Hin und Her in Altona
Von Georg HoppeDurch die Ereignisse der vergangenen Nacht im »Antikapitalistischen Camp« im Elbpark Entenwerder drohte das bereits seit einigen Tagen existierende G20-Camp im Volkspark Altona ein wenig in Vergessenheit zu geraten. Zu Unrecht.
Als wir am Montag in dem Altonaer Camp eintreffen, ziehen Aktivisten gerade ein buntes Versammlungszelt hoch. Die Zeltspitze richtet sich immer mehr gen Himmel, der zur Abwechslung einmal blau ist. Mächtige Heringe werden in die Wiese gehämmert. Die Campflächen sind bereits mit Absperrband abgesteckt, erste »Barrios« für politische Organisationen stehen. Aufbaustimmung.
Das Altonaer Camp ist bis jetzt von Polizeiangriffen wie in Entenwerder verschont geblieben. Das liegt auch daran, dass die Aktivistinnen und Aktivisten im Volkspark die ihnen erteilten Auflagen erfüllen, wenn auch widerwillig. Das heißt u.a.: Es gibt keine Schlafzelte und keine Küche. Sogar die Gesamtanzahl der erlaubten Zelte sei von den Behörden festgelegt worden, berichtet ein Teilnehmer, der aus Frankfurt am Main angereist ist und für den Infodienst zuständig ist. Es dürften zwei Zirkus- und 20 Versammlungszelte errichtet werden. Das Mitbringen von Schlafzelten werde zwar toleriert, doch aufgebaut werden dürften diese nicht. Schlafen dürfen die Camper also offiziell nur unter freiem Himmel, was bei dem derzeitigen Hamburger Schmuddelwetter kein Vergnügen ist. Bringen Unterstützer Lebensmittel durch, würden sie nur als »Einzelspenden« von der Polizei durchgelassen.
Die Bedingungen, die den Campteilnehmern auferlegt werden, änderten sich im Laufe des Tages mehrmals, berichtet ein Betreiber der mobilen »Volx- und Aktionsküche« Fläming Kitchen im Gespräch mit junge Welt. Die mobile Küche steht einsatzbereit auf dem Parkplatz vor der Wiese, darf aber nicht auf das Gelände fahren. Die Zubereitung von Essen auf dem Parkplatz sei zwar meistens erlaubt, die Ausgabe des Essens jedoch nicht, sagte der Betreiber. Es könnte zu »Schlangenbildung« an der Ausgabestelle kommen, begründeten die Beamten die Auflage. Und auch sonst leidet Fläming Kitchen unter dem Hin und Her: »Um 13 Uhr war es erlaubt, Suppe zu kochen«, erzählt er. Wenige Stunden später untersagten die Polizisten die Nahrungszubereitung wieder.
Die Ankunft größerer Gruppen von Campern wird für die nächsten Tage erwartet, auch mit dem für Donnerstag erwarteten Eintreffen des G-20-Sonderzugs aus der Schweiz und Süddeutschland.
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