Krieg und Frieden
Von Claudia WangerinDie Landschaft ist schön. Der Busfahrer ist nett und zuvorkommend. Kein Mensch würde von sich aus auf die Idee kommen, daß er schon auf Kinder und Jugendliche geschossen hat. Aber er hat, so sagt er. Wir kennen uns keine zehn Minuten, aber er verrät damit auch nichts, wofür er ins Gefängnis kommen könnte.
Das Gespräch ergab sich aus einer Unterhaltung zwischen ihm und einem weiteren Fahrgast über die Arbeitsmarktsituation auf Rügen. Es sieht mager aus. Wenn nicht mit der Arbeit, dann zumindest mit der Bezahlung.
Bevor er Busfahrer wurde, war er bei der Bundeswehr – und vier Mal im Auslandseinsatz; zuletzt in Afghanistan. »Einige tun sich extrem schwer, das zu verarbeiten.« Die »Abschußquote« sei dort höher als öffentlich zugegeben werde. Zivilisten seien kaum von den Taliban zu unterscheiden – und schon Kinder hätten dort mitunter scharfe Waffen. »Was willste da machen?« Stolz ist er darauf nicht – er fühlt sich aber auch nicht verantwortlich. »Ich bin froh, daß ich mit der ganzen Scheiße nix mehr zu tun hab«, sagt er.
Die 21jährige Tochter der Zimmerwirtin unserer Aktionsbüro-Mitarbeiter in Pruchten hat sich für acht Jahre verpflichtet – und geht demnächst auch nach Afghanistan. Begeistert ist die Mutter nicht – sie macht sich große Sorgen. Als sie von der Idee erfuhr, hat sie gehofft, ihre Tochter sei nicht sportlich genug und würde nicht in die engere Wahl kommen.
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