Sorge um Kubas Ärzte in Venezuela
Von Volker Hermsdorf, Havanna»Was sind das nur für Menschen, die unsere Ärzte und Krankenschwestern angreifen? Wie kann man nur jemanden bedrohen, der gekommen ist, um zu helfen?«, fragt unsere 81jährige Nachbarin Dora in Arbeiterviertel Mantilla der kubanischen Hauptstadt mit Tränen in den Augen, nachdem sie in den TeleSur-Nachrichten Meldungen über die gewaltsamen Überfälle auf kubanische Ärzte und Gesundheitszentren gesehen hatte. Ihr Ehemann José, ein 80jähriger Taxifahrer, bemerkt dazu: »Die so etwas tun sind keine Leute mit menschlichen Gefühlen. Das sind Faschisten. Das sind die gleichen Leute, die in der Schweinebucht unsere Milizionäre getötet haben und die hier in Kuba ihre Ziele mit Bomben und Terror erreichen wollen. Diese Leute haben Salvador Allende ermordet und greifen jetzt Nicolás Maduro und Venezuela an. Das sind keine normalen Menschen, das sind Faschisten und Mörder.«
Während Kuba am Dienstag den 52. Jahrestag der Proklamation des sozialistischen Charakters seiner Revolution durch Fidel Castro und den Sieg über die Invasoren in der Schweinebucht (vom 17. bis 19. April 1961) feierte, war in den Straßen und Stadtteilen Havannas die Besorgnis vieler Menschen über die Situation in Venezuela zu spüren. In verschiedenen Blogs kubanischer Autoren wird die Sorge aber auch die Solidarität mit dem Volk Venezuelas ausgedrückt.
Auch eine Kellnerin im Restaurant »La Rocca« in Vedado machte am Dienstag abend einen besorgten Eindruck. Ihr Vater ist als Arzt im Bundesstaat Miranda, einem Zentrum der gewalttätigen Contras, in dem Oppositionsführer Henrique Capriles Gouverneur ist. »Er war auch schon in Haiti, um dort den Erdbebenopfern zu helfen«, sagt sie. Dort seien die kubanischen Ärzte und Schwestern von Menschen aller politischen Richtungen freundlich und respektvoll behandelt worden. »Jetzt mache ich mir aber Sorgen, denn mein Vater hat mir am Telefon gesagt, daß die Capriles-Anhänger unberechenbare Fanatiker sind.«
In einem Forum des Internetportals Cubadebate schreibt Luis Raimund (»ein Bruder aus Kuba an meine Brüder in Venezuela«): »Erinnert Euch, daß Che uns immer gemahnt hat, dem Imperialismus kein einziges Stück nachzugeben. Und Capriles ist nichts weiter als der Vertreter der venezolanischen Bourgeoisie, der Oligarchie und des Imperialismus.«
In dem Blog »La Pupila Insomne« des kubanischen Journalisten Iroel Sánchez schreibt der Leser Juan Bautista: »Die Ultrakonservativen akzeptieren keine Ergebnisse, die nicht in ihrem Interesse sind. Ist das die Demokratie, von der die USA und Europa und die Bourgeoisie allgemein immer reden?«
In einem gemeinsamen Aufruf haben eine Vielzahl kubanischer Blogger und Internetaktivisten die gewalttätigen Ausschreitungen der venezolanischen Opposition gegen kubanische Ärzte kritisiert. »Als Bürgerinnen und Bürger Kubas verurteilen wir jeden Versuch, das Leben der Ärzte unseres Vaterlandes aus Fremdenhaß, politischer Intoleranz oder irgendwelchen anderen Gründen in Gefahr zu bringen«, heißt es in dem Aufruf (Siehe: http://www.cubano1erplano.com/2013/04/los-medicos-cubanos-son-sagrados-carta.html?utm_source=twitterfeed&utm_medium=twitter )
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