Insgesamt 15 Aktivisten, Crewmitglieder und Journalisten, die sich am
Dienstag morgen an Bord der französischen Motoryacht »Dignité al Karama«
befanden, als diese vor der Küste Gazas von der israelischen Marine
geentert wurde, sollten bis Mittwoch abend aus Israel abgeschoben
werden.
Dies berichteten israelische Medien unter Berufung auf eine
Sprecherin des Innenministeriums. Mehrere Personen seien bereits vom
Flughafen in Tel Aviv ausgeflogen worden.
Neben den 15
ausländischen Staatsbürgern, überwiegend Franzosen, war auch die
israelische Reporterin Amira Hass, eine Mitarbeiterin von Haaretz, an
Bord der »Dignité«.
Schiff und Passagiere waren nach der Enterung in den
südisraelischen Hafen Aschdod gebracht worden. Mit Ausnahme der
israelischen Staatsbürgerin, die noch am Dienstag freigelassen wurde,
hatten sie alle aus der Sicht der Einwanderungsbehörde versucht, illegal
nach Israel einzureisen.
Tatsächlich wollten sie die israelische
Seeblockade des palästinensischen Gazastreifens überwinden –
ursprünglich als Teil einer Friedensflottille, deren Schiffe zum
Großteil wegen des Auslaufverbots in Griechenland festsitzen.
Unklar blieb am Mittwoch, wie weit die »Dignité« beim Entern von der
Küste entfernt war. Militärsprechern zufolge hatte die israelische
Marine etwa zwölf Meilen vor Gaza eingegriffen. Amira Hass berichtete am
Mittwoch in Haaretz, drei Kriegsschiffe und sieben Kommandoboote seien
bereits 50 Seemeilen vor der Küste aufgetaucht, um die »Dignité« zu
entern.
Am Dienstag abend war auf der englischsprachigen Internetseite
von Haaretz von »drei Meilen vor der Küste« die Rede – in einem Artikel,
der sich zum Teil auf Agenturinformationen stützte.
Die
Organisatoren der »Free Gaza«-Bewegung sprechen von einem Zugriff in
internationalen Gewässern – also außerhalb der Zwölfmeilenzone. Nach
Militärangaben gab es nach der ersten Kontaktaufnahme mit der Crew
mehrere Aufforderungen, den Kurs zu ändern, bevor das Schiff geentert
wurde. Anders als im vergangenen Jahr beim Kapern der ersten »Free
Gaza«-Flottille hatte es dabei keine Verletzten gegeben.
Der türkische
Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan verlangte eine offizielle
Entschuldigung für die Tötung von neun türkischen Aktivisten durch die
israelische Marine. Dies berichteten am Mittwoch mehrere türkische
Zeitungen. Erdogan erwägt in diesem Zusammenhang auch, persönlich den
Gazastreifen zu besuchen.
Tel Aviv. Alle 15 Ausländer, die sich am Dienstag morgen an Bord der französischen Motoryacht »Dignité al Karama« befanden, als diese vor der Küste Gazas von der israelischen Marine geentert wurde, sollen noch heute abgeschoben werden. Dies berichtet die israelische Tageszeitung Haaretz unter Berufung auf eine Sprecherin des israelischen Innenministeriums. Eine Person sei bereits ausgeflogen werden. Neben den 15 ausländischen Aktivisten, Crewmitgliedern und Journalisten war auch die israelische Reporterin Amira Hass, eine Mitarbeiterin von Haaretz, an Bord der »Dignité«. Schiff und Passagiere waren nach der Enterung in den südisraelischen Hafen Aschdod gebracht worden.
Ihnen wurde der Versuch der illegalen Einreise nach Israel vorgeworfen. Tatsächlich wollten sie die israelische Seeblockade des palästinensischen Gazastreifens überwinden - ursprünglich als Teil einer Friedensflottille aus mindestens zehn Schiffen, die zum Großteil wegen eines Auslaufverbots in Griechenland festsitzen. (jW)
»Drei Schlachtschiffe und sieben Kommandoboote verschiedener Typen und Größen« hatten sich nach einem Bericht der israelischen Tageszeitung Haaretz versammelt, um, wie das Blatt schreibt, »einen kleinen Eimer« vor der Küste Gazas abzufangen. Haaretz-Reporterin Amira Hass war an Bord der französischen Motoryacht »Dignité al Karama« (Würde), als diese am Dienstagmorgen von der israelischen Marine geentert wurde.
»Mindestens 150 Soldaten waren am frühen Morgen auf See geschickt worden, um die Mission auszuführen: Zehn Aktivisten der ›Freedom Flottilla‹, sowie drei Crewmitglieder und drei Journalisten davon abzuhalten, den Hafen von Gaza zu erreichen«, heißt es auf der englischsprachigen Internetseite von Haaretz.
Spott über Verschwendung
Am Dienstagmorgen hätten die Aktivisten für kurze Zeit den Fehler gemacht, »zu glauben, die Marine könnte von der teuren Aktion auf Kosten der israelischen Steuerzahler absehen« und die Aktivisten nach Gaza durchlassen.
Ein Reporter der Nachrichtenagentur AFP in Jerusalem habe den Aktivisten gesagt, er habe im Verteidigungsministerium angerufen und gefragt, was Israel zu tun gedenke. Ihm sei gesagt worden, wenn die Aktivisten keine Provokation verursachen würden, könne man sie passieren lassen. »Sie fragten sich daraufhin, was wohl als Provokation angesehen werde.«
Gratulation von höchster Stelle
Premierminister Benjamin Netanjahu persönlich gratulierte laut Haaretz am Dienstag abend dem Generalstabschef zur erfolgreichen Enterung der »Dignité«. Netanjahu habe die Soldaten dafür gelobt, daß sie die Operation ohne Gewalt und Todesopfer beendet hätten. »Israel wird weiterhin erlauben, Waren und Güter nach Gaza zu bringen, dennoch wird die Seeblockade weiter durchgesetzt werden, um dem Schmuggel von Waffen und Raketen vorzubeugen, die das Hamas-Regime fast täglich gegen israelische Bürger einsetzt«.
Die französische Motoryacht mit Kurs auf Gaza war am Dienstag von der israelischen Marine aufgebracht worden, nachdem sich die Besatzung geweigert hatte, den Kurs zu ändern. Ursprünglich sollte die »Dignité« mit neun weiteren Schiffen der »Free Gaza«-Solidaritätsflottille Hilfsgüter in das abgeriegelte palästinensische Gebiet bringen, um mit friedlichen Mitteln die Aufhebung der israelischen Blockade zu erreichen. Der überwiegende Teil der Schiffe sitzt jedoch wegen des am 1. Juli verhängten Auslaufverbots in Griechenland fest.
Elitetruppen der israelischen Marinekommandoeinheit Shayetet 13 enterten laut Haaretz die »Dignité« nur Minuten, nachdem Generalstabschef Benny Gantz den Befehl gegeben hatte. Das Kommando erlangte schnell Kontrolle über das Boot, die Aktivisten an Bord leisteten keinen Widerstand.
