Dass sich schon jetzt zahlreiche Frauengruppen, bekannte Wissenschaftlerinnen, Journalistinnen, Politikerinnen zum Teil eines neuen Bündnisses erklärt haben, spricht dafür.

Dringend nötig wäre es auch, dass Gleichstellung im Erwerbsleben und Arbeiterinnenrechte hierzulande bei feministischen Kundgebungen mehr Gewicht bekommen und dass sie sich nicht nur gegen »Klassismus«, also gegen die Abwertung und Diskriminierung von Menschen aufgrund ihrer sozialen Herkunft, wenden. Denn das allein ändert nichts an der Marginalisierung immer größerer Teile der Bevölkerung nicht durch Beleidigungen, sondern durch materielle Not. Von der sind Frauen weit überdurchschnittlich betroffen, und die sozialdemokratisch-grünen Hartz-IV-Reformen von 2005 haben mit Minijobs und »Bedarfsgemeinschaften« dafür gesorgt, dass die Ungleichheit noch einmal gewaltig zugenommen hat. Die Frauenfeindlichkeit von Hartz IV und Renten»reformen« der letzten 30 Jahre schildert die Publizistin Kristina Vaillant im jW-Interview (siehe Seite 4/5 dieser Beilage).

Neue Plattform:

feministischesnetzwerk.org

Aktionen zum Frauentag international:

womensmarch.com/womensday

Solidarität jetzt!

Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.

In unseren Augen ist das Urteil eine Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit in der Bundesrepublik. Aber auch umgekehrt wird Bürgerinnen und Bürgern erschwert, sich aus verschiedenen Quellen frei zu informieren.

Genau das aber ist unser Ziel: Aufklärung mit gut gemachtem Journalismus. Sie können das unterstützen. Darum: junge Welt abonnieren für die Pressefreiheit!

Ähnliche:

  • US-Außenminister Rex Tillerson am Mittwoch abend nach der Landun...
    24.02.2017

    Trumps Männer im Hinterhof

    US-Außenminister Rex Tillerson zu Besuch in Mexiko eingetroffen. Dortige Regierung übt sich in Gehorsam
  • Kubanische Migranten am Flughafen von Reynosa in Mexiko am 17. J...
    31.08.2016

    Ein Produkt des Kalten Krieges

    USA fördern Migration aus Kuba. Auswanderer werden in die Hände von Schleuserbanden getrieben
  • Kubanische Migranten am Donnerstag an der Grenze zwischen Panama...
    16.04.2016

    Protestbrief an Obama

    Migrationskrise in Zentralamerika spitzt sich wieder zu. Regierungen machen USA verantwortlich