75 Ausgaben junge Welt für 75 €
Gegründet 1947 Donnerstag, 21. November 2024, Nr. 272
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Aus: jW-Shop Herbst, Beilage der jW vom 20.09.2023
Editorial

Liebe Leserinnen und Leser!

Erinnerung an Michael Mäde-Murray
Von Peter Borak
Eröffnung der Ausstellung »›Karneval der Tiere‹ – Kinder- und Ju
Eröffnung der Ausstellung »›Karneval der Tiere‹ – Kinder- und Jugendbuchillustrationen von Lea Grundig aus ihrem Exil (1942–1948)«, am 28. Februar 2019 in der junge Welt-Ladengalerie mit Dr. Maria Heiner, Kuratorin und ­Mitarbeiterin am Werkverzeichnis von Lea Grundig, und Michael Mäde-Murray, Leiter der Ladengalerie

Viele von Ihnen erinnern sich sicher an die stets mit Gewinn zu lesenden Editorials unserer Shopbeilagen, in denen sich mehr als ein Jahrzehnt lang Michael Mäde-Murray an Sie wandte. Michael leitete die jW-Ladengalerie und damit auch unsere Shopaktivitäten. Mit großer Sachkenntnis stellte er für die Leserschaft relevante Bücher, DVDs und andere Kulturgüter vor und begründete seine Empfehlungen mit treffend formulierten Einschätzungen des politischen und kulturellen Zeitgeschehens. Vor drei Jahren musste er sich dann schweren Herzens von dieser Aufgabe zurückziehen, um sich auf den Kampf gegen eine unbarmherzige Krankheit zu konzentrieren und auf die Vollendung seiner ihm als Dichter und Schriftsteller im wahrsten Sinne des Wortes lebenswichtigen Projekte. Beides tat er mit bewundernswertem Kampfgeist und Lebensmut, bis ihn am 8. September der befürchtete Tod dann doch viel zu früh ereilte.

Wie allen seinen Freundinnen und Freunden, Kolleginnen und Kollegen, Genossinnen und Genossen ist es dem Kollektiv von jW-Galerie und -Laden ein besonderes Bedürfnis, dem Vermächtnis Michaels gerecht zu werden, indem wir sein Schaffen und sein Werk möglichst vielen Menschen nahebringen. Folgerichtig stellen wir Ihnen auf Seite 6 dieser Beilage ausgewählte Zeugnisse seiner literarischen Meisterschaft und Vielseitigkeit vor. Da Michael, gerade wenn es seine eigene Person betraf, ein außerordentlich bescheidener Mensch war und von ihm Verfasstes grundsätzlich nicht in diesem Shop anbot, liegt entsprechender Nachholbedarf nahe.

Darüber hinaus wurde bei der Erarbeitung dieser Beilage sorgsam darauf geachtet, das Angebot für Sie so zu gestalten, wie Michael die Schwerpunkte gesetzt hätte. Der Kampf gegen imperialistische Kriege stand bei ihm stets an erster Stelle. Auf den Seiten 4, 5 und 7 finden Sie dazu aktuelle Leseempfehlungen. Aus der Geschichte zu lernen und die für den Fortschritt Kämpfenden nie zu vergessen, das war ihm nicht minder wichtig. Unser Chile-Spezial nimmt viele Intentionen Michaels auf. Das gilt ebenso für den Umgang mit dem Erbe der DDR (Seiten 5 und 7), die aktive internationale Solidarität, insbesondere mit Kuba (­Seite 2), und die Würdigung des antifaschistischen Kampfes (Seite 7). Vor allem aber hat sich Michael Mäde-Murray mit ganzer Kraft engagiert, wenn es darum ging, fortschrittliche Menschen zusammenzuführen und sie bestärkende Begegnungen zu organisieren. Die Rosa-Luxemburg-Konferenz war dabei auch für ihn der alljährliche Höhepunkt dieses Bestrebens. Die Beweggründe dafür können Sie gut nachvollziehen, wenn Sie unsere Offerten zum Hören und Sehen (Seite 8) nutzen und sich einen Eindruck von der einzigartigen Atmosphäre dieser Veranstaltungen verschaffen. Michael Mäde-Murray hat Vorschläge gemacht, die auch diese Beilage prägen. Lassen Sie ihn uns gemeinsam ehren, indem wir einige davon annehmen.

Solidarität jetzt!

Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.

In unseren Augen ist das Urteil eine Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit in der Bundesrepublik. Aber auch umgekehrt wird Bürgerinnen und Bürgern erschwert, sich aus verschiedenen Quellen frei zu informieren.

Genau das aber ist unser Ziel: Aufklärung mit gut gemachtem Journalismus. Sie können das unterstützen. Darum: junge Welt abonnieren für die Pressefreiheit!