75 Ausgaben junge Welt für 75 €
Gegründet 1947 Freitag, 5. Juli 2024, Nr. 154
Die junge Welt wird von 2836 GenossInnen herausgegeben
75 Ausgaben junge Welt für 75 € 75 Ausgaben junge Welt für 75 €
75 Ausgaben junge Welt für 75 €

Leserbrief verfassen

Betr.: Artikel EU-Beitrittsgespräche gestoppt

Artikel »EU-Beitrittsgespräche gestoppt« einblenden / ausblenden

EU-Beitrittsgespräche gestoppt

Georgien: EU legt Verhandlungen mit Kaukasusrepublik auf Eis, schließt Beistandsabkommen mit Ukraine

Die EU hat die seit Anfang des Jahres geführten Beitrittsverhandlungen mit Georgien gestoppt. Dies geht aus der Erklärung der Staats- und Regierungschefs anlässlich des EU-Gipfels in Brüssel vom Donnerstag hervor. Anlass der Entscheidung ist offenbar das Festhalten der georgischen Regierung an einem Gesetz über die Transparenz ausländischen Einflusses auf die Öffentlichkeit. Die EU kritisiert seit Wochen heftig, dass dieses Gesetz sich am Vorbild des russischen Gesetzes über »ausländische Agenten« orientiere.

Das Gesetz soll in der Öffentlichkeit tätige Vereine und Organisationen verpflichten, Geldzuflüsse aus dem Ausland bei den Behörden zu melden, wenn sie 20 Prozent ihres Gesamtbudgets übersteigen. Ein Verbot der Empfängerorganisation ist damit nicht verbunden. Gleichwohl waren Anhänger der EU-Mitgliedschaft in mehreren Großdemonstrationen gegen das Projekt vorgegangen und hatten Parlamentssitzungen durch Prügeleien lahmgelegt.

Im Unterschied dazu unterzeichnete die EU, vertreten durch den scheidenden Ratspräsidenten Charles Michel, am Donnerstag ein zehnjähriges »Sicherheitsabkommen« mit der Ukraine. Es sieht im Fall eines künftigen Angriffs auf die Ukraine vor, dass die EU innerhalb von 24 Stunden Beratungen mit Kiew aufnimmt. Außerdem soll die EU das Land mit 50 Milliarden Euro innerhalb von vier Jahren unterstützen und langfristig mit der dortigen Rüstungsindustrie zusammenarbeiten. Die Absicht, die Ukraine in die EU aufzunehmen, wird bekräftigt, ohne jedoch genaue Daten zu nennen. Eine Verpflichtung zur direkten militärischen Verteidigung der Ukraine ist nicht vorgesehen. Die Bestimmungen des Vertrags gehen in der Sache nicht über das hinaus, was auch in den inzwischen über 20 bilateralen Sicherheitsabkommen der Ukraine mit einzelnen westlichen Staaten enthalten ist.

Das Besondere des Abkommens ist eher, dass die Kontinuität der Finanz- und Rüstungshilfe aus Westeuropa für den Fall abgesichert werden soll, dass in einzelnen Mitgliedsländern sogenannte »Populisten« an die Macht kommen und den Kriegskurs des Brüsseler Mainstreams nicht mittragen wollen. Der nächste Kandidat für diese Option könnte schon bald Frankreich sein: Der Spitzenkandidat des rechten Rassemblement National (RN), Jordan Bardella, hat bereits angekündigt, mit ihm werde es keine Entsendung französischer Truppen in die Ukraine geben. Dies hatte der französische Staatspräsident Emmanuel Macron in den vergangenen Monaten mehrfach ins Spiel gebracht hat, zuletzt war es stiller um die Idee geworden.

