Vom Schreibtisch vor die Kamera
Von Harald NeuberAuf der Internationalen Buchmesse in Havanna treffen wir viele Kollegen aus Lateinamerika und Europa wieder.
Da geschieht es schon mal, dass man die Rollen wechselt. Gerade noch hatte ich ein Interview geführt, da sitze ich vor der Kamera. Pascual Serrano, Mitbegründer des Internetportals Rebelion.org und Korrespondent des lateinamerikanischen Fernsehsenders Telesur bittet mich um ein Interview über die junge Welt. Mit Pascual sind wir seit langem in Kontakt, im Berlin hatte er 2004 an einer Medienkonferenz teilgenommen, die unter anderem von der jW organisiert wurde. Pascual hat auf Telesur unter anderem eine Sendung über alternative Medien. Besonders interessiert ihn das Genossenschaftsmodell der jungen Welt – „ein Vorbild für linke und alternative Medienprojekte in Lateinamerika“, wie er sagt.
Die Lage hier ist um einiges zugespitzter als in Europa. In Lateinamerika kontrollieren nur wenige Medienkonzerne die Branche – viele wie Televisa oder die Cisneros-Gruppe mit direkten Verbindungen in die USA. Der politische Kampf gegen die Linke wird in Kuba und auf dem Kontinent über die Presse ausgetragen. Diese Erfahrung machen wir hier fast täglich. Als kürzlich ein Student mit dem Parlamentspräsidenten Ricardo Alarcón diskutierte, lancierten rechtsgerichtete Redaktionen, der junge Mann sei festgenommen worden. Eine glatte Lüge, die den Kubanern wieder einmal vorführte, mit welcher Dreistigkeit der Medienkrieg gegen die Regierung in Havanna geführt wird.
Pascual Serrano ist nicht der einzige Kollege, der sich den Kampf gegen diese neue Gefahr für Demokratie und Frieden auf die Fahnen geschrieben hat. Der Kampf um die Meinungshoheit ist voll entbrannt. Auf der einen Seite die Bevölkerung, auf der anderen die Medienkonzerne. Mit unserer Präsenz auf der Buchmesse in Havanna hat junge Welt in den vergangenen vier Jahren schon einen Beitrag zu diesem Ringen geleistet. Und wir werden weiter präsent sein, wo es nötig ist.
Solidarität jetzt!
Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.
In unseren Augen ist das Urteil eine Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit in der Bundesrepublik. Aber auch umgekehrt wird Bürgerinnen und Bürgern erschwert, sich aus verschiedenen Quellen frei zu informieren.
Genau das aber ist unser Ziel: Aufklärung mit gut gemachtem Journalismus. Sie können das unterstützen. Darum: junge Welt abonnieren für die Pressefreiheit!