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Bielefelder des Tages: VW-Manager
Vor 18 Jahren reimte der 2019 verstorbene Dichter Wiglaf Droste: »Nicht abgeholt, obwohl bestellt: / Dies Gefühl heißt Bielefeld.« Droste war Fachmann, weil aus der Gegend. Jetzt ist die Bielefeld-Regung in Wolfsburg angekommen, denn VW hustet und das Land hat Bronchitis. Jedenfalls, so Bild, zeigte die VW-Chefetage Ende 2023 den etwa 200 Einkommensmillionären ihres sogenannten Topmanagements an, dass sie wegen »Sparens« als Zweit- oder Drittdienstwagen keinen Porsche mehr erhalten. Gilt nur nicht für Hyperbosse bei Porsche und im Gesamtkonzern.
jW-Redakteure kennen den fressenden Sozialneid, der solchen Spaltaxtschlägen folgt: Seitdem sie nicht mehr in Limousinen mit Fahrern zur Redaktion schweben, müssen sie Radfahren oder sich in U-Bahnen drängen. Verständlich also, dass laut Bild einige der VW-Entprivilegierten zum Kadi in Braunschweig liefen und Geld zurückfordern.
Das aber ist ein Skandal. Denn geht es mit der Umsatzrendite weiter so runter wie bisher – 2023: Toyota 11,9 Prozent, Stellantis (Citroën, Chrysler, Fiat, Opel etc.) 11,8 Prozent, Renault 7,9, VW 4,1 – droht die Verarmung der Milliardärsfamilien Piëch und Porsche, den Mehrheitsbesitzern der VW-Anteile. Der Porsche-Entzug ist angesichts von lächerlichen 16,3 Milliarden US-Dollar Gewinn 2023 blanke Notwehr. Außerdem ist für soziale Gerechtigkeit gesorgt: Am 25. Juni meldete der Spiegel, dass VW 430 dual Studierenden in der Prüfungszeit zu deren Entsetzen angekündigt hat, sie sollten nach Abschluss ans Band statt ins Büro. Wegen »Sparens«. Und es kommt noch dicker: Ab Oktober wird über den VW-Haustarifvertrag verhandelt. Die IG Metall fordert sieben Prozent mehr Lohn, die Autoschmiede will die Gehälter in der Entgelttabelle um zehn Prozent zusammenstreichen. Jeder VWler soll sich endlich mal nicht abgeholt fühlen.