75 Ausgaben junge Welt für 75 €
Gegründet 1947 Sa. / So., 06. / 7. Juli 2024, Nr. 155
Die junge Welt wird von 2836 GenossInnen herausgegeben
75 Ausgaben junge Welt für 75 € 75 Ausgaben junge Welt für 75 €
75 Ausgaben junge Welt für 75 €

Leserbrief verfassen

Betr.: Artikel DLF neulich ungeheuerlich

Artikel »DLF neulich ungeheuerlich« einblenden / ausblenden

DLF neulich ungeheuerlich

Die Freilassung von Julian Assange in der vorigen Woche hat naturgemäß unterschiedlichste Reaktionen ausgelöst, bemerkenswert war ein Kommentar am 25. Juni im Deutschlandfunk. Christine Heuer eröffnete mit einem Stoßseufzer: »Endlich. Julian Assange kommt frei«, fand aber fragwürdig, dass »seine Anhänger bereits beklagen, Assange sei zu einem Schuldbekenntnis gezwungen worden, mit dem die Arbeit von Journalist*innen kriminalisiert werde.« Was daran nicht stimmt? Nach Heuer setzt dieser Vorwurf voraus, »dass Julian Assange ein Journalist ist und kein politischer Aktivist«. So fein unterscheiden auch Erdoğans Richter, wenn sie Journalisten als Terroristen wegsperren. Die London-Korrespondentin ließ gelten, dass Assange »Kriegsverbrechen in Irak und Afghanistan öffentlichgemacht« hat. Trotzdem geht die gnadenlose Jagd auf ihn nach Heuers ungeheuerlicher Logik in Ordnung: Es sei »nach US-Recht zulässig« gewesen, Assange anzuklagen. Nach einem Recht, das die – vom Angeklagten – überführten Kriegsverbrecher im Oval Office nicht behelligt. Diesen Aspekt lässt die Kommentatorin unter den Tisch fallen, wir geben ihr trotzdem das letzte Wort, weil es vermutlich wahr ist: Der Prozess habe ziemlich sicher erreicht, »was sich die US-Ankläger erhofft haben mögen, dass potentielle Nachahmer abgeschreckt werden«.

Nagelneues und tolle olle Kamellen in elf Programmvorschlägen: Die »ARD-Radiofeature«-Ausgabe »No Nation« handelt von 120.000 Menschen, die zum Teil seit Generationen als Staatenlose im Land leben (SWR 2024, Do., 15.04 Uhr, HR 2 Kultur, 18.04 Uhr, MDR Kultur, Fr., 15.05 Uhr, SWR Kultur, Sa., 9.05 Uhr, SR 2, 13.05 Uhr, Bayern 2, 18.05 Uhr, Bremen 2, So., 13.04 Uhr, WDR 5). Was tun, wenn du mit dem Raumschiff die Biege machen musst und der Bordcomputer spinnt? Lautes Singen hilft in der Weltraumoper »Defekt« von Mithatcan Öcal, aufgeführt im Juni bei der Münchner Biennale (Di., 20.05 Uhr, BR Klassik). Die »Querköpfe« berichten »Von der Kunst, ein Kabarett zu führen« am Beispiel der Magdeburger »Zwickmühle« (Mi., 21.05 Uhr, DLF). Das Feature »Böse Orks, gierige Ferengi« thematisiert Rassismus in Fantasy und Science-Fiction (DLF 2024, Fr., 20.05 Uhr). Mal weitergedacht: Ist Cosplay kulturelle Aneignung? Die 85jährige Marta Feuchtwanger, Witwe des Schriftstellers Lion, diktierte 1976 ihrem Chauffeur Erinnerungen in den Rekorder, die Kassetten gibt es noch: »Der Schatz von Pacific Palisades« (BR 2017, Sa., 8.05 Uhr, So., 12.05 Uhr, Bayern 2).

