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06.11.2010, 13:03:56 / Castorproteste 2010

»Wir wollen eine Energierevolution«

Von Interview: Claudia Wangerin
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Greenpeace-Geschäftsführer Naidoo lobt deutsche Anti-Atombewegung.

Kumi Naidoo ist Geschäftsführer von Greenpeace International und nimmt im Wendland an den Protesten gegen den Atommüll-transport nach Gorleben teil.

Willkommen in Deutschland. Welchen Eindruck haben Sie von der Anti-Atombewegung hier?

Ich bin sehr beeindruckt von ihren Aktivitäten – obwohl ich schon wußte, daß fast drei Viertel der Deutschen gegen Atomkraft sind. Der Protest hier ist gut organisiert und generationsübergreifend: Junge Leute, Familien, ältere Leute; und Bauern wie Gewerkschafter wehren sich gegen die Gefährdung ihrer Umwelt und Gesundheit. Die Stimmung ist gut; kämpferisch, aber friedlich. Das ist wirklich ermutigend.

Sie kommen in Ihrer Funktion viel herum. Wie groß ist das Interesse an den Geschehnissen rund um den Atommülltransport nach Gorleben in anderen Ländern der Welt?

Radio MSH

Im Moment ist das Interesse sehr groß. Die Greenpeace-Familie blickt sowieso sehr aufmerksam ins Wendland, aber auch viele Medien tun das. Gestern war ich in Frankreich, wo der Castor-Transport startete. Auch dort war das Medienecho sehr groß. Es kann von den Regierungen nicht als lokale oder regionale Angelegenheit abgetan werden.

Sie kommen aus Südafrika. Ihr Kontinent leidet am stärksten unter dem Klimawandel. Die Lobbyisten der Atomkraft bezeichnen diese als wichtige Brückentechnologie, die unverzichtbar sei, um das Schlimmste zu verhindern. Was ist Ihre Antwort?

Investitionen in die Atomkraft sind keine Investitionen in die Zukunft oder gegen den Klimawandel, sondern sie behindern den Ausbau der Nutzung erneuerbarer Energien. Wir dagegen wollen eine Energierevolution.

Wie sehen das Durchschnittsmenschen in Südafrika? Informieren sie sich über energiepolitische Fragen, oder sind sie durch den täglichen Existenzkampf abgelenkt?

Zunächst  mal dürfen wir nicht vergessen, daß 1,6 Milliarden Menschen auf diesem Planeten gar keinen Zugang zur Energieversorgung haben. Für sie hat es natürlich Priorität, diesen Zugang zu bekommen. Sie haben ja oft auch kein sauberes Wasser und müssen es abkochen, damit ihre Kinder nicht krank werden. Wir reden also über Infrastruktur, die sowieso erst geschaffen werden muß. Warum also auf eine veraltete Risikotechnologie zurückgreifen? Atomkraft ist keine Lösung, um diese Menschen schnell, sicher und billig mit Energie zu versorgen. Die Lösung sind erneuerbare Energien. Gerade Afrika hat ein riesiges Potential an Wind- und Solarenergie. Wenn wir dieses Potenzial konsequent nutzen, haben wir auch das Arbeitsplatzargument auf unserer Seite. Und auf Dauer können die Menschen so schneller, sicherer, sauberer und billiger mit Energie versorgt werden.

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