Auf Wiedersehen, Ostsee - bis demnächst!
Etwas wehmütig verließen wir in der Morgensonne die »Albin Köbis«, um in einem Hafencafé Bilanz zu ziehen, die am Montag ausführlich in der Printausgabe erscheint.
Es ist spät geworden gestern Abend – oder früh geworden heute Morgen. Neben Verlagsmitarbeitern, die eigens aus Berlin nach Stralsund gekommen waren, um mit uns den letzten Abend an Bord zu genießen, besuchten uns Mitglieder der Partei Die Linke, darunter die mecklenburgische Sozialministerin a.D, Marianne Linke sowie der Linksjugend ['solid].
Der Abend begann mit politischen Lageeinschätzungen und endete als Bordparty. Arbeiterlieder und Gassenhauer wurden gesungen – und bei Sonnenaufgang glitzerten Berge von Altglas auf dem Traditionssegler.
Wir haben schöne, turbulente Tage an und auf der Ostsee verbracht. Viele der gelernten DDR-Bürger, denen wir begegneten, waren überrascht, daß es die junge Welt noch gibt. Die Überraschung war jedoch in vielen Fällen positiv – und vereinzelte Nörgler sorgten an den jW-Ständen zum Teil sogar für Erheiterung. So zum Beispiel ein Passant in Gager, der behauptete, in den 60er Jahren habe es in der DDR so wenig zu essen gegeben, daß in den Parks sogar Schwäne geschlachtet worden seien.
Da unser Budget sehr begrenzt war, mußten wir auf dieser Reise viel improvisieren und erlebten so manch lustige Anekdote. Die meisten blieben hier unerwähnt. Als seriöse Zeitung berichteten wir zum Beispiel nicht, daß unser Verlagsleiter in Kiel auf einem Trampolin schlief, daß sich ein Mitglied des Landkommandos Kaugummi in die Ohren stopfte, um sich akustisch dem Schnarchen eines nicht namentlich zu nennenden Kollegen zu entziehen – oder wie wir nachts auf abenteuerlichem Wege Toilettenpapier organisierten.
Wären wir Mitarbeiter eines neoliberalen Konzernmediums, dann hätten wir natürlich an Land alle klimatisierte Einzelzimmer gehabt – und ein Helikopter hätte die »Albin Köbis« begleitet, um bei Bedarf neue Notebooks, Delikatessen und Kosmetik abzuwerfen. Allerdings hätte das Kernstück der Aktion dann nicht »Albin Köbis« geheißen. Und wir hätten auch nicht so viel Lustiges erlebt. (jW)
Route/Fotos bei EveryTrail iPhone Travel Guides:
Segeltörn mit der Gaffelketsch Albin Köbis von Rostock über Hiddensee und Rügen nach Greifswald, Juli 2010
Solidarität jetzt!
Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.
In unseren Augen ist das Urteil eine Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit in der Bundesrepublik. Aber auch umgekehrt wird Bürgerinnen und Bürgern erschwert, sich aus verschiedenen Quellen frei zu informieren.
Genau das aber ist unser Ziel: Aufklärung mit gut gemachtem Journalismus. Sie können das unterstützen. Darum: junge Welt abonnieren für die Pressefreiheit!