Frage des Standpunkts
Von Peter WolterSchlüpfen wir zur Abwechslung doch mal in die Rolle eines Journalisten von Panorama oder Spiegel-Online
»Kubanische Polizei geht brutal gegen Dissidenten vor«
Havanna. Kubanische Polizisten haben in der Nacht zum Sonntag in der Altstadt von Havanna einen Dissidenten auf brutale Weise festgenommen und abtransportiert. Nach Berichten von Augenzeugen wurde der etwa 30jährige Mann auf offener Straße mit Gewalt festgehalten, in Handschellen gelegt und unter Schmerzensschreien in einem Wagen abtransportiert. Grund der Festnahme war offenbar, daß er ein T-Shirt mit einem Anti-Castro-Aufdruck trug. Protestierende Anwohner, die den Vorfall beobachteten, äußerten die Sorge, daß er im Gefängnis gefoltert wird. Über den weiteren Verbleib des Festgenommenen wurde bislang nichts bekannt. »
Und so war es wirklich:
Der Festgenommene war betrunken und hatte auf offener Straße wegen eines Ehestreits eine Schlägerei angezettelt. Polizisten versuchten zunächst, ihn zu beruhigen. Als er dann um sich schlug, wurden ihm Handschellen angelegt. Die waren allerdings etwas zu fest angezogen, worauf sich ein Polizist bemühte, sie zu lockern. In der Tat kam dann ein Polizeiwagen, der den Mann zur Wache mitnahm. Sein T-Shirt war mit dem Namen einer Band bedruckt, Passanten beobachteten die Szene und gaben belustigte Kommentare ab.
Den oben erwähnten Lohnschreibern könnte man auch folgendes empfehlen: Ein Klassenraum einer Grundschule in der Calle Obispo ist durch ein offenes Gitter von der Straße abgetrennt, so daß Passanten den Verlauf der Schulstunde beobachten können. Wie wäre es mit der Schlagzeile: »Castros Kuba: Jetzt auch Kinder hinter Gittern«?
Solidarität jetzt!
Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.
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