¡Felicidades!
Von Peter Steiniger (Interview)Nicht aufgezwungen, sondern Sache der Kubaner. Ein Revolutionär der ersten Stunde wird heute 70. Gespräch mit Pedro Martín Martín
Sie sind ein Zeitzeuge und Teilnehmer der kubanischen Revolution. Woher stammen Sie und wie sind Sie aufgewachsen?
Ich komme aus Camagüey, einer Stadt im östlichen Zentrum Kubas. Zum Zeitpunkt der Revolution war ich 21 Jahre alt und Analphabet. Ich hatte mich der Rebellenarmee (Ejército Rebelde) angeschlossen. Ich war also Guerillero, aber ich habe keinen einzigen Schuß abgegeben, sondern Waffen und Lebensmittel zu meinen Compañeros gebracht. Erst dank der Revolution konnte ich meinen Beruf als Mechaniker erlernen, in dem ich bis zur Rente gearbeitet habe. Seit 50 Jahren lebe ich in Havanna.
Welchen Ideen sind Sie damals gefolgt?
Ich wollte ganz einfach gegen Batista kämpfen. Mit den revolutionären Maßnahmen, die nach dem Sieg verwirklicht wurden, habe ich mich auch mit den neuen Ideen identifiziert. 1962 wurde ich Mitglied der Kommunistischen Partei.
Wenn Sie sich Kuba im fünfzigsten Jahr nach der Revolution ansehen, ist es das Kuba, für welches Sie gekämpft haben?
Ja, das ist es. Ich wollte, daß die Kinder hier frei von Not aufwachsen können, daß es medizinische Versorgung für alle gibt, daß der Analphabetismus überwunden wird.
Trägt die Revolution auch den Bedürfnissen der nachgewachsenen Generationen noch ausreichend Rechnung?
Nein, zur Zeit kann sie dies nicht, vielleicht zukünftig, wenn sich unsere ökonomische Situation verbessert.
Kuba steht in Sachen Meinungsfreiheit und Menschenrechte bei EU und USA in der Kritik. Wie stehen Sie dazu?
In der Partei kann ich als Genosse über alles sprechen. In der Gesellschaft wird jetzt breiter und offener über unsere Probleme diskutiert, als dies früher der Fall war. Diesen Prozess hat Raúl Castro in Gang gesetzt, und das wird von den Massenorganisationen und der Bevölkerung unterstützt.
In Kuba wird niemand wegen seiner politischen oder religiösen Überzeugungen eingesperrt. Die sogenannten politischen Gefangenen sitzen nicht aufgrund einer politischen Meinung, sondern wegen Bombenanschlägen im Gefängnis. Für Taten, die in jedem Land der Welt verfolgt werden.
Was erwarten Sie vom neu zu bildenden Staatsrat?
Unabhängig davon, wer neuer Regierungschef wird, erwarte ich weitere politische Veränderungen. Vor allem die wirtschaftlichen Probleme müssen angepackt werden.
Welches Bild haben Sie von Deutschland?
Ich mag das Land und die Leute. 1984 absolvierte ich in der DDR einen Weiterbildungslehrgang, in einem Betrieb bei Bautzen. Im letzten Jahr war ich nach Berlin eingeladen. Allerdings bin ich vor allem mit linken Leuten, also Genossen, ins Gespräch gekommen. Die Stadt hat sich völlig verändert. Ich war am Brandenburger Tor und habe mir angesehen, wo die Mauer stand.
Warum existiert Ihrer Meinung nach das sozialistische Kuba immer noch, nicht aber die DDR?
Weil uns die Revolution nicht aufgezwungen wurde, sondern wir sie selber gemacht haben. Wir sind ein armes Land, aber mit Würde.
Solidarität jetzt!
Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.
In unseren Augen ist das Urteil eine Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit in der Bundesrepublik. Aber auch umgekehrt wird Bürgerinnen und Bürgern erschwert, sich aus verschiedenen Quellen frei zu informieren.
Genau das aber ist unser Ziel: Aufklärung mit gut gemachtem Journalismus. Sie können das unterstützen. Darum: junge Welt abonnieren für die Pressefreiheit!