Erneut hat Israel mit militärischer Gewalt die Blockade des
Gazastreifens durchgesetzt.
Am späten Dienstag vormittag enterten
Soldaten der israelischen Marine die »Dignité/Al Karama« (Würde), ein
französisches Boot, das mit Hilfsgütern beladen Kurs auf den Hafen von
Gaza genommen hatte.
Das Schiff sowie die an Bord befindlichen 17
Passagiere und Besatzungsmitglieder wurden in den Hafen von Aschdod
entführt, wo sie verhört werden sollen. Die israelische
Einwanderungsbehörde wirft den Aktivsten vor, sie hätten versucht,
illegal nach Israel zu gelangen. Allerdings war von Anfang an klar, daß
das Boot nicht Israel, sondern den palästinensischen Gazastreifen
anlaufen wollte.
Thomas Sommer-Houdeville, einer der
französischen Aktivisten an Bord der »Dignité«, hatte in einem Interview
mit AFP am Montag abend gesagt, die Fracht des Bootes sei eine
»symbolische Botschaft des Friedens, der Hoffnung und der Liebe«. Es
gebe keinen Anlaß für Israel, sie aufzuhalten.
Kontakt mit der
israelischen Armee hatte die »Dignité« bereits in den frühen
Morgenstunden am Dienstag, etwa 50 Seemeilen vor der Küste von Gaza,
also in internationalen Gewässern. Man sei von vier israelischen
Kriegsschiffen umringt, hieß es in einer Nachricht von Bord, drei
kleineren und einem größeren Schiff.
Sollte man den Anordnungen der
Marine nicht Folge leisten und umkehren, werde das Schiff geentert,
teilte die israelische Marine dem Kapitän der »Dignité« mit. Als dieser
die Fahrt fortsetzte, folgten die israelischen Schiffe in kurzer
Entfernung und enterten das Schiff kurz darauf. Der Piratenakt war von
Generalstabschef Benny Gantz angeordnet worden. Zuvor war die
Kommunikation mit der »Dignité« abgebrochen, nachdem Israel Funk- und
Satellitenverbindungen gestört hatte.
Das an Bord befindliche Filmteam
des arabischen Nachrichtensenders Al Dschasira hatte offenbar zuvor noch
ein kurzes Gespräch mit dem eigenen Reporter und mit Amira Hass
übermittelt. Die Reporterin der israelischen Tageszeitung Haaretz
bestätigte demnach, daß das Boot in internationalen Gewässern, etwa 50
Seemeilen von Gaza entfernt geentert werde.
Eine
Militärsprecherin sagte hingegen, das Schiff sei zwölf Seemeilen vor dem
Küstenstreifen »übernommen« worden. Alles sei »ruhig« und
»unspektakulär« abgelaufen, es habe »keine Verletzten« gegeben. Die
Passagiere seien auf eines der Kriegsschiffe gebracht worden, wo ein
Arzt sie untersucht und allen »gute Gesundheit« bescheinigt habe.
Um die zu Luft und Land bestehende Belagerung des Gazastreifens zu
vervollständigen, hatte Israel zunächst eine Sperrzone von drei
Seemeilen vor Gaza verhängt, die sukzessive in den letzten Jahren bis
auf zwölf Seemeilen vor der Küste ausgeweitet wurde. Israel begründet
die Maßnahme mit dem »Schutz der eigenen Sicherheit«.
Als am
Montag bekannt wurde, daß die »Dignité« Kurs auf Gaza genommen hatte,
bekräftigte der stellvertretende israelische Außenminister Danny Ayalon,
sollte das Schiff auf dem Weg nach Gaza sein, »ist das ein Bruch des
internationalen Seerechts und eine Provokation«. Man werde es aufhalten,
aber dafür sorgen, »daß die Leute an Bord sich wie zu Hause fühlen
werden«.
Scharfe Kritik an dem israelischen Piratenakt kam von
dem unabhängigen palästinensischen Abgeordneten Mustafa Barghouti aus
Ramallah. Er forderte die internationale Gemeinschaft auf, das
israelische Vorgehen gegen Schiffe in internationalen Gewässern zu
verurteilen.
Der Deutsche Koordinationskreis Palästina-Israel
(KoPI) verurteilte die »hermetische Abriegelung von Gaza«. Angesichts
einer »Staatengemeinschaft, die die israelische Politik der Besatzung
und Abriegelung gewähren« lasse, sei »die Aktion der Zivilgesellschaft,
die Blockade mit Schiffen zu durchbrechen, legitim«. Bundesregierung und
Bundestag müßten endlich »konkrete Maßnahmen ergreifen«, damit die
Blockade beendet werde. Konkret solle das EU-Assoziierungsabkommen mit
Israel »konditioniert« ausgesetzt werden, bis das Land die Besatzung
beende. Gefordert wird auch die »unverzügliche Einstellung der
Rüstungskooperation« mit Konfliktparteien in der Region.
Nach der Enterung der französischen Motoryacht »Dignité al Karama« vor der Küste des Gazastreifens sind das israelische Militär und seine »Embedded Journalists« vorläufig die einzigen Informationsquellen, die diesbezüglich zur Verfügung stehen.
Als einziges Teilnehmerschiff der »Free Gaza«-Solidaritätsflottille war die »Dignité« am Samstag von Griechenland aus in See gestochen und hatte, anders als zunächst bekannt gegeben, Kurs auf Gaza genommen. Wohl wegen des am 1. Juli von Athen verhängten Auslaufverbots in Richtung Gaza hatte die Besatzung als Ziel Alexandria angegeben, war jedoch am Dienstagmorgen vor der Küste des palästinensischen Gazastreifens von israelischen Marineschiffen gestoppt worden.
»Ohne Zwischenfälle«
Die israelische Tageszeitung Yedioth Ahronoth berichtet auf ihrer englischsprachigen Internetseite, die »Dignité« sei etwa zwölf Seemeilen von der Küste entfernt gewesen, als das Militär den Passagieren mitgeteilt habe, sie sollten sich auf ein »ruhiges Entern« gefaßt machen, nachdem sie sich geweigert hätten, den Kurs zu ändern und einen israelischen Hafen anzulaufen. Generalstabschef Benny Gantz habe den Zugriff befohlen.
Militärsprecher hätten die Operation als »unspektakulär« bezeichnet, sie sei ohne Zwischenfälle verlaufen und nach wenigen Minuten vorbei gewesen. An Bord befanden sich insgesamt 16 Aktivisten und Journalisten. Nach Angaben des israelischen Militärs wurden sie auf eines der Marineschiffe gebracht, wo ein Arzt sichergestellt habe, daß sie bei guter Gesundheit seien. Sie sollten in den südisraelischen Hafen Aschdod gebracht und verhört werden.
Zwölfmeilenzone oder außerhalb?