Zwei Hörspielpremieren am Samstag abend: »Die Vorfälle – Auf den Spuren eines Spukfalls« vom Theaterkollektiv »vorschlag:hammer« (WDR 2024, 19.04 Uhr, WDR 3), und »Aristo Games« von Hermann Kretzschmar (SWR 2024, 23.03 Uhr, SWR Kultur). Meist Beiseitegelassenes von Georg Kreisler im US-amerikanischen Exil wird in »Wie war das nur? Ich weiß nicht mehr!« hervorgeholt, Elisabeth Orth vertritt den Unsterblichen (So., 8.05 Uhr, Ö 1). Gustl Bayrhammer, Christa Berndl und Bruno Ganz treten auf im Stück »Pioniere in Ingolstadt« von Marieluise Fleißer, mit dessen Berliner Aufführung der Brecht 1928 das Militär aufbrachte (BR, SFB 1969, So., 15.05 Uhr, Bayern 2). Zum Schluss der Hinweis auf »Kein Fluss«, ein Hörspiel nach dem Roman von Selva Almada (SWR 2024, So., 18.20 Uhr, SWR Kultur), und auf das Feature  »Wir haben gestern gelobt, dass wir keine Demokraten sind«, mit Originalgebrüll vom »Reichstag zu Flensburg«, aus dem 1975 die »Reichsbürgerbewegung« gekrochen kam (SWR 2024, Mo., 19.30 Uhr, DLF Kultur).

Leserbriefe müssen redaktionell freigeschaltet werden, bevor sie auf jungewelt.de erscheinen. Bitte beachten Sie, dass wir die Leserbriefe Montags bis Freitags zwischen 10 und 18 Uhr betreuen, es kann also einige Stunden dauern, bis Ihr Leserbrief freigeschaltet wird.

Sie erklären sich damit einverstanden, dass wir dessen Inhalt ggfls. gekürzt in der gedruckten bzw. Online-Ausgabe der Tageszeitung junge Welt und in sog. sozialen Netzwerken wiedergeben können. Es besteht kein Anspruch auf Veröffentlichung. Die junge Welt behält sich Kürzung Ihres Leserbriefs vor.

Bitte beachten Sie unsere Netiquette (einblenden / ausblenden)

Netiquette

Liebe Leserin, lieber Leser,

bitte beachten Sie die folgenden Hinweise für Ihre Beiträge zur Debatte.

Ihr Leserbrief sollte sich auf das Thema des Artikels beziehen. Veröffentlicht wird Ihr Beitrag unter Angabe Ihres Namens und Ihres Wohnortes. Nachname und Wohnort können abgekürzt werden. Bitte denken Sie daran, dass Ihr Text auch nach Jahren noch im Internet auffindbar sein wird. Wir behalten uns eine redaktionelle Prüfung vor, ein Anspruch auf Veröffentlichung besteht nicht.

Für uns und unsere Leser sind Ihre eigenen Argumente interessant. Texte anderer sollen hier nicht verwendet werden. Bitte bleiben Sie auch im Meinungsstreit höflich. Schmähungen oder Schimpfwörter, aggressive oder vulgäre Sprache haben hier keinen Platz. Denken Sie daran: »Auch der Haß gegen die Niedrigkeit verzerrt die Züge.« (Bertolt Brecht)

Äußerungen, die als diskriminierend, diffamierend oder rassistisch aufgefasst werden können, werden nicht toleriert. Hinweise auf kommerzielle Angebote jeder Art sind ausdrücklich nicht gewünscht. Bitte achten Sie auf die Orthografie und bitte nicht »schreien«: Beiträge, die in Großbuchstaben abgefasst wurden, werden von uns gelöscht.

Die Moderation bedeutet für unsere Redaktion einen zusätzlichen Aufwand: Leserbriefe zu älteren Artikeln sind deshalb nur befristet möglich. Außerdem kann es etwas Zeit in Anspruch nehmen, bis die Redaktion Ihren Leserbrief bearbeiten kann, dafür bitten wir um Verständnis. Orthografische Änderungen durch die Moderation machen wir nicht kenntlich, Streichungen mit eckigen Klammern.

Viel Freude am Debattieren!