Wir brauchen Kubas Solidarität
Von Dietmar KoschmiederDer Boykott ist zu Ende, unsere alternative Beteiligung an der Feria del Libro in Havanna geht weiter
Eigentlich müßten die Vertreter von Cuba Si, dem Netzwerk Cuba e.V., der Tageszeitung junge Welt und andere Unterstützer wie der Hannoveraner Bibliothekar Rolf Manfred Hasse sowie viele Verlagsvertreter ein Faß Rum aufmachen, um auf diesen Erfolg anzustoßen: Deutschland ist nun auch offiziell wieder auf der Buchmesse Havanna vertreten. 100 Verlage präsentieren sich am Gemeinschaftsstand, 450 Titel werden ausgestellt. Damit ist offenbar, daß der Boykott der Bundesregierung, die sich von 2004 bis 2007 einer Teilnahme an der Messe aus vorgeschobenen Gründen verweigerte, nur eine Wirkung hatte: Das Interesse der deutschen Verlagsbranche an der kubanischen Buchmesse ist so stark wie nie zuvor. Denn von 2004 bis 2007 war Deutschland trotz Boykott in Havanna präsent – und nicht nur das »andere Deutschland«. Obwohl der Auftritt von Cuba Si, dem Netzwerk und der jungen Welt organisiert wurde, beteiligten sich überwiegend bürgerliche Verlage an der Präsentation. Auf den Buchmessen in Leipzig und Frankfurt hat man erst seit dem Boykott und seiner Umgehung die Feria Internacional del libro in Havanna richtig wahrgenommen.
Wie aber geht man mit so einem Erfolg um? Wie nutzt man gewonnene Potentiale, Erfahrungen, Kontakte sinnvoll weiter? Die Präsenz deutscher Verlage und der Solidaritätsbewegung neben dem offiziellen Auftritt, den traditionell die Buchmesse Frankfurt organisiert, ist garantiert. Nicht weil man in Havanna wunderbare Geschäfte machen kann, obwohl auch eine Reihe von Kooperationen und Verträge in den letzten Jahren zustande gekommen sind. Sondern weil Solidarität in diesem Fall keine Einbahnstraße ist. Verlagsmitarbeiter, Redakteure und Aktivisten der Solidaritätsbewegung haben die einmalige Möglichkeit, Land und Menschen kennenzulernen. In Havanna erlebt man in dieser Zeit, wie angesehen das kleine Land, seine Menschen und seine Regierung in ganz Lateinamerika sind. Wir sind zu Gast bei Freunden, und wir lernen hautnah, daß es auch anders geht, eine andere Welt möglich ist, Unabhängigkeit, Solidarität, Gerechtigkeit, Selbstbestimmung nicht nur ein Traum sind. Oder anders formuliert: Das Beispiel Kubas ist eine wichtige Unterstützung unserer Kämpfe. Und wir brauchen diese Solidarität Kubas. Warum soll das, was in diesem kleinen und armen Karibikstaat unter härtesten Bedingungen möglich ist, nicht auch in unserem, einem der reichsten Länder der Welt, möglich sein? Wir werden weiter auf dieser Buchmesse präsent sein, weil wir weiter von Kuba lernen wollen. Gespräche dazu finden in diesen Tagen in Havanna statt, erste Pläne werden mit der Solidaritätsbewegung geschmiedet. Darüber werden wir im März auf der Buchmesse in Leipzig berichten. Und dabei auch mit einem Mojito oder einem Cuba Libre auf das Ende des Boykotts anstoßen.
Solidarität jetzt!
Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.
In unseren Augen ist das Urteil eine Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit in der Bundesrepublik. Aber auch umgekehrt wird Bürgerinnen und Bürgern erschwert, sich aus verschiedenen Quellen frei zu informieren.
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