Die Organisatoren der Flottille erklärten, die »Dignité« sei »im offenkundigen Verstoß gegen das Recht auf freie Fahrt auf offener See« in internationalen Gewässern nahe der Küste des Gazastreifens gekapert worden. Die Marineschiffe hatten demnach das französische Schiff bereits 50 Meilen vor der Küste eingekreist. »Erneut reagiert die israelische Regierung mit einer unverhältnismäßigen und inakzeptablen Machtdemonstration auf eine ausdrücklich friedliche Bürgerinitiative der Solidarität«, so die »Free Gaza«-Organisatoren.
Die israelische Einwanderungsbehörde hat dem Bericht zufolge erklärt, die Aktivisten an Bord seien effektiv dabei gewesen, illegal nach Israel einzureisen. Sie würden folglich auch so behandelt und abgeschoben. In diesem Zusammenhang droht ihnen auch ein zehnjähriges Einreiseverbot.
Das französische Außenministerium teilte laut Nachrichtenagentur AFP mit, es habe die israelischen Behörden informiert, daß es von ihnen im Umgang mit den Aktivisten ein »verantwortungsvolles und angemessenes« Verhalten erwarte. Im vergangenen Jahr hatte die israelische Marine beim Entern der ersten »Free Gaza«-Flottille außerhalb der Zwölfmeilenzone in internationalen Gewässern neun türkische Aktivisten getötet.
Tel Aviv. Nachdem die französische Motoryacht »Dignité al Karama« am späten Vormittag vor der Küste des Gazastreifens von der israelischen Marine geentert wurde, soll sie nun in den Hafen von Aschdod gebracht werden. Dies teilten die israelischen Streitkräfte mit.
Der südisraelische Hafen ist nach Informationen australischer Zeitungen zum militärischen Sperrgebiet erklärt worden. Die 16 festgenommenen Aktivisten und Journalisten an Bord der »Dignité« können demnach vorerst nicht von den Botschaften ihrer Heimatländer betreut werden.
Am Vormittag hatten vier Marineschiffe etwa 50 Meilen vor Gaza die »Dignité al Kamara« umringt, die am Samstag in Griechenland abgelegt hatte. Ein Sprecher der israelischen Streitkräfte sagte, die Marine habe vor der Enterung Kontakt mit dem Schiff aufgenommen. Der Besatzung sei mitgeteilt worden, daß sie sich auf dem Weg in gesperrte Gewässer befände. Bei der Enterung hätten die Aktivisten an Bord keinen Widerstand geleistet.
Ursprünglich sollte sich die »Dignité« bereits Ende Juni mit anderen Teilnehmerschiffen der »Free Gaza«-Flottille auf internationalen Gewässern treffen, um Hilfsgüter in den Gazastreifen zu bringen und gewaltfrei das Ende der israelischen Blockade zu erreichen. Zum überwiegenden Teil liegen die Schiffe immer noch in griechischen Häfen. Nach tagelangen Verzögerungen hatte die griechische Regierung am 1. Juli auf Druck Israels ein Auslaufverbot für Schiffe nach Gaza verhängt. (dapd/jW)
Tel Aviv. Die israelischen Streitkräfte haben nach eigenen Angaben das französische Schiff »Dignité« vor der Küste des Gazastreifens geentert. Die an Bord befindlichen Personen hätten keinen Widerstand geleistet, hieß es. (dapd/jW)
Das französische Schiff »Dignité« befindet sich offenbar kurz vor Gaza und ist von drei israelischen Militärbooten und einem größeren Schiff der israelischen Marine umringt. Dies meldete die »Free Gaza«-Bewegung um zehn Uhr morgens auf ihrer Internetseite. Das Militär droht demnach, die »Dignité« zu entern, sollte sie versuchen, die Küste des Gazastreifens anzulaufen.
Nach Informationen der israelischen Tageszeitung Haaretz war die »Dignité« noch etwa 50 Meilen von der Küste entfernt, als sie von den Israelis eingekreist wurde.
Die französische Motoryacht hat es bisher als einziges Teilnehmerschiff der »Free Gaza«-Flottille geschafft, sich dem Ziel zu nähern, nachdem die griechische Regierung am 1. Juli ein Auslaufverbot für Schiffe nach Gaza verhängt hat.
Die Teilnehmer an Bord der Schiffe wollten auf dem Seeweg Hilfsgüter für die palästinensische Bevölkerung nach Gaza bringen und mit friedlichen Mitteln die Aufhebung der israelischen Blockade erreichen. An Bord der »Dignité« befinden sich 16 Aktivisten und Journalisten, darunter auch eine Haaretz-Korrespondentin. (jW)
Französische »Dignité« hat am Samstag griechischen Hafen verlassen
Gaza, wir kommen!« Mit dieser Botschaft ist das französische Boot
»Dignité/Karam« (Würde) seit Samstag morgen auf dem Weg in den von
Israel belagerten Gazastreifen.
Das Schiff ist Teil der
Free-Gaza-II-Flotte »Mensch bleiben« (Stay Human). Ursprünglich wollten
zehn Schiffe mit Hilfsgütern und 300 Aktivsten aus 22 Ländern nach Gaza
fahren, um gegen die anhaltende Belagerung des Küstenstreifens zu
protestieren.
Israel hatte seit Bekanntwerden der Aktion darauf
hingearbeitet, die Fahrt der Boote zu verhindern. Unter anderem hatte
es behauptet, die Schiffe hätten chemische Waffen geladen.
Obwohl nichts
gefunden wurde, hinderte die griechische Küstenwache die Boote am
Auslaufen. Das Angebot Griechenlands, die Hilfsgüter durch Kanäle der
Vereinten Nationen über Israel in den Gazastreifen transportieren zu
lassen, wurde von der Koordination palästinensischer
Nichtregierungsorganisationen abgelehnt.
Am Samstag morgen
hatte die Dignité ungehindert den Hafen Kastellorizo auf der
gleichnamigen Insel verlassen, die als östlichste griechische Insel nur
drei Kilometer vom türkischen Festland entfernt liegt. Der Bürgermeister
der Insel, Paul Panigiris, wurde in Gaza geboren und erklärte sich
solidarisch mit dem Anliegen der Aktivisten.
Offiziell hat das Schiff
Kurs auf den Hafen Alexandria in Ägypten genommen. An Bord sind
Aktivisten aus Kanada, Griechenland, Frankreich und Schweden sowie
Journalisten des arabischen Nachrichtensenders Al-Dschasira und der
israelischen Haaretz. In einer Erklärung hieß es, die israelische
Regierung und die belagerten Menschen in Gaza sollten wissen, daß die
»Bewegung Freiheit für Gaza« nicht aufgeben werde, bis die Belagerung
aufgehoben sei.
Ein Fischerboot mit drei Friedensaktivisten ist
am Samstag von der israelischen Marine vor dem Hafen von Gaza
beschossen worden. Die Insassen hatten versucht, außerhalb der von
Israel verhängten Drei-Meilen-Sperrzone Geräte eines anderen Bootes
aufzunehmen, das von der israelischen Marine zuvor versenkt worden war.
