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05.07.2010, 23:24:47 / jW-Ostsee-Tour 2010

Überraschender Besuch an Bord

Von Peter Rau
Robert Rosentreter (Mitte) mit Skipper Lutz Buche (links) und jW
Robert Rosentreter (Mitte) mit Skipper Lutz Buche (links) und jW-Redakteur Peter Rau

Sonntag nachmittag im Rostocker Stadthafen. Kurz nach dem Festmachen der "Albin Köbis" kommt überraschender Besuch an Bord des Traditionsseglers und fragt nach dem Skipper.

Robert Rosentreter, längst im Ruhestand, in den 90er Jahren Pressesprecher des FC Hansa Rostock, danach für einige Jahre auch Pressesprecher der alljährlichen HanseSail, einem der großen internationalen Seglertreffen an der Ostseeküste, und heute noch mit der Pflege maritimer Traditionen befaßt, hat für Lutz Buche ein Geschenk mitgebracht: sein gemeinsam mit Horst Westphal vor Jahrzehnten verfaßtes Buch "Rebellion in der Hölle" über den ersten großen Aufstandsversuch vor der Novemberrevolution in der kaiserlichen Hochseeflotte im Jahr 1917.

Das 1976 im DDR-Militärverlag erschienene Buch, in dem der Namensgeber der Gaffelketsch Albin Köbis und sein Gefährte Max Reichpietsch eine tragende Rolle spielen, ging dabei auf einen fast zehn Jahre zuvor in der damaligen FDJ-Zeitung Junge Welt veröffentlichten Tatsachenbericht unter dem Titel "Blaublusen im Sturmjahr 17" zurück. Darin hatten die beiden Offiziere der DDR-Volksmarine  - Westphal war Fregattenkapitän und Rosentreter Korvettenkapitän - noch etliche Beteiligte und Zeitzeugen, aber auch Verwandte der beiden Matrosen ausfindig gemacht und nach ihren Erinnerungen befragt. So konnten sie auch die näheren Umstände ihres Todes rekonstruieren.

Der Heizer Albin Köbis vom Linienschiff "Prinzregent Luitpold" und der Signalgast Max Reichpietsch vom Linienschiff "Friedrich der Große" hatten zu den Wortführern des Matrosenaufstandes im Sommer 1917 gehört und waren nach dessen Niederlage von einem Kriegsgericht zum Tode verurteilt und am 5. September in Köln-Wahn - also weit weg von der Küste -  von einem Landsturmtrupp unter dem Kommando eines Majors von Mörs  hingerichtet worden. Köbis starb im Alter von 24 Jahren, Reichpietsch war noch nicht einmal 23 Jahre alt.  Drei weitere gemeinsam mit ihnen verurteilte "Rädelsführer" waren kurz zuvor zu 15 Jahren Zuchthaus "begnadigt" worden.

Der 1990 im Range eines Fregattenkapitäns aus der Volksmarine ausgeschiedene Rosentreter hatte übrigens aus der Zeitung von der Ankunft des Traditionsseglers in Rostock erfahren. Sein Geschenk war für den Skipper und Eigner der "Albin Köbis" natürlich ein Highlight des bisherigen jW-Segeltörns. Und es war eine willkommene Ergänzung zur kompletten Kopie des damaligen JW-Tatsachenberichts, den der mitsegelnde jW-Redakteur - der am Beginn seiner journalistischen Laufbahn als Volontär den späteren Buchautoren selbst ein klein wenig zur Hand gehen durfte - ihm bereits vor Beginn der Tour übergeben hatte.


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