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22.04.2013, 17:59:56 / Entscheidung in Venezuela

»Faschismus«, »Neuwahlen«, »Alles Lüge«: Die Welt des Henrique Capriles

Von André Scheer
Alles nie passiert? Zerstörte Gesundheitszentren
Alles nie passiert? Zerstörte Gesundheitszentren in den Bezirken Sucre und Naguanagua

Während international die Anerkennung für den venezolanischen Präsidenten Nicolás Maduro wächst und inzwischen unter anderem auch die Regierungen Frankreichs und Mexikos dem gewählten Staatschef ihre Glückwünsche übermittelt haben, will sich Oppositionskandidat Henrique Capriles Radonski mit seiner zweiten Wahlniederlage innerhalb eines halben Jahres weiter nicht abfinden.

Im Gespräch mit der rechten spanischen Tageszeitung »El Mundo« forderte er nun sogar, ohne die derzeit laufende Überprüfung der Wahlurnen auch nur abzuwarten, eine Wiederholung der Wahl. Diese könne vollständig oder zumindest in den Wahllokalen, in denen Unregelmäßigkeiten festgestellt würden, stattfinden, erklärte er.

Dabei sind seine Belege für die mutmaßlichen Manipulationen weiter dürftig, wie der Chef von Maduros Wahlkampfstab, Jorge Rodríguez, in der vergangenen Woche Punkt für Punkt belegt hatte. Trotzdem beharrt Capriles gegenüber »El Mundo« auf seiner Argumentation. Er erwarte von der Überprüfung, daß festgestellt werde, ob eine bestimmte Person mehrfach gewählt hat oder ob Tote »an der Abstimmung teilgenommen« haben. »Unsere Beschwerden konzentrieren sich auf die Unstimmigkeiten zwischen der Akte und der Auszählung, Gewalt in den Zentren, begleitete Stimmabgabe, Wahlwerbung in den Zentren, Personen die zwei- oder dreimal gewählt haben.«

Trotzdem hat sein Lager die Wahlen nicht angefochten, sondern lediglich die Überprüfung beantragt. Aber danach fragt der Interviewer von »El Mundo« nicht. Statt dessen will er wissen, was das Ergebnis der Audition sein wird, und Capriles antwortet: »Daß die Wahlen wiederholt werden müssen. Wenn nicht im Ganzen, so zum Teil. Aber diese teilweise Wiederholung umfaßt eine so große Zahl von Wählern, daß sie nicht nur den Abstand verringern, sondern uns den Sieg geben wird.«

Eine Antwort darauf, ob er das Ergebnis der Überprüfung durch den Nationalen Wahlrat (CNE) anerkennen wird, vermeidet Capriles allerdings. Die Behörde handle »nach den Interessen einer Partrei, aber die Stimmen konnten sie nicht verändern«. So sei offensichtlich, daß Beamte, die für die Opposition gestimmt haben, verfolgt würden.

Capriles erklärt jedoch nicht, warum sein eigenes Lager noch im vergangenen Oktober und auch im jetzigen Wahlkampf damit geworben hat, daß die Wahl geheim und Manipulationen ausgeschlossen seien. Wie die Stimme eines Beamten für die Opposition bei einer geheimen Wahl herauskommen soll, verschweigt der Oppositionsvertreter.

Die Gewalt der Regierungsgegner gegen Gesundheitszentren, Parteibüros und linke Aktivisten streitet Capriles gleich komplett ab: »Die Fälle von Gewalt, die wir untersuchen konnten, sind Lüge. Sie haben von betroffenen Gesundheitszentren berichtet, aber nach dem, was wir untersucht haben, ist dort absolut gar nichts passiert.« Statt dessen wirft er der Regierung von Nicolás Maduro »Faschismus« vor.

Das vollständige Interview (in spanischer Sprache): http://www.elmundo.es/america/2013/04/22/venezuela/1366622540.html


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