Alles paletti!
Von Peter WolterErstaunlich, wie dieser flapsige Spruch seinen Weg in die Karibik gefunden hat – es ist wohl schon das vierte oder fünfte Mal, daß ich in Havanna auf diese Weise angesprochen werde. Und jedesmal werde ich ungläubig angestaunt, wenn ich erkläre, daß »paletti« nur bedingt mit dem Italienischen zu tun hat – den wahren Ursprung kennen auch in Deutschland die wenigsten. Hier also ein Beitrag zur Aufklärung: »Paletti« war der Nachname eines italienischen Hausmeisters in einem Studentenheim in Münster (an der Steinfurter Straße, wer es genau wissen will). Immer wenn ein Wasserhahn tropfte oder eine Glühbirne auszuwechseln war, war der Mann mit dem Wort zur Stelle: Paletti macht das! Irgendwie entstand daraus »alles paletti«. Wie sich dieser Spruch über ganz Deutschland bis hin in die Karibik verbreitet hat – das müßten Sprachforscher herausfinden.
Beim Gang durch die Altstadt Havannas kommen wir aus dem Staunen nicht heraus: Immer mehr Gebäude wurden stilgetreu renoviert – Kuba hat mit UNESCO-Hilfe enorme Mittel investiert. Es ist ein Jahr her, daß ich zum letzten Mal in Havanna war, seitdem sind wieder dutzende Altbauten instandgesetzt worden. Zumindest in diesem Stadtviertel wurde der oft beklagte Zerfall der Bausubstanz aufgehalten – anderswo sieht es allzuoft leider noch anders aus. Dennoch, auch dort wird fleißig restauriert. Jetzt scheint auch die weltberühmte Uferstraße, der Malecón, an der Reihe zu sein.
Kuba ist immer noch ein Entwicklungsland, wenn auch ein vergleichsweise entwickeltes: Unser Hotel bietet unteren Standard: die Zimme haben keine Fenster, Warmwasser gibt es nicht. Der Fernseher funktioniert auch nicht. Das Personal sehr nett – kubanisch eben. Die Rezeptionistin liest zwischendurch die kubanische Sonderausgabe der jW. Selbstverständlich haben wir gleich das Personal agitiert.
Am Morgen, vor dem Frühstück, ein kleiner Bummel über den Prado und ein kurzer Abstecher in die Calle Obispo, an deren Anfang sich die weltberühmte Bar El Floridita befindet. Auf den Parkbänken sitzen Männer und Frauen, jeder zweite liest die Parteizeitung Granma. Und überall wimmelt es von Schulkindern – man könnte meinen, ganz Kuba gehe zur Schule.
Und dann der tägliche Ärger: Der Kampf der Partei gegen die Korruption hat die Taxifahrer immer noch nicht erreicht. Taxameter gibt es zwar, werden aber nur selten eingeschaltet. Wer nicht aufpaßt und kein Spanisch kann, zahlt mitunter Phantasiepreise. Wir haben es uns zur Regel gemacht, nur Taxis mit blauem Nummernschild zu nehmen, die sind nämlich staatlich.
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Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.
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