In der Nacht zum Sonntag hat die israelische Luftwaffe erneut ein
Wohngebiet bei Beit Hanoun im Gazastreifen bombardiert. Unter den sieben
Verletzten befinden sich laut Agenturberichten vier Kinder. In den
letzten vier Tagen hat Israel den Gazastreifen jeden Tag angegriffen,
nach offiziellen Angaben eine Reaktion auf Raketen, die von dort
abgeschossen werden.
Wie die Initiative »Ship to Gaza« mitteilt, haben zwei Schiffe der Gaza-Freiheitsflottille bei den griechischen Behörden beantragt, nach Alexandria, Ägypten, auslaufen zu dürfen. Dabei handelt es sich um die französische »Dignité - Al-Karame« und die schwedisch-griechisch-norwegische »Juliano«.
Die »Juliano« wird von den Behörden nach wie vor im Hafen von Iraklion festgehalten, nachdem in der vergangenen Woche offenbar Probleme im Zusammenhang mit der Flagge aufgetaucht waren, unter der das Schiff läuft. Diese Probleme seien jetzt gelöst worden, teilt die Initiative mit, so daß einem Auslaufen eigentlich nichts mehr im Wege stehen dürfe. Die »Dignité« ihrerseits erreichte am gestrigen Donnerstag Kastelorizo und will von dort nach Alexandria fahren. »Der weitere Kurs der Schiffe wird in Alexandria entschieden werden«, teilen die Organisatoren mit.
Mit der über eine Woche dauernden Besetzung der spanischen Botschaft in Athen und ihrem am Montag begonnenen Hungerstreik haben sich die Aktivisten der spanischen Kampagne »Rumbo a Gaza« (Kurs auf Gaza) durchgesetzt. Heute morgen haben die griechischen Hafenbehörden der »Gernika« die Genehmigung zum Auslaufen erteilt. Nach Angaben der Kampagne wird das Schiff zunächst nach Spanien zurückkehren.
Die Besetzung der diplomatischen Vertretung des Königreichs in der griechischen Hauptstadt und der Hungerstreik wurden daraufhin beendet. »Das war ein Sieg der Zivilgesellschaft gegen das Schweigen und die fehlende Unterstützung unserer Regierung«, freute sich Manuel Tapial, einer der Koordinatoren der Kampagne an Bord des Schiffes. »Letzten Endes hat sich der Druck ausgezahlt. Wir haben trotz Israel, Griechenland und der Regierung Spaniens erreicht, daß die Gewässer des Mittelmeers wieder für alle befahrbar sind.«
Auch wenn die Flottille ihr eigentliches Ziel, Hilfsgüter in den Gazastreifen zu bringen, nicht erreicht habe, so sei es doch gelungen, die anhaltende israelische Blockade des Gebiets und die Lage des palästinensischen Volkes wieder auf die internationale Agenda zu setzen. Nach der wochenlangen Anspannung seien alle Aktivisten nun sehr müde. Der nächste Schritt sei deshalb, mit der »Gernika«, die »zu einem authentischen Symbol des Friedens im Mittelmeer« geworden sei, nach Hause zurückzukehren. (jW)
Die Schiffe der zweiten Gaza-Freiheitsflottille werden nach wie vor in Griechenland, vor allem in Häfen auf der Insel Kreta, festgehalten. Ann Wright von der nordamerikanischen Kampagne »US Boat to Gaza«, die mit der »Audacity of Hope« Hilfsgüter in den von Israel blockierten Gazastreifen bringen wollte, hat am vergangenen Wochenende eine Übersicht erarbeitet.
Ihr eigenes Schiff, die »Audacity of Hope«, liegt an der Anlegestelle der Küstenwache im Hafen von Keritsini und wartet dort auf kleiner Reparaturen sowie eine weitere Inspektion durch die griechischen Behörden. »Sobald wir einen neuen Kapitän haben, werden wir eine Reisegenehmigung beantragen, um diesen Hafen zu verlassen. Es gibt aber noch keine Entscheidungen, wann und wohin dies sein wird«, schreibt Wright. Die US-Amerikaner nutzten in der vergangenen Woche einen Empfang in der Residenz des US-Botschafters in Athen aus Anlaß des Nationalfeiertages am 4. Juli für eine Protestaktion gegen das Festhalten ihres Schiffs.
Die französische »Dignité« liegt in dem kleinen Hafen Sitia. Offenbar wurde ihr von den griechischen Behörden die Ausfahrt nach Rhodos genehmigt. Sie konnte allerdings aufgrund der schlechten Wetterbedingungen noch nicht auslaufen.
Der französische Zweimaster Louise Michel wartet in Piräus auf weitere Inspektionen durch die griechischen Behörden.
An der kanadischen »Tahrir« werden im Hafen von Agia Nikolaos die Schäden repariert, die die griechische Küstenwache bei der Kaperung des Schiffs angerichtet hat. Sobald die Reparaturen abgeschlossen und weitere Inspektionen erfolgt sind, will auch die »Tahrir« erneut eine Auslaufgenehmigung beantragen.
»Juliano« heißt das griechisch-schwedisch-norwegische Schiff, das in der vergangenen Woche tagelang von einem griechischen Hafen zum nächsten fuhr, ständig verfolgt von Booten der Küstenwache. Derzeit liegt die »Juliano« in Iraklion.
Die »Gernika« aus Spanien wird mit nicht enden wollenden Inspektionsforderungen durch die Behörden im Hafen von Kolimpary festgehalten, ebenfalls bewacht von Patrouillenbooten der Küstenwache. Aus Protest dagegen und gegen das Schweigen der spanischen Regierung halten Aktivisten der Kampagne »Rumbo a Gaza« seit einer Woche die spanische Botschaft in Athen besetzt. Seit Montag befinden sich außerdem sechs von ihnen in einem unbefristeten Hungerstreik.
In Korfu liegt die italienisch-niederländische »Stefano Chiarim« und wird ebenfalls durch ständige Inspektionsforderungen aufgehalten.
Nicht nur festgehalten, sondern auch ein Opfer von Sabotage wurde die irische »Saoirse« im türkischen Hafen Göcek. Schon am 30. Juni mußte sie deshalb mitteilen, daß sie nicht an der Flottille teilnehmen könne.
Ein griechisch-schwedisches Frachtschiff sollte Zement in den Gazastreifen bringen. Die Firma, mit der die Lieferung dieses Baustoffs vereinbart worden war, kündigte in der vergangenen Woche jedoch ohne Angabe von Gründen den Kaufvertrag. (jW)
Auf den ersten Bick sieht es so aus, als habe Israel erfolgreich die jüngsten Proteste gegen seine Palästina-Politik abgeblockt: Die zehn Schiffe der zweiten Gaza-Flottille stecken weiter in Griechenland fest, und von den »Airway-Demonstranten«, die am Freitag mit einem massenweisen »Fly-In« nach Israel ihre Weiterreise nach Palästina erzwingen wollten, sind nur wenige Dutzend durchgekommen.
