Wahl verläuft störungsfrei
Von André Scheer, Caracas»Die Neuigkeit ist, daß es praktisch keine Neuigkeiten gibt«, konnte die Präsidentin des Nationalen Wahlrates (CNE) um wenige Minuten nach 11 Uhr Ortszeit bei ihrer ersten Pressekonferenz am Wahltag den versammelten Journalisten mitteilen. Es habe lediglich vier Fälle gegeben, in denen Personen den Stimmzettel aufgegessen hätten, statt ihn in die Urne zu werfen. Außerdem habe es einige wenige Anzeigen gegeben, weil Wähler ihre Stimme nicht alleine, sondern in Begleitung abgegeben hätten.
Ernsthafte Zwischenfälle habe es keine gegeben, bestätigte auch das Oberkommando der Streitkräfte kurz zuvor in einer Pressemitteilung. An den Außengrenzen Venezuelas, speziell an der zu Kolumbien, herrsche ebenfalls Ruhe. Die Grenzübergänge zu Lande sind am heutigen Wahltag geschlossen worden. Allerdings haben die Streitkräfte offenbar besondere Vorsichtsmaßnahmen getroffen. Wie der Präsident des Instituts für das kulturelle Erbe (IPC), Raúl Grioni, gegenüber junge Welt sagte, hätten ihm gegenüber Offiziere angekündigt, die Urnen am Sonntag abend zur Sicherung in die Kasernen zu transportieren, anstatt sie wie sonst über Nacht in seinem zum Wahllokal umgewidmeten Institut zu überwachen und erst am Montag abzutransportieren.
Gegen 12 Uhr teilte Jorge Rodríguez, der Chef des Wahlkampfstabes von Nicolás Maduro, bei einer Pressekonferenz, daß bis zu diesem Zeitpunkt bereits mehr als acht Millionen der gut 18 Millionen Wahlberechtigten ihre Stimme abgegeben hätten. Das sei eine »sehr gute Nachricht«, alles deute auf eine erneut sehr hohe Beteiligung hin. Der derzeitige Zwischenstand eröffne die Möglichkeit, daß Venezuela einen neuen Beteiligungsrekord aufstelle. Tibisay Lucena hatte zuvor noch vermieden, konkrete Auskünfte darüber zu erteilen, ob die Wahlbeteiligung gestiegen oder gesunken sei. Bei der letzten Wahl am 7. Oktober 2012 hatten 82 Prozent der Berechtigten ihre Stimme abgegeben.
Rodríguez rief die Anhänger der Opposition auf, auf Provokationen zu verzichten und die Menschen friedlich und ungestört wählen zu lassen.
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