Volle Konzentration
Von Peter SteinigerAm Morgen geht es zur Cátedra Humboldt. Maikel Veloz vom Institut für Völkerfreundschaft (ICAP) holt uns mit dem Kleinbus von der Messe ab.
Die Cátedra ist eigentlich die deutsche Spezialbibliothek der Universidad de La Habana und befindet sich in deren unmittelbarer Nachbarschaft in einer schönen Stadtvilla im Stadtteil El Vedado. Das Sortiment in den Regalen weist gewisse Überschneidungen mit meinem eigenen Bücherbestand auf: Feuchtwanger, B. Traven, Dieter Noll. Einige tausend Bücher aus DDR-Beständen haben hier ein neues, dankbares Zuhause gefunden. Tatsächlich ist die Cátedra viel mehr als nur eine Bibliothek. Ehrenamtlich werden hier kostenlose Sprachkurs sowie Veranstaltungen zu Kultur und Landeskunde angeboten. Auch der DAAD-Lektor hat hier sein Domizil. Sie ist ein beliebter Treffpunkt kubanischer Deutschstudierender und deutscher Gaststudenten in Havanna.
Wir sind im Doppelpack gekommen. Etwa 50 Studierende drängen sich sitzend oder stehend in dem kleinen, bald überhitzten Vortragssaal. Marion Leonhardt stellt das vom Komitee Basta ya! herausgegebene Buch über die Cuban Five vor. In Anwesenheit von Graziella Ramirez, der Präsidentin des internationalen Komitees, das die Solidaritätsaktionen zugunsten der fünf Kubaner organisiert. Kubas Helden werden wegen ihrer Aufklärertätigkeit gegen terroristische Aktivitäten von Miami aus seid bald zehn Jahren ohne Gerichtsurteil in den USA gefangengehalten. Die Cátedra wird bald einige Exemplare dieses Buchs zu ihrem Bestand zählen können.
Ich berichte vom freien Wettbewerb. Zunächst von den Nokia-Protesten, den Hintergründen der Werksschließung - als Beispiel, wie europaweit die Beschäftigten gegeneinander ausgespielt werden. Anschließend stelle ich die junge Welt vor und erläutere, wie sich unsere Zeitung gegen die kapitalstarken Medien behauptet.
Fast zwei Stunden dauert die Veranstaltung, unser Publikum bleibt konzentriert bei der Sache und fragt interessiert nach. Wir tragen uns in das Gästebuch der Cátedra ein. Günther Grass war auch schon da.
Bericht in juventud rebelde
Solidarität jetzt!
Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.
In unseren Augen ist das Urteil eine Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit in der Bundesrepublik. Aber auch umgekehrt wird Bürgerinnen und Bürgern erschwert, sich aus verschiedenen Quellen frei zu informieren.
Genau das aber ist unser Ziel: Aufklärung mit gut gemachtem Journalismus. Sie können das unterstützen. Darum: junge Welt abonnieren für die Pressefreiheit!