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Aus: junge Welt-Fotowettbwerb, Beilage der jW vom 17.11.2021
jW-Fotowettbewerb 2021

In Zeiten des Notstands

Zum diesjährigen jW-Fotowettbewerb erreichten uns ingesamt 254 Einsendungen
Von Michael Merz
Platz 1 beim Thema »Widerstand hat viele Gesichter«: Constantin
Platz 1 beim Thema »Widerstand hat viele Gesichter«: Constantin Zinn (18), Ortenberg, Titel: »Protester against police violence«, Aufnahmeort: Frankfurt am Main

Aufregende Tage sind es, die wir gerade erleben. Da gilt es, Momente einzufangen, um deren Besonderheit für die Nachwelt zu erhalten. Diese Aufgabe haben beim diesjährigen jW-Fotowettbewerb 76 Hobbyfotografinnen und -fotografen teils mit Bravour erfüllt. Die jW-Jury hat die besten Bilder ausgewählt, und hier sind die Ergebnisse: Sie rütteln auf, sie machen nachdenklich, sie stimmen kämpferisch. Ohne Zweifel sind es Werke, an denen man nicht so leicht vorbeigeht. Visuelles Einerlei ist es nicht, was es hier zu sehen gibt, auch keine Hochglanzproduktionen: Auf der Straße wird für das Recht auf ein menschenwürdiges Dasein gekämpft (wie im Foto auf dieser Seite während einer Demonstration gegen Polizeigewalt), in den Blick genommen werden auch die Umstände der Coronapandemie, das Auf-Abstand-Gehen oder Nähe-Suchen (Seiten zwei und drei), hochgehalten und persönlich interpretiert wird die Erinnerung an geschichtsträchtige Ereignisse und Orte (Seiten vier und fünf).

Da ergibt sich eine absurde Situation, die, von oben betrachtet, ihre ganze Tragikomik entfaltet (»Mittagstisch« von Christian Scholz), oder es wird im richtigen Moment auf den Auslöser gedrückt, um die Verbindung zwischen zwei Menschen einzufangen (»Kurze Lockerung« von John Evers). Bemerkenswert auch Gerhard Schumms Dreiteiler zur Berliner Stadtgeschichte damals und heute. Dann wird gegen den Mietenwahnsinn protestiert, Solidarität mit Wohnungslosen geübt oder die Pariser Kommune zu neuem Leben erweckt. Und selbst Pittiplatsch geht mal als Autonomer durch. Lassen Sie sich überraschen!

Zu drei Themenbereichen und einem Jugendthema gab es insgesamt 254 Einsendungen. Am beliebtesten erwies sich die Rubrik »Orte mit Geschichte« mit 108 Fotos, vor »Widerstand hat viele Gesichter« (69) und »Arbeit und Leben trotz Pandemie« (68). Zum Thema für die Nachwuchsfotografinnen und -fotografen (»Vorbilder«) gab es neun Bilder, die die jW-Redaktion erreichten. Jung und alt waren dabei – vom Teenager- bis zum Seniorenalter.

Alle Preisträgerinnen und -träger können sich über tolle Gewinne freuen. Leider müssen aufgrund der sich verschärfenden Pandemielage Preisverleihung und Ausstellungseröffnung in der jW-Ladengalerie verschoben werden. Wann sie stattfinden werden, darüber wird die junge Welt auf dem laufenden halten. Herzlichen Dank an alle Teilnehmenden und Glückwünsche an die Gewinnerinnen und Gewinner!

Solidarität jetzt!

Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.

In unseren Augen ist das Urteil eine Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit in der Bundesrepublik. Aber auch umgekehrt wird Bürgerinnen und Bürgern erschwert, sich aus verschiedenen Quellen frei zu informieren.

Genau das aber ist unser Ziel: Aufklärung mit gut gemachtem Journalismus. Sie können das unterstützen. Darum: junge Welt abonnieren für die Pressefreiheit!

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