G-20-Teilnehmer des Tages: Lahme Enten
Von Kristian Stemmler»Lame duck«, also lahme Ente, wird in den USA der Präsident genannt, wenn er als handlungsunfähig oder -unwillig gilt. Aktuell ließe sich der Begriff auch auf andere Politoberhäupter anwenden, die nicht mehr viel zu sagen haben oder auf der Kippe stehen. So gesehen, ist der am Wochenende in Hamburg stattfindende G-20-Gipfel eine Art Ententreffen.
Wobei die erste Ente schon abgesagt hat. Brasiliens Staatschef Michel Temer, der es geschafft hat, als erster Präsident seines Landes noch während der Amtszeit wegen Korruption angeklagt zu werden, kommt nicht. Ist vermutlich besser, wenn er derzeit nicht so weit weg fährt.
Aber es kommen ja noch genug weitere lahme Enten zum Gipfel. US-Präsident Donald Trump zum Beispiel, an dessen Stuhl viele sägen. Aktuell sorgt der zum Zirkusdirektor aufgestiegene Clown wieder mit seinem Krieg gegen die Medien für Furore. Eine NBC-Moderatorin nannte er »dumm wie ein Stein«. Sagt der Richtige.
Nicht ganz sattelfest unter den G-20-Führern ist auch Britanniens Premierministerin Theresa May, die sich ihre parlamentarische Basis mit einer Neuwahl selbst zerschossen hat. May wirkt allerdings stabil im Vergleich zum Amtskollegen Jacob Zuma aus Südafrika, einziger afrikanischer Staatschef beim Gipfel. Gegen den Mann laufen mehr als 800 Verfahren, täglich wächst die Schar seiner Gegner. Mächtig Ärger daheim haben auch Italiens Matteo Renzi, Argentiniens Mauricio Macri und Mexikos Enrique Peña Nieto.
Von den Mächtigen, die sich in Hamburg treffen, sind mithin ein Drittel mehr oder weniger lahme Enten. Ihnen gegenüber steht die Pattex-Fraktion der Politiker, die so schnell nichts aus dem Amt fegt: Recep Tayyip Erdogan aus der Türkei zum Beispiel, der saudische König Salman – und natürlich Angela »Mutti« Merkel, die gütige Gastgeberin.
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