Rosa-Luxemburg-Konferenz am 11.01.2025
Gegründet 1947 Freitag, 27. Dezember 2024, Nr. 301
Die junge Welt wird von 3005 GenossInnen herausgegeben
Rosa-Luxemburg-Konferenz am 11.01.2025 Rosa-Luxemburg-Konferenz am 11.01.2025
Rosa-Luxemburg-Konferenz am 11.01.2025
03.04.2013, 21:06:45 / Entscheidung in Venezuela

Tierstimmenimitator des Tages: Nicolás Maduro

Von scha

Die Deutsche Presseagentur ist entzückt, denn Venezuelas geschäftsführender Präsident Nicolás Maduro hat einen Vogel. Der Nachfolger von Hugo Chávez habe am Dienstag (Ortszeit) erklärt, »der Verstorbene sei ihm in Gestalt eines Vögelchens erschienen«, meldete dpa.

Die Geschichte vom Vögelchen hat Maduro tatsächlich erzählt – aber die Behauptung, er habe in dem Spatz eine Reinkarnation des venezolanischen Comandante gesehen, ist eine Erfindung des dpa-Korrespondenten.

In Venezuela selbst spielt das Vögelchen kaum eine Rolle, nur die Tageszeitung Últimas Noticias stellte dazu ein Video ins Netz (youtu.be/487Mp7Un7Eg). In diesem wird deutlich, was der Kandidat des Regierungslagers für die Wahlen am 14. April tatsächlich gesagt hat.

Nicolás Maduro hatte am Dienstag morgen Angehörige des verstorbenen Präsidenten in dessen Heimatort im Bundesstaat Barinas besucht. Dort im Garten habe er den »Geist« von Hugo Chávez »gespürt« – so wie andere vielleicht am Brandenburger Tor den »Geist der Geschichte« spüren mögen. Da sei das Vögelchen angeflogen gekommen, habe sich hingesetzt und gezwitschert – und Maduro zwitscherte zurück. Die einzige tatsächliche Lehre aus diesem Vorgang: Nicolás Maduro hat ein echtes Talent als Tierstimmenimitator.

Und der dpa-Korrespondent in Caracas hat ein Talent, aus nichts eine Meldung zu machen. So wie er vor einigen Wochen schon mal ganz ernsthaft nach Deutschland tickerte, der verstorbene Präsident habe nach Ansicht Maduros im Himmel seine Finger bei der Wahl des neuen Papstes im Spiel gehabt – und unterschlug, daß es sich um einen Witz des neuen Staatschefs gehandelt hatte. Das würde ja auch nur bei dem Versuch stören, Maduro wie früher Chávez zum verrückten Exzentriker zu stilisieren, den man nicht ernstnehmen könne.

Solidarität jetzt!

Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.

In unseren Augen ist das Urteil eine Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit in der Bundesrepublik. Aber auch umgekehrt wird Bürgerinnen und Bürgern erschwert, sich aus verschiedenen Quellen frei zu informieren.

Genau das aber ist unser Ziel: Aufklärung mit gut gemachtem Journalismus. Sie können das unterstützen. Darum: junge Welt abonnieren für die Pressefreiheit!