Eindrücke aus der besetzten Stadt
Von André ScheerDie Staatsgäste sind noch gar nicht angereist, doch Hamburg befindet sich bereits im Belagerungszustand. Vor allem in den Stadtteilen rund um die Messehallen, die als Austragungsort für das Treffen der Regierungschefs auserkoren wurden und mitten im Zentrum Hamburgs liegen, ist die Polizeipräsenz unübersehbar. Selbst der Gang zum Internationalen Pressezentrum gestaltet sich für Journalisten schwierig, vor der Akkreditierung stehen Taschenkontrollen wie am Flughafen. Das Mitnehmen von Glasflaschen, Scheren und anderen gefährlichen Gegenständen ist untersagt.
Wirkliche Einschränkungen müssen allerdings die Einwohnerinnen und Einwohner der Hansestadt hinnehmen. Schon weit entfernt vom Veranstaltungsort werden Fahrgäste in den Bussen des HVV per Ansage darauf hingewiesen, dass es auf ihrer Linie ab Donnerstag zu Einschränkungen und Sperrungen kommen wird und man sich doch bitte auf der Homepage des Verkehrsverbundes informieren möge. Dort heißt es: »Deshalb gilt für die Fahrgäste, die regulär den Bus nutzen, die Empfehlung, auf U- und S-Bahnen umzusteigen.« Was für Menschen, die den Bus brauchen, um zur U- oder S-Bahn zu kommen, ein schwacher Trost ist. Hinzu kommen seit Wochen Einsatzübungen der Polizei mit Hubschrauberlandungen mitten auf der Straße – Vollsperrungen inklusive.
Provokativ ist das Auftreten der Polizei in den als »alternativ« bekannten Gegenden, insbesondere im Schanzen- und im Karolinenviertel. Am U-Bahnhof Feldstraße kontrolliert ein Fahrzeug der USK-Einheiten aus Bamberg mit bayerischer Fahne im Fenster, ob die Hamburger auch brav sind. Ständig fahren Konvois mit Polizeifahrzeugen durch die Straßen, im Schanzenpark patrouillieren berittene Beamte. Auf einem Betriebsparkplatz direkt am Bahnhof Sternschanze warten unzählige Fahrzeuge der Sicherheitskräfte auf ihren Einsatz. In den zentral gelegenen Bahnhöfen stehen Polizeiposten an den Gleisen und mustern genau, ob ihnen irgend etwas verdächtig vorkommt.
Doch der Protest regt sich trotzdem. Im Schanzenviertel sind alle Hauswände mit Plakaten gegen den G-20-Gipfel beklebt, in den Schaufenstern der Geschäfte hängen Losungen. Das selbe Bild zeigt sich im Karolinenviertel. Dort hängen Transparente gegen die Repression in den Bäumen, Ladeninhaber positionieren sich gegen den Gipfel. Und in den Kneipen gibt es »Mexikaner gegen Trump«, einen scharfen Tomatenschnaps zum G-20-Solidaritätspreis von 1,50 Euro.
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