Wirft man aber einen zweiten Blick auf die Vorkommnisse der vergangenen Woche, stellt man fest, daß der erste täuscht. Dank der PR-Arbeit der Flottillen-Planer haben die Medien in Nordamerika, Skandinavien, West- und Südeuropa, Rußland – und die der muslimischen Welt sowieso – breit berichtet, wie Israel die mit gewaltlosen Pazifisten bemannte Flotte behindert hat: mit Sabotage, Propagandalügen, Spaltungsversuchen. Einige hunderttausend Menschen mehr als bisher wissen jetzt genauer, wo Menschenrechte ebenso mißachtet werden wie internationale Vereinbarungen.
Offenbar wurde auch diplomatische Erpressung angewandt – anders läßt sich nicht erklären, daß das bislang palästinafreundliche Griechenland sich mit seinem völkerrechtswidrigen Auslaufverbot zum Komplizen der Gaza-Blockade macht. Wie Griechenlands Regierung mitteilte, besucht Ministerpräsident Andreas Papandreou in wenigen Tagen Israel. Er wird dort Premier Benjamin Netanjahuhs Dank entgegennehmen – mindestens.
Die schrillen Reaktionen Israels und seiner Parteigänger im Westen zeigen eins: Tel Aviv schwimmen die Felle davon – nicht zuletzt aufgrund der sozialen Veränderungen in verschiedenen arabischen Staaten. Kein Wunder daher, daß es im israelischen Sicherheitsapparat offenbar Risse gibt: Während einige »Experten« versuchten, die Behauptung zu entkräften, die Palästina-Aktion sei eine terroristische Bedrohung, gefielen sich andere darin, mit immer neuen Horrorszenarien Öl ins Feuer zu gießen.
Welche Daumenschrauben Griechenland angelegt wurden, wissen wir nicht. Auf jeden Fall hat der Ruf seiner Regierung Schaden genommen: Nachdem sie sich die griechische Innenpolitik schon von Ackermann, Merkel & Co. vorschreiben läßt, holt sie jetzt ihre außenpolitischen Direktiven offenbar in Tel Aviv und Washington ein.
Bei der griechischen Bevölkerung kommt das überhaupt nicht gut an. Gegen das Auslaufverbot gab es in vielen Häfen spontane Demonstrationen, und nicht wenige Soldaten und griechische Hafenbeamte entschuldigten sich bei den Teilnehmern der Flottille dafür, daß sie diese nicht auslaufen lassen durften.
Aber Israel sollte sich nicht zu früh freuen: Die dritte Flottille ist offenbar schon in Planung, es geht wohl auch ohne Papandreou. Die Organisatoren der kanadischen »Tahrir« gaben am Sonntag bekannt, daß sie für dieses Mal aufgeben, daß sie aber den nächsten Anlauf schon vorbereiten – das Schiff liegt ausgerüstet an der Pier.
Sechs spanische Aktivisten der zweiten Gaza-Freiheitsflottille, die
seit fast einer Woche die Botschaft ihres Landes in Athen besetzt
halten, wollen am Montag mittag einen unbefristeten Hungerstreik
beginnen. Mit ihrer Aktion protestieren sie nicht nur gegen die
Weigerung der griechischen Behörden, ihr Schiff
»Gernika« doch noch auslaufen zu lassen, sondern auch
gegen die Haltung der Regierung in Madrid, die ihnen in einer
Note »aus der höchsten Ebene des
Außenministeriums« mitgeteilt habe, daß sie nicht
daran denke, öffentlich irgendwelche Verpflichtungen zugunsten
des spanischen Schiffs der Gaza-Flottille einzugehen. Rafael
Palacios, Elvira Souto, Antón Gómez-Reino, Diego
Cañamero, Miguel San Miguel und Mikel Zuloaga wollen nun so
lange die Nahrungsaufnahme verweigern und die diplomatische
Vertretung besetzt halten, bis Athen die »Gernika«
freigibt.
Die »Tahrir« hat unterdessen endgültig ihre
Versuche aufgegeben, nach Gaza in See zu stechen. In einer
Erklärung unter der Überschrift »Die Tahrir wird
wieder fahren« kündigen Mannschaft und Passagiere des
kanadischen Schiffs an, sich an einer »Neugruppierung«
der Boote zu beteiligen und »mit Planungen für die
nächste Phase der Freiheitsflottille (zu) beginnen«.
Weiter heißt es in dem Text: »Zwei Boote der
Freiheitsflottille – die Juliano
(Griechenland/Schweden/Norwegen) und die Dignité-Karama
(Frankreich) – versuchen in diesen Augenblicken noch, die
Gaza-Blockade in Griechenland zu brechen, und sie haben unsere
volle Solidarität.« Diese beiden Schiffe hielten sich am
Sonntag bei Kreta auf. Während die »Juliano« nach
einem Tankaufenthalt in der Inselhauptstadt Iraklion von den
dortigen Behörden festgehalten wurde, verweigerten diese dem
französischen Schiff, auf dem sich auch der Linkspolitiker
Olivier Besancenot befindet, das Anlegen in einem kretischen Hafen.
Seit mehreren Wochen befinden sich unsere Armee und Marine in einem
hohen Alarmzustand, um tapfer eine tödliche Bedrohung unserer
bloßen Existenz zu verhindern: Zehn kleine Boote versuchen,
Gaza zu erreichen. In den Booten sitzt eine gefährliche Bande
bösartiger Terroristen, in Person älterer Veteranen aus
Friedenskampagnen bestehend.
Benjamin Netanjahu hat unsere unerschütterliche
Entschlossenheit, unser Land zu verteidigen, bestätigt: Wir
werden niemanden die Blockade brechen lassen, um Raketen zu den
Terroristen in Gaza zu schmuggeln, die sie dann abfeuern, um unsere
unschuldigen Kinder zu töten.
Dies ist sogar für Netanjahu eine Art Rekordleistung: Kein
einziges Wort ist wahr. Die Flottille transportiert keine Waffen
– die Vertreter respektierter internationaler Medien in den
Booten versichern uns dies. Ich denke, wir können uns auch auf
den Mossad verlassen, der wenigstens in jedes Boot einen Agenten
setzt (Wofür zahl ich schließlich meine Steuern?). Die
Hamas hat seit langem keine Raketen abgeschossen – sie hat
sehr gute eigene Gründe, sich an das inoffizielle
»Tahdijeh« (»Ruhe«)-Abkommen zu
halten.
