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Vorsprung für Labour

Großbritannien: Letztes Fernsehduell vor Wahlen. Sozialdemokraten in Umfragen weit vor Konservativen

Acht Tage vor den britischen Parlamentswahlen am 4. Juli standen sich beide Konkurrenten um die Regierungsspitze am Mittwoch abend noch einmal im Fernsehen gegenüber: Aus dem dritten und letzten Duell ging Labour-Chef Keir Starmer laut Umfragen als Sieger hervor. Die Konfrontation verlief anders als die vorangegangenen: Die Kandidaten lieferten sich einen heftigen Schlagabtausch. Sunak war angriffslustiger: »Wenn Sie höhere Steuern wollen, dann wählen Sie doch Labour!« ließ er ausrichten. Sunak wurde während der Debatte zunehmend gereizter und stellte Behauptungen darüber auf, was eine »Kapitulation vor Labour« für Großbritannien bedeute.

Doch die neue Strategie hat nicht gefruchtet. Denn trotz einer Flut von Angriffen eines zunehmend verzweifelten Sunak ging dieser knapp als Verlierer aus der Debatte. Eine Blitzumfrage des Instituts More in Common (MiC) ergab, dass 56 Prozent meinen, der Labour-Vorsitzende habe die Debatte gewonnen. Die Umfrage ergab zudem, dass die Zuschauer Starmer bei den Themen Steuern und Einwanderung mehr vertrauten. Auch Starmer selbst war am Mittwoch abend angriffslustiger als zuvor. Er gab sich deutlich siegessicher. Kritik kam von ihm vor allem an den Ruanda-Abschiebeplänen der Regierung.

Ian Dunt kommentierte das Duell am Donnerstag in der Zeitung i mit den Worten: »Sunak will (im Endspurt des Wahlkampfs) so aggressiv wie möglich sein. Er wettert, er unterbricht, er macht abfällige Bemerkungen, er reduziert komplexe politische Themen auf falsche Alternativen und schreit Starmer dann an: ›Ja oder nein?‹« Sunak sei eine »leere Maschine, die inhaltslose politische Berechnungen als Treibstoff nutzt«, kommentiert Dunt, doch die Taktik habe einen Fehler: »Sie ist grundsätzlich unsympathisch. Niemand sitzt da und denkt von jemandem, der ständig unterbricht, er sei ein phantastischer Regierungschef.«

Aus der MiC-Umfrage ergibt sich: Im allgemeinen erfüllten beide Kandidaten die Erwartungen der Debattenbeobachter. Allerdings fanden 30 Prozent der Zuschauer, dass Sunak besser abgeschnitten habe als erwartet, verglichen mit 19 Prozent, die Starmer dieses Prädikat zukommen ließen. Das liegt aber auch daran, dass nach der bisherigen Performance von Sunak im Wahlkampf die Erwartungen des Publikums sehr niedrig waren. Die Zuschauer glauben Starmer am ehesten bei den Themen Gesundheitswesen NHS und Integrität der Politik, hier vertraut mehr als die Hälfte der Zuschauer Starmer, wie aus der Umfrage hervorgeht. Sunak schnitt bei Steuern und Einwanderung besser ab als bei anderen Programmpunkten, obwohl Starmer ihn in diesen beiden Bereichen ebenfalls knapp übertraf.

Die NHS-Debatte überschattet die letzten Tage des Wahlkampfs. Am Donnerstag begannen die Assistenz- und Nachwuchsärzte in England einen fünftägigen Streik. Es ist bereits ihr elfter in zwei Jahren. Die Assistenzärzte fordern eine Erhöhung ihres Stundenlohns von 15 Pfund Sterling (17,70 Euro) auf 21 Pfund (24,80 Euro) – eine Erhöhung von 35 Prozent –, um die Reallohnverluste der letzten 15 Jahre auszugleichen. Daneben fordern sie mehr Ressourcen, um die Probleme des NHS zu beheben.

Starmer versprach zwar 40.000 zusätzliche Termine, um die Wartelisten zu kürzen – dort befinden sich nach Jahren der Unterfinanzierung des NHS mittlerweile Millionen von Patienten. Auf die Gehaltsforderungen geht Labour im Wahlprogramm auch nicht ein, und wie die NHS-Unterfinanzierung ausgeglichen werden soll, will die Partei ebenfalls nicht verraten. Das Fehlen eines Plans zur Lösung der NHS-Probleme dürfte Starmer an der Wahlurne allerdings kaum schaden, denn auf Sunak kommen stetig neue Probleme zu. Zuletzt entließ er zwei seiner engsten Mitarbeiter, da sie vor Bekanntgabe des Wahltermins auf das Datum gewettet hatten. In der Umfrage von BMG Research von Mittwoch führt Labour mit 42 Prozent. Die Tories liegen mit 20 Prozent nur knapp vor der Rechtsaußenpartei von Nigel Farage, Reform UK, mit 16 Prozent.

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