Protesttrainings vor dem G-20-Gipfel
Von Kristian StemmlerNoch gut ein Monat bis zum Beginn der Protestwoche gegen den G-20-Gipfel in Hamburg: Die Gipfelgegner laufen sich warm. Rund 100 Aktivisten aus ganz Deutschland absolvierten in der Hansestadt eine Art Crashkurs in kreativem Widerstand. Vier Tage lang lernten sie bei der »Aktionsakademie« des globalisierungskritische Netzwerks ATTAC in der Stadtteilschule Walddörfer im noblen Vorort Volksdorf die ganze Bandbreite der Protestformen kennen, von politischem Straßentheater über Sambatrommeln bis zu verschiedenen Formen der Blockade.
»Die Akademie war eine runde Sache. Mitgemacht haben vor allem junge Leute, von denen ein Teil bisher noch an keinen Aktionen oder Demos teilgenommen hat«, sagte Christian Blanck vom ATTAC-Koordinierungskreis am Sonntag gegenüber jW. Ein wichtiger Aspekt sei es gewesen, den Teilnehmern Mut zu machen. »Der Senat wirft uns ja ständig Knüppel zwischen die Beine, aber davon darf man sich nicht abschrecken lassen«, so Blanck. Die Aktionsakademie werde seit zwölf Jahren jedes Jahr in einer anderen Stadt angeboten und sei eine einzigartige Bildungsveranstaltung im Kampf für eine gerechtere Welt.
Dank einer bewährten Mischung aus Mitmachübungen, Informationen über Hintergründe der Politikertreffen, gegen die Protest formuliert werden soll, und Austausch untereinander kam auch diesmal keine Langeweile auf. So erfuhren die Teilnehmer, was konkret beraten wird, wenn sich die Staatschefs der 19 wichtigsten Industrie- und Schwellenländer und EU-Vertreter am 7. und 8. Juli in Hamburg treffen. Bei einem Plenum unter dem Titel »Wohin mit der Wut?« wurde thematisiert, wie man mit internem Streit oder dem »Generve mit der Polizei« umgeht. Aktiv wurden die jungen Leute beim Klettertraining oder beim »Rebel Clowning«, mit dem Autoritäten veralbert werden.
Zum Abschluss der Akademie wandten die »Absolventen« am Sonnabend die erworbenen Fähigkeiten bei einer Demo in der Hamburger Innenstadt an. Mit Straßentheateraufführungen verschafften sie sich die Aufmerksamkeit von Passanten, bei einer Zwischenkundgebung vor einer »Starbucks«-Filiale wurde die Kaffeekette dafür kritisiert, dass sie in Deutschland keine Steuern zahlt. Trotz Anwesenheit der Polizei gelang es Aktivisten sogar, eine Geschäftsstelle der Deutschen Bank mit Slogans wie »Raus aus Steueroasen« und »Pay Your tax« (»Bezahlt Eure Steuern«) zu bemalen. Beamte notierten Personalien, es kam zu Festnahmen. Ein junger Aktivist sei fünf Stunden lang festgehalten worden, berichtete Christian Blanck.
Auch das Bündnis »Jugend gegen G 20« startete am Sonnabend mit einem Aktionstag in Hamburg die heiße Phase der Mobilisierung für die Proteste gegen das Spitzentreffen. Mehr als 80 junge Menschen trafen sich im Gewerkschaftshaus in St. Georg zu Diskussionsrunden, Workshops und zum Aktionstraining, das auch die Beteiligung an den ATTAC-Demos beinhaltete. Ein wichtiger Programmpunkt war die Vorbereitung des »Bildungsstreiks«, zu dem die Plattform für den 7. Juli, den ersten Tag des Gipfels, aufruft. Schüler und Studenten sollen an diesem Tag Unterricht und Vorlesungen schwänzen, um an Blockadeaktionen teilzunehmen. Laura Kröger von »Jugend gegen G 20« erklärte am Samstag, das Konkurrenzprinzip durchdringe alle gesellschaftlichen Bereiche, auch den der Schulen und Universitäten. Die G 20 stünden für dieses Prinzip.
Zu dem Bündnis gehören mittlerweile mehr als 30 Gruppen und Verbände, darunter die Bundesorganisationen der SDAJ, der IG-Metall- und der ver.di-Jugend sowie Jugendantifa- und Basisgruppen. Bei der Großdemo am 8. Juli will »Jugend gegen G 20« mit einem eigenen großen Block Flagge zeigen.
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