Eine ähnliche Tendenz zur Verlagerung der Federführung der Ukraine-Unterstützung ist auf seiten der NATO zu beobachten. Das Militärbündnis will in seinem Europahauptquartier in Wiesbaden eine neue Stabsstelle einrichten, um die Versorgung der Ukraine mit Rüstungsmaterial zu koordinieren. Geplant ist, bis auf weiteres jährlich Waffen und Ausbildung im Wert von mindestens 40 Milliarden US-Dollar bereitzustellen. Ziel sei, so die polnische Tageszeitung Rzeczpospolita, Russland einen ähnlichen Rüstungswettlauf aufzuzwingen, wie er vor 40 Jahren die Sowjetunion ruiniert habe. Eine Einladung zum NATO-Beitritt an die Ukraine soll es allerdings wohl auch beim bevorstehenden Gipfel des Bündnisses in Washington im Juli nicht geben. Unter anderem die USA und die BRD seien dagegen, ist zu lesen.

Die geplante Stabsstelle soll zwar von einem US-General geleitet werden, aber nicht der Regierung in Washington, sondern dem NATO-Generalsekretär unterstellt sein. Korrespondenten bürgerlicher Blätter in Brüssel sahen dies als »Vorsichtsmaßnahme« für den Fall eines Sieges von Donald Trump bei den US-Präsidentenwahlen. Das militärische Engagement für Kiew solle von innenpolitischen Launen der US-Bevölkerung abgekoppelt werden.

Bei seinem Besuch in Brüssel am Donnerstag bekundete der ukrainische Präsident Wolodimir Selenskij Interesse, den Krieg schnell zu beenden. Noch vor Jahresende solle es einen weiteren Gipfel unter Beteiligung Russlands geben. An der Forderung, vor allen Verhandlungen müsse sich Russland aus der gesamten Ukraine einschließlich der Krim zurückziehen, hielt Selenskij allerdings fest.

Leserbriefe müssen redaktionell freigeschaltet werden, bevor sie auf jungewelt.de erscheinen. Bitte beachten Sie, dass wir die Leserbriefe Montags bis Freitags zwischen 10 und 18 Uhr betreuen, es kann also einige Stunden dauern, bis Ihr Leserbrief freigeschaltet wird.

Sie erklären sich damit einverstanden, dass wir dessen Inhalt ggfls. gekürzt in der gedruckten bzw. Online-Ausgabe der Tageszeitung junge Welt und in sog. sozialen Netzwerken wiedergeben können. Es besteht kein Anspruch auf Veröffentlichung. Die junge Welt behält sich Kürzung Ihres Leserbriefs vor.

Bitte beachten Sie unsere Netiquette (einblenden / ausblenden)

Netiquette

Liebe Leserin, lieber Leser,

bitte beachten Sie die folgenden Hinweise für Ihre Beiträge zur Debatte.

Ihr Leserbrief sollte sich auf das Thema des Artikels beziehen. Veröffentlicht wird Ihr Beitrag unter Angabe Ihres Namens und Ihres Wohnortes. Nachname und Wohnort können abgekürzt werden. Bitte denken Sie daran, dass Ihr Text auch nach Jahren noch im Internet auffindbar sein wird. Wir behalten uns eine redaktionelle Prüfung vor, ein Anspruch auf Veröffentlichung besteht nicht.

Für uns und unsere Leser sind Ihre eigenen Argumente interessant. Texte anderer sollen hier nicht verwendet werden. Bitte bleiben Sie auch im Meinungsstreit höflich. Schmähungen oder Schimpfwörter, aggressive oder vulgäre Sprache haben hier keinen Platz. Denken Sie daran: »Auch der Haß gegen die Niedrigkeit verzerrt die Züge.« (Bertolt Brecht)

Äußerungen, die als diskriminierend, diffamierend oder rassistisch aufgefasst werden können, werden nicht toleriert. Hinweise auf kommerzielle Angebote jeder Art sind ausdrücklich nicht gewünscht. Bitte achten Sie auf die Orthografie und bitte nicht »schreien«: Beiträge, die in Großbuchstaben abgefasst wurden, werden von uns gelöscht.

Die Moderation bedeutet für unsere Redaktion einen zusätzlichen Aufwand: Leserbriefe zu älteren Artikeln sind deshalb nur befristet möglich. Außerdem kann es etwas Zeit in Anspruch nehmen, bis die Redaktion Ihren Leserbrief bearbeiten kann, dafür bitten wir um Verständnis. Orthografische Änderungen durch die Moderation machen wir nicht kenntlich, Streichungen mit eckigen Klammern.

Viel Freude am Debattieren!