Wenn der Flottille erlaubt worden wäre, Gaza zu erreichen,
hätte es für ein paar Stunden Nachrichten gegeben –
und das wäre es dann gewesen. Israels totale Mobilisierung,
das Training der Marinekommandos, um die Boote abzufangen, die
Sabotageakte, die in griechischen Häfen ausgeführt
wurden, der immense politische Druck, den Israel und die USA auf
das arme, bankrotte Griechenland ausgeübt haben – all
dies hat diese kleine Initiative wochenlang in den Nachrichten
gehalten und so die Aufmerksamkeit auf die Blockade des
Gazastreifens gezogen.
Wofür ist diese Blockade gut? Es gibt bis jetzt keinen
feststellbaren Grund, falls es je einen gegeben hat. Um die
Bevölkerung zu terrorisieren, damit sie die Hamas-Regierung
stürzt, die Siegerin von demokratischen Wahlen? Nun, das hat
ja nichts geholfen? Die Hamas zu zwingen, ihre Bedingungen für
einen Gefangenenaustausch zu verändern, der Gilad Schalit
freikommen ließe? Auch das kam nicht zustande. Den
Waffenschmuggel in den Gazastreifen verhindern? Die Waffen kommen
ungestört durch einen der hundert Tunnel aus Ägypten,
falls wir glauben, was uns unsere Armee erzählt. Also welchem
Zweck dient die Blockade? Keiner scheint es zu wissen. Aber es ist
der Fels unserer Existenz. Das ist klar. (...)
Dasselbe gilt auch für die Aktionen von Freitag: der Ankunft
von internationalen Friedensaktivisten am Ben-Gurion-Flughafen.
Alles, was sie wollten, ist, nach Bethlehem und nach Gaza gehen,
das nur dadurch erreicht werden kann, daß man israelisches
Gebiet überquert. Fast tausend Polizeioffiziere wurden
mobilisiert, um der Bedrohung zu begegnen. Am Ende wurden sie schon
in den ausländischen Flughäfen auf Befehl Israels
aufgehalten. Kaum einer kam am Ben-Gurion-Flughafen an. All dies
sind automatische Reflexreaktionen. Wir müssen stark sein.
Überall lauern tödliche Gefahren. Israel muß sich
selbst verteidigen. Sonst gibt es einen zweiten Holocaust.
Sozialer Druck
Dies ist ein interessantes Phänomen: Die Leute sehen auf ihren
Bildschirmen unschuldig aussehende ältere
Menschenrechtsaktivisten und glauben, sie sähen
gefährliche Provokateure, weil die Regierung und die meisten
Medien ihnen das so sagen. (...) Wie können Leute ihren
eigenen Augen nicht trauen, sondern den Augen anderer?
In dieser Woche bekam ich eine E-Mail von einem Mann, der sich an
etwas aus der Zeit erinnerte, als er ein Schüler meiner
verstorbenen Frau Rachel in der ersten Klasse war. Rachel bat ihn,
er solle seine rechte Hand heben. Als der Junge dies tat, sagte
Rachel: »Nein, nein, das ist deine linke Hand!« Sie
wandte sich an die anderen Kinder und fragte sie, welche Hand ist
das. Ihrer Lehrerin folgend, riefen sie wie mit einer Stimme:
»Die Linke, die Linke!« Als der Junge dies sah, wurde
er unsicher. Schließlich gab er zu: »Ja, es ist die
Linke.« »Nein, du hattest zuerst recht!«
versicherte Rachel ihm. »Laßt euch allen dies eine
Lehre sein: wenn ihr meint, recht zu haben, besteht darauf.
Ändert nie eure Ansicht, weil Leute das Gegenteil
behaupten.«
Ganz zufällig sah ich, kurz nachdem ich diese Aussage gelesen
hatte, im Fernsehen die Ergebnisse einer wissenschaftlichen
Untersuchung von israelischen Forschern über
»eingeflößtes Gedächtnis«. Ihre
Experimente zeigen, daß Leute, die etwas mit eigenen Augen
gesehen haben, denen aber von anderen gesagt wird, sie hätten
etwas anderes gesehen, damit beginnen, ihr eigenes Gedächtnis
zu unterdrücken und »sich an das erinnern«, was
andere angeblich gesehen haben. Neurologische Forschung zeigte
dann, daß dies tatsächlich im Gehirn geschieht und
gesehen werden kann: Die eingebildete Erinnerung ersetzt die
wirkliche. Sozialer Druck hat dies bewirkt: Die eingebildete
Erinnerung ist wirkliche Erinnerung geworden.
Ich bin davon überzeugt, daß dies sogar noch mehr
für eine ganze Nation gültig ist, die natürlich aus
Individuen zusammengesetzt ist. Ich habe dies viele Male
beobachtet. Zum Beispiel: Elf Monate vor dem ersten Libanon-Krieg
(1982 – d. Red.) war kein einziger Schuß aus dem
Libanon nach Israel abgefeuert worden. Gegen alle Erwartung war es
Jassir Arafat gelungen, eine totale Feuerpause sogar bei seinen
palästinensischen Gegnern zu erreichen. Doch nachdem Ariel
Scharon den Krieg begonnen hatte, »erinnerten« sich
praktisch alle Israelis deutlich, daß die Palästinenser
jeden einzelnen Tag über die Grenze geschossen und so das
Leben in Israel zur Hölle gemacht hätten. Ich nenne dies
»umgedrehten Parkinson« – während Patienten
mit fortgeschrittenem Parkinson sich nicht an Dinge erinnern, die
geschehen sind, erinnern sich diese Patienten an Dinge, die nie
geschehen sind.
Es gibt eine psychische Krankheit, die man »Paranoia
vera« nennt. Patienten nehmen eine verrückte Vermutung
an – z.B. »Jeder haßt mich« – und
dann bauen sie eine komplizierte Struktur rund herum. Jede kleinste
Information, die dies zu unterstützen scheint, wird eifrig
aufgenommen; alles, was dem widerspricht, wird unterdrückt.
Alles wird so interpretiert, daß es die erste Vermutung
bestärkt. Das Muster ist streng logisch – je
vollständiger und je logischer die Struktur ist, um so ernster
ist die Krankheit. Zu den begleitenden Symptomen gehören
streitlustiges Verhalten, wiederkehrende Verdächtigungen,
Trennung von der realen Welt, Verschwörungstheorien und
Narzißmus. Es scheint, daß ganze Nationen Opfer dieser
Krankheit werden. Die unsrige hat sie sicher.
Wirkliche Feinde
Die ganze Welt ist gegen uns. Jeder ist darauf aus, uns zu
zerstören. Jeder Schritt ist für unsere bloße
Existenz eine Bedrohung. Jeder, der die israelische Politik
kritisiert, ist ein Antisemit oder ein selbsthassender Jude. Selbst
wenn wir etwas Gutes tun, wendet es sich gegen uns.
