Kirchenasyl für den Protest
Von André ScheerDie Campverbote werden für die Hamburger Polizei und die politisch Verantwortlichen zum Bumerang. Am Dienstag entstanden an immer mehr Orten kleine Zeltlager, um den Protest gegen den G-20-Gipfel zu organisieren. Eines dieser spontanen Camps steht auf der Wiese vor der St. Johanniskirche im Stadtteil Altona, unweit der S-Bahnstation Holstenstraße. Mehrere Dutzend Menschen bauten hier am Nachmittag Zelte auf, geduldet vom Pastor und der Kirchenleitung.
Hansel Sauerteig, der sonst im Widerstand gegen die Castortransporte im Wendland aktiv ist und eigens für die Aktionen gegen den G-20-Gipfel nach Hamburg kam, zeigte sich im Gespräch mit junge Welt optimistisch. Immerhin habe die Polizei das Zeltlager auf der Wiese direkt an der vielbefahrenen Max-Brauer-Allee bereits vier Stunden lang toleriert. Dazu kann auch beigetragen haben, dass die Besitzverhältnisse für die Wiese nicht vollständig geklärt sind - handelt es sich noch um Kirchengrund oder ist die Grünfläche öffentlich?
Tatsächlich ist in der unmittelbaren Umgebung um das neue Camp keine Polizeipräsenz wahrzunehmen - überraschend, denn das kann man inzwischen von wenigen Orten in Hamburg sagen. Ein Vorteil für die Camper ist jedoch auch, dass sie von ihren neuen Nachbarn freudig begrüßt wurden. »Einige haben uns angeboten, bei ihnen die Toilette zu benutzen. Andere sagten, wir könnten die Zelte auch in ihren Vorgärten oder Hinterhöfen aufstellen«, zeigte sich Sauerteig erfreut. Damit sei klar, dass es den Hamburger Behörden nicht gelingen werde, dem Protest gegen die G20 die Infrastruktur zu entziehen.
Auch im Stadtteil Moorfleet sei den Protestierenden auf Privatgelände eine freie Fläche angeboten worden, auf der bis zu 150 Zelte errichtet werden könnten. Und es gibt viele weitere Angebote, gegen die Polizei und Senat keine Handhabe hätten.
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