Tränen statt Clowns
Bei neuen gewalttätigen Auseinandersetzungen am heutigen Abend zwischen NATO-Gegnern und Polizeikräften nahe des Camps in Strasbourg sind Dutzende Demonstranten verletzt worden. Am »Medical Point« wurden etwa dreißig Personen behandelt, die Verletzungen durch Plastiksplitter aufweisen.
Sanitäter führen dies gegenüber junge Welt auf Teile der von der Polizei in die Menge geschossenen Gas- und Schockgranaten zurück. Zahlreiche weitere Demonstranten und Campbewohner wurden durch das Tränengas in Mitleidenschaft gezogen. Nach Mitteilung der Behörden trugen sich auch zwei Polizisten leichtere Blessuren zu.
Die Auseinandersetzungen begannen, als zwei Kleinbusse mit rund hundert als Clowns verkleideten Gipfelgegnern von der Polizei an der Zufahrt zu dem Camp gehindert wurden. Sie gehören einer »revolutionären Clowns-Armee« an, die gegen den Gipfel zum 60-jährigen Bestehen der NATO protestieren will.
Nach Angaben der Polizei versuchten anschließend einige Demonstranten, vom Protest-Camp aus in die »verbotene Stadt« - das von der kritischen Öffentlichkeit weitgehend abgeschirmte Zentrum von Strasbourg - zu gelangen. Die Staatsgewalt setzte neben Tränengas auch Wasserwerfer ein.
Auf der deutschen Rheinseite sorgten 5000 Polizisten für Ruhe und schirmten die Staats- und Regierungschefs der 28 NATO-Staaten ab, die am frühen Abend zu einem Essen im Kurhaus Baden-Baden eintrafen.
Für morgen ist in Strasbourg eine Großkundgebung «Stop NATO» geplant. Eine Demonstration von der badischen Grenzstadt Kehl aus will über die Rheinbrücke dazustoßen. Die Polizei drohte mit einem harten Vorgehen gegen »Störer« und Blockaden. Den Auflagen zufolge dürfen sich die Demonstranten nur auf einer rund sieben Kilometer langen Strecke im Gebiet des Straßburger Rheinhafens bewegen - weit entfernt von der hermetisch abgeriegelten Innenstadt und dem Kongreßzentrum, wo die Beratungen der Gipfelteilnehmer geplant sind.
(jW/ddp)
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