Bestätigung: »Wir verließen den Gazastreifen und
lösten dort sogar unsere Siedlungen auf, und was bekamen wir
dafür? Kassam-Raketen!« (Egal, ob Scharon sich weigerte,
den Gazastreifen einer palästinensischen Körperschaft zu
übergeben – und eine Leere hinterließ. Er schnitt
ihn von der Welt ab und machte ihn zu einem großen
Gefängnislager.) Bestätigung: »Nach Oslo
bewaffneten wir Arafats Sicherheitskräfte, und sie wandten
ihre Waffen gegen uns!« (Egal, daß wir unseren
Verpflichtungen nach den Oslo-Abkommen nie erfüllt haben,
daß die Besatzung immer schlimmer wurde und daß die
Siedlungen auf palästinensischem Land sprunghaft gewachsen
sind. Die palästinensischen Sicherheitskräfte haben nie
gegen Israel gehandelt.) Bestätigung: »Wir zogen uns aus
dem Südlibanon zurück, und was bekamen wir dafür?
Die Hisbollah und den zweiten Libanon-Krieg!« (Egal,
daß die Hisbollah als Reaktion auf eine 18 Jahre lange
Besatzung entstand, und daß wir selbst den zweiten
Libanon-Krieg (2006 – d. Red.) nach einem kleinen
Grenzzwischenfall angefangen haben.)
Es ist gesagt worden, daß Paranoiker auch wirkliche Feinde
haben. Das Problem ist, daß Paranoide durch ihr offensives
und mißtrauisches Verhalten sich mehr und mehr wirkliche
Feinde schaffen.
Der Slogan »Alle Welt ist gegen uns« mag leicht als
eine sich selbst erfüllende Prophetie funktionieren. Israel
ist nicht das einzige Land, das an dieser Krankheit leidet. In
einer bestimmten Zeit litten die Deutschen auch an dieser
Krankheit. Auch die Serben. Und bis zu einem bestimmten Grad auch
die USA und viele andere. Leider ist der Preis der Paranoia sehr
hoch. Darum laßt uns anfangen, uns wie gesunde Menschen zu
verhalten. Laßt die kleinen Boote nach Gaza segeln.
Laßt die am Ben-Gurion-Flughafen ankommenden Aktivisten nach
Palästina fahren und Oliven pflücken, wenn es das ist,
was sie wollen. Selbst wenn wir uns wie eine normale Nation
verhalten, wird Israel weiter existieren. Dies verspreche
ich!
Aus dem Englischen: Ellen Rohlfs; vom Verfasser autorisiert.
Der Text wurde redaktionell gekürzt.
Die Teilnehmer der Free-Gaza-Flottille auf dem kanadischen Boot »Tahrir« veröffentlichten am Sonnabend folgende Mitteilung:
Wir halten daran fest, zu Wasser, in der Luft, an Land und in
den Medien aufzutreten, bis die Blockade zusammenbricht und Palästina
frei ist. (…) Israel mag seinen Weg zu den Entscheidungsträgern in
Regierungen und multinationalen Konzernen weltweit erkaufen, durch
Bestechung und Schikane freiräumen, Palästina hat aber einen sicheren
Platz in den Herzen aller freiheitsliebenden Menschen der Welt. Diese
Menschen sind die Mehrheit und sie werden letztlich entscheiden.
Zwei Boote der Freiheitsflottille – die »Juliano«
(Griechenland/Schweden/Norwegen) und die »Dignité-Karama« (Frankreich) –
versuchen in diesen Augenblicken noch, die Gaza-Blockade in
Griechenland zu brechen, und sie haben unsere volle Solidarität.
Andere
Boote, einschließlich der »Tahrir«, werden sich neu gruppieren und mit
Planungen für die nächste Phase der Freiheitsflottille beginnen.
Trotz drei Wochen bürokratischer, politischer und militärischer
Hindernisse blieb eine entschiedene und unterschiedliche
Delegiertengruppe aus vielen Ländern an Bord in jedem Sinn des Wortes,
und Tausende virtueller Delegierter hier in Kanada und anderswo wurden
mobilisiert, organisiert und unterrichteten die Welt über Gaza. Im
Ergebnis dieser Kampagne, einschließlich der Medienberichte, die wir
erreichten, ist die Bewegung für ein freies Palästina breiter,
sichtbarer und entschlossener denn je.
Wir bleiben der gewaltfreien Unterstützung für die Palästinenser in der Bewegung zur Beendigung der Blockade verpflichtet.
Die »Tahrir« wird wieder fahren. Bleibt menschlich.
Die Teilnehmer der Solidaritätsinitiative »Rumbo a Gaza – Kurs auf
Gaza«, die in der spanischen Botschaft in Athen aus Protest gegen das
griechische Auslaufverbot für das Schiff »Gernika« ausharren, erklärten
am Sonnabend:
Wir haben über den Botschafter eine offizielle Mitteilung von
höchster Ebene des Ministeriums für Auswärtige Beziehungen und
Kooperation erhalten, in der uns die Entscheidung mitgeteilt wird,
keinerlei öffentliche Verpflichtung im Zusammenhang mit der Freilassung
der »Gernika« einzugehen. (…)
Seit dem Beginn der Einschließung in der
diplomatischen Vertretung haben wir aus der Zivilgesellschaft und von
den Institutionen zahlreiche Unterstützung erhalten. (…) Von hier aus
erklären wir unsererseits unsere Absicht, in der Botschaft zu bleiben
und ab Montag, 11. Juli, um 12.00 Uhr einen Hungerstreik zu beginnen,
bis es eine feste Verpflichtung des Außenministeriums gibt, Druck auf
die griechische Regierung auszuüben, damit diese die »Gernika« freiläßt.
Sechs der spanischen Aktivisten, die seit Tagen aus Protest gegen das Festhalten ihrer »Gernika« in griechischen Häfen die spanische Botschaft in Athen besetzt halten, haben angekündigt, am Montag einen Hungerstreik gegen das Schweigen ihrer Regierung zu beginnen. Das teilte die Kampagne »Rumbo a Gaza« (Kurs auf Gaza) auf ihrer Homepage mit. Die Aktivisten sind entschlossen, so lange die Nahrungsaufnahme zu verweigern, bis ihr Schiff ungehindert auslaufen darf.
Die sechs Hungerstreikenden sind Rafael Palacios, Elvira Souto, Antón Gómez-Reino, Diego Cañamero, Miguel San Miguel und Mikel Zuloaga, Sie weisen darauf hin, daß die »Gernika« alle rechtlichen Anforderungen für ihr Auslaufen erfüllt habe. Das selbe gelte für die Passagiere und die Besatzung. Ihr Protest richtet sich auch gegen die Regierung in Madrid, die bislang nicht gegen die Behinderung von spanischen Staatsbürgern protestiert hat. Deshalb besetzten sie am vergangenen Dienstag die diplomatische Vertretung des Königreichs in der griechischen Hauptstadt. Dort haben die zum Hungerstreik entschlossenen Aktivisten eine Erklärung veröffentlicht, in der es heißt:
»Die Personen der Solidaritätsinitiative Rumbo a Gaza, die in der spanischen Botschaft in Athen ausharren, um die Freilassung des Schiffs 'Gernika' zu erreichen, das zur zweiten Freiheitsflottille gehört und im Hafen von Kolymvari auf der Insel Kreta festgehalten wird, erklären:
Wir haben über den Botschafter eine offizielle Mitteilung von höchster Ebene des Ministeriums für Auswärtige Beziehungen und Kooperation erhalten, in der uns die Entscheidung mitgeteilt wird, keinerlei öffentliche Verpflichtung im Zusammenhang mit der Freilassung der 'Gernika' einzugehen.
