Abschiebung aus Tel Aviv
Von Claudia WangerinInsgesamt 15 Aktivisten, Crewmitglieder und Journalisten, die sich am Dienstag morgen an Bord der französischen Motoryacht »Dignité al Karama« befanden, als diese vor der Küste Gazas von der israelischen Marine geentert wurde, sollten bis Mittwoch abend aus Israel abgeschoben werden.
Dies berichteten israelische Medien unter Berufung auf eine
Sprecherin des Innenministeriums. Mehrere Personen seien bereits vom
Flughafen in Tel Aviv ausgeflogen worden.
Neben den 15
ausländischen Staatsbürgern, überwiegend Franzosen, war auch die
israelische Reporterin Amira Hass, eine Mitarbeiterin von Haaretz, an
Bord der »Dignité«.
Schiff und Passagiere waren nach der Enterung in den südisraelischen Hafen Aschdod gebracht worden. Mit Ausnahme der israelischen Staatsbürgerin, die noch am Dienstag freigelassen wurde, hatten sie alle aus der Sicht der Einwanderungsbehörde versucht, illegal nach Israel einzureisen.
Tatsächlich wollten sie die israelische
Seeblockade des palästinensischen Gazastreifens überwinden –
ursprünglich als Teil einer Friedensflottille, deren Schiffe zum
Großteil wegen des Auslaufverbots in Griechenland festsitzen.
Unklar blieb am Mittwoch, wie weit die »Dignité« beim Entern von der
Küste entfernt war. Militärsprechern zufolge hatte die israelische
Marine etwa zwölf Meilen vor Gaza eingegriffen. Amira Hass berichtete am
Mittwoch in Haaretz, drei Kriegsschiffe und sieben Kommandoboote seien
bereits 50 Seemeilen vor der Küste aufgetaucht, um die »Dignité« zu
entern.
Am Dienstag abend war auf der englischsprachigen Internetseite
von Haaretz von »drei Meilen vor der Küste« die Rede – in einem Artikel,
der sich zum Teil auf Agenturinformationen stützte.
Die
Organisatoren der »Free Gaza«-Bewegung sprechen von einem Zugriff in
internationalen Gewässern – also außerhalb der Zwölfmeilenzone. Nach
Militärangaben gab es nach der ersten Kontaktaufnahme mit der Crew
mehrere Aufforderungen, den Kurs zu ändern, bevor das Schiff geentert
wurde. Anders als im vergangenen Jahr beim Kapern der ersten »Free
Gaza«-Flottille hatte es dabei keine Verletzten gegeben.
Der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan verlangte eine offizielle Entschuldigung für die Tötung von neun türkischen Aktivisten durch die israelische Marine. Dies berichteten am Mittwoch mehrere türkische Zeitungen. Erdogan erwägt in diesem Zusammenhang auch, persönlich den Gazastreifen zu besuchen.
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