Reisen und »reisen«
Von Ina SembdnerKroatien ist gerade dafür belohnt worden, Schutzsuchende an seinen Grenzen Asylrechte zu verweigern. Vergangene Woche gab es von seiten der EU grünes Licht für den Beitritt zum Schengen-Raum. Das erleichtert die Freizügkeit und das Reisen der Einwohner des Landes deutlich. Anders sieht es mit jenen aus, die über die bosnisch-kroatische Grenze versuchen, EU-Boden zu erreichen, um dort ihr Recht wahrzunehmen, einen Antrag auf Asyl zu stellen.
Alieren Renkliöz und Karina Wasitschek waren vor Ort und berichten in ihrem Text »Unfreiwillig unterwegs« von den »People on the move« im kleinen Städtchen Velika Kladusa in Bosnien und Herzegowina. Die Asylsuchenden, die sich selbst als »Reisende« bezeichnen, haben alle bereits einen langen Weg hinter sich. Sie kommen oft aus Kriegsgebieten im Nahen und Mittleren Osten und haben wiederholt Gewalt erfahren müssen, die an der EU-Außengrenze noch einmal eine neue Dimension erreicht.
Eine andere Form der Einschränkung der Freizügigkeit erleben Menschen, die Kuba bereisen wollen. Volker Hermsdorf beschreibt in seinem Artikel »Kuba lädt ein« die derzeitigen Einschränkungen und Probleme, die es beim Besuch der sozialistischen Inselrepublik zu beachten gilt. Da wäre einerseits die seit mittlerweile über 60 Jahre andauernde US-Blockade, die bestehende oder neu auftretende Probleme noch einmal deutlich verschärft. Andererseits kommen die Schikane gegen jene hinzu, die trotz aller Versuche, das Land zu isolieren, nach Kuba reisen. Sie sind deshalb seit kurzem vom vereinfachten Visavergabeverfahren »ESTA« der USA ausgeschlossen.
Wer hier im Land bleiben möchte, kann im Text von Lena Reich erfahren, was es auf dem Weg von Anklam nach Szczecin zu entdecken gibt. Entlang des Stettiner Haffs trifft die Autorin auf nordische Urgesteine wie die Marktfrau von Ueckermünde. Die Bilder dieser Beilage entstammen ebenfalls dieser Reise auf einem E-Bike und erzählen von Lost Spaces – also verlassenen und meist vergessenen Orten –, die sich auf dem Weg finden lassen, beschaulichen Ortschaften und natürlich jeder Menge Wasser.
Reisen sollte aber im besten Fall auch immer der Erweiterung des Wissens- und Erfahrungshorizonts dienen. Besonders für jene, die aus revolutionären und aufständischen Bewegungen für die Zukunft lernen wollen. Ronald Weber führt in seinem Text »Erinnerung im Baskenland« in den spanischen Teil dieser nach Unabhängigkeit strebenden Region. Immer noch wird von Ewiggestrigen ehrend des Faschismus gedacht. Da gibt es für Linke in der Gesellschaft noch viel zu tun. Das Interesse am Partisanenkampf ist gerade im Baskenland sehr groß.
Rainer Hackauf führt die Lesenden abschließend auf einen besonderen Rundgang durch die österreichische Hauptstadt. Mit Blick auf Geschichte von unten erfahren wir beispielsweise von Franz Hebenstreit, der schon vor mehr als 230 Jahren vom Kommunismus dichtete und und letztlich auf dem Schafott endete. Unvergessen auch der Ruf des Tischlergesellen Nikola Njegos, der im Parlament »Hoch den Sozialismus« rief. Die Kugel seines Revolvers traf jedoch nicht den Justizminister, sondern blieb in der Regierungsbank stecken.
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