Auf eine so grundlegende, demokratische und legale Petition wie die, frei mit der aus Spenden Tausender Bürgerinnen und Bürger des spanischen Staates finanzierten 'Gernika' fahren zu dürfen, antwortet uns das Außenministerium mit einer autoritären Erklärung, die das Fehlen von Sensibilität für die Verteidigung der Interessen der Bürgerinnen und Bürger des spanischen Staates enthüllt. Zugleich zeigt es in seiner Strategie der Unterstützung der radikalsten Teile des Zionismus keinerlei Interesse daran, die humanitäre Notsituation zu lösen, in der sich die palästinensische Bevölkerung befindet.
Seit dem Beginn der Einschließung in der diplomatischen Vertretung haben wir aus der Zivilgesellschaft und von den Institutionen zahlreiche Unterstützung erhalten. Hilfen und Demonstrationen, die sicherlich verstärkt werden, wenn die autoritären Formen bekannt werden, mit denen der spanische Staat auf seine Bürgerschaft antwortet.
Von hier aus erklären wir unsererseits unsere Absicht, in der Botschaft zu bleiben und ab Montag, 11. Juli, um 12.00 Uhr einen Hungerstreik zu beginnen, bis es eine feste Verpflichtung des Außenministeriums gibt, Druck auf die griechische Regierung auszuüben, damit diese die 'Gernika' freiläßt.« (jW)
Die ägyptische Tageszeitung »Al-Masry Al-Youm« hat die Behörden ihres Landes aufgerufen, die Gaza-Freiheitsflottille einzuladen, von ägyptischen Häfen aus nach Palästina zu fahren. Dazu soll es in dem Land auch eine öffentliche Kampagne geben. Das Blatt fordert, daß das »revolutionäre Ägypten« an seine Aktivitäten der Vor-Mubarak-Zeit anknüfen müsse. Dafür seien die Öffnung des Grenzübergangs Rafah zum Gazastreifen sowie die auf ägyptische Vermittlung erreichte Versöhnung der palästinensischen Fraktionen gute Zeichen.
»Während wir glauben, daß die Freiheitsflottille II aus logistischen Gründen besser von Ägypten aus fahren könnte, denken wir auch, daß eine solche Entscheidung eine starke politische Botschaft darstellen würde. Dies ist außerdem unsere Chance, die beschämende politische Geschichte der ägyptischen Unterstützung der Blockade, besonders während Israels Krieg gegen den Gazastreifen, bei dem mehr als 1000 Palästinenser - zumeist Zivilisten - ihr Leben verloren, umzuschreiben.«
Unterdessen hat die Besatzung der »Tahrir«, die noch immer in Agios Nikolaos auf Kreta festgehalten wird, offenbar die Hoffnung aufgegeben, doch noch in See stechen zu können. Wie der für den kanadischen »Toronto Star« von Bord berichtende Jim Rankin in seinem Blog mitteilt, sei vor allem der Kapitän von dem anhaltenden Papierkrieg durch die griechischen Behörden entnervt. Nach einer erneuten Inspektion am gestrigen Freitag sei deutlich geworden, daß sich eine Abfahrt des Schiffes, dessen Beschädigungen offenbar doch nicht so groß sind, wie zunächst befürchtet worden war, erneut um zumindest zwei Tage verzögern würde. Es sei außerdem absehbar gewesen, daß die griechischen Behörden danach neue Hindernisse aufgetürmt hätten.
»Es war ein guter Durchgang, und wir werden wieder fahren«, erklärte dazu dem Reporter zufolge David Heap vom Koordinierungskomitee. Die endgültige Entscheidung soll offenbar am Sonnabend um 16 Uhr Ortszeit bei einem Treffen der Teilnehmer getroffen werden. (jW)
Vor wenigen Minuten meldeten die Organisatoren der Gaza-Freiheitsflottille, daß die am Mittwoch von den griechischen Behörden festgesetzte französische »Dignité Al Karama« den Hafen von Sitia auf Kreta verlassen hat. Nähere Informationen zu den Umständen und zum Ziel des Schiffs liegen bislang nicht vor.
Gegen 22.00 Uhr hatte die Homepage der Kampagne, www.freedomflotilla.eu, noch gemeldet, daß die griechischen Behörden allen Schiffen der Freiheitsflottille, die in Häfen in Kreta vor Anker lagen, das Auslaufen verboten hätten, um ein Zusammentreffen mit der »Juliano« zu verhindern. Diesem schwedisch-griechisch-norwegischen Schiff war es seinerseits verboten worden, einen zivilen Hafen an der griechischen Insel anzulaufen. (jW)
Wie die Organisatoren der Gaza-Freiheitsflottille mitteilen, haben sich die griechischen Behörden offenbar eine neue Schikane gegen die schwedisch-griechisch-norwegische »Juliano« ausgedacht. Nachdem das Schiff heute morgen mit Genehmigung der Behörden von Kythira nach Chania auf Kreta auslief, wurde sie gegen 18 Uhr Ortszeit von der dortigen Polizei daran gehindert, den Hafen anzulaufen. Schon während der gesamten Überfahrt war das Schiff von Polizeibooten begleitet worden.
Gegen 19 Uhr Ortszeit teilte die Küstenwache dann der »Juliano« mit, daß in Chania kein Platz für das Schiff sei. Hintergrund für diese Erklärung war offenbar, daß sich an den Anlegestellen Menschen eingefunden hatten, um das ankommende Schiff zu begrüßen. Mit Fahnen und Transparenten grüßten sie die »Juliano«. Kurz darauf lehnten die Behörden auch den Vorschlag ab, nach Agios Nikolaos, ebenfalls auf Kreta, auszuweichen. Dort liegt bereits die kanadische »Tahrir«. Ebenfalls in einem Hafen von Kreta, in Kolymvari, wartet auch die spanische »Gernika« noch auf die Möglichkeit, endlich Griechenland verlassen zu dürfen.
Der »Juliano« wurde mittlerweile mitgeteilt, daß alle Häfen auf Kreta für sie gesperrt seien - ausgenommen der Hafen der griechischen Kriegsmarine in Souda.
Unterdessen haben am Freitag in Paris Unterstützer der Freiheitsflottille das griechische Tourismusbüro in der französischen Hauptstadt besetzt, um gegen die Blockade des humanitären Konvois nach Gaza zu protestieren. Auch die französische »Dignité-Al Karama« wird seit Tagen im Hafen von Sitia festgehalten - ebenfalls auf Kreta. (jW)