»Das, was Capriles tut, ist niederträchtig«
Von André Scheer, CaracasDaniel Viglietti, geboren 1939 in Montevideo, ist einer der berühmtesten Protestsänger Uruguays und Lateinamerikas
Sie haben am Freitag in Caracas Ihr neues Lied »Bolivariano« vorgestellt. Was hat Sie dazu bewogen, Venezuela ihren neuen Titel zu widmen?
Dieses Lied, »Bolivariano«, habe ich in aller Eile vor ein paar Wochen geschrieben. Den Anstoß dazu gab mir das uruguayische Dorf Bolívar, dem Chávez bei einem Besuch eine Brücke gespendet hatte, um die Lebensbedingungen der Menschen zu erleichtern. Dieses kleine Dorf mit gerade einmal 200 Einwohnern ist dem verstorbenen Präsidenten Venezuelas zutiefst dankbar.
Nach dessen Tod gab es dort eine große Gedenkzeremonie, an der Präsident Pepe Mujica, Repräsentant des Linksbündnisses Frente Amplio, und hohe Würdenträger teilgenommen haben. Dort habe ich erstmals dieses Lied vorgestellt, das ich jetzt auch in Venezuela singe. Ich konnte es unter anderem bei der großen Abschlußveranstaltung des Wahlkampfes von Nicolás Maduro vortragen, vor Millionen Menschen, inmitten von Freude und Begeisterung.
Wie bewerten Sie die Wahlen in Venezuela?
Wie beurteilen Sie es, daß der Oppositionskandidat Henrique Capriles Radonski bei seinen Wahlkampfkundgebungen Lieder des linken Protestsängers Alí Primera gespielt hat?
Welche Bedeutung hat die Entwicklung in Venezuela für die Kultur in diesem Land und darüber hinaus?
Bei dieser Gelegenheit habe ich erlebt, welche Begeisterung die Venezolaner für das Lesen entwickelt haben, Tausende konnten Bücher zu sozial verträglichen Preisen erwerben. Hier werden also große Anstrengungen für die Kultur unternommen, und das sagt vieles über dieses Land aus. Ich habe einmal gesagt: Diktatur und Kultur passen nicht zusammen.
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