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Acht Minuten

Das Stollberger Theater »Burattino«, der und die »rechten Kreise«

Das war eine enge Sache. Leib an Leib, dicht gedrängt. Also auf den Staatsdemos gegen »rechts«, wo Politiker gegen jene Zustände aufriefen, die sie selbst erschaffen hatten. Erinnert mich an jene Feuerwehrleute, die gerne mal zündeln gehen. Aber seither ist das Klima in Deutschland nochmals schwüler geworden. Wer für Palästina streitet, ist Antisemit, also rechts. Mittlerweile unterlasse ich es in der Öffentlichkeit sogar, meinen rechten Schuh zuzubinden. Lieber falle ich hin, als … Na, Sie wissen schon.

Damit sind wir bei Paragraph eins der Staatspropaganda angekommen: Benenne den Feind! Das wären dann »Rechte«, »Antidemokraten«, »Antisemiten« oder »Hassredner«. Paragraph zwei ist dann: Bekenne dich! Das sind dann »die« Demokraten. Die sind »bunt«, »gegen« und »Nie wieder ist jetzt«. Und trotzdem funktioniert das nicht auf Dauer, denn Einsteins Einsicht, »Probleme kann man niemals mit derselben Denkweise lösen, durch die sie entstanden sind«, fängt genau da an, wo die ganzen Begrifflichkeiten der Propagandademokratie durch- und ineinander verlaufen. So geschehen am erzgebirgischen Stollberger Theater »Burattino«.

Dessen Jugendtheater und Regisseur und Theaterpädagoge Falko Köpp schafften es mit einer Aufführung in die meinungspolizeilichen Schlagzeilen der Region. Das Stück über die antifaschistische Widerstandsgruppe »Weiße Rose« wurde bereits 2017 in Leipzig inszeniert und erzählt die Heldengeschichte des Widerstandes von Hans und Sophie Scholl und deren Münchner Studentengruppe. Die Geschwister wurden 1943 hingerichtet. In Stollberg wollte man jetzt, den Zeitgeist betrachtend, ein paar Änderungen einflechten. Ja, wir ahnen es bereits, Parallelen zu heute konnte man sich nicht verkneifen. In einer Büroszene im Stück wechselt sich ein Hitler-Bild im Hintergrund mit Aufnahmen des russischen Präsidenten Wladimir Putin, des chinesischen Staatspräsidenten Xi Jinping und des AfD-Rechtsaußen Björn Höcke ab.

Einigen Schülern passte das gar nicht. Diese »rechtsgerichteten Mitschüler« (MDR) wandten sich an eine Kreisrätin, die, so der MDR, früher einmal Mitglied der AfD war. Dann regnete es Anfragen bei der verantwortlichen Leiterin des Kultureigenbetriebes im Erzgebirgskreis. Und das Ergebnis? Adolf Hitler muss seither volle acht Minuten allein (sic!) an der Wand hängen! Was in der heutigen Staatsdemozeit gar nicht geht. Deswegen eröffnete das Propagandaministerium (MDR) einen Feldzug mit ihren Divisionen »MDR-Kultur« und »MDR-Nachrichten« und schoss zurück! Erster Schuss: »Jugendtheater in Stollberg wird von rechts attackiert«. Dann: »Jugendtheater ändert Inszenierung nach Angriffen von rechts«. Es folgt: »Eingriffe in Inszenierung und Störung bei Diskussionsrunde«, »Eingriffe in die Kunstfreiheit«. Und schuld sind: die dominanten rechten Kreise. Aha! Dann ist ja alles gesagt. Oder etwa nicht?

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