Klare Standpunkte
Von Dietmar KoschmiederAuch in komplizierten Zeiten kann man es halt nicht allen recht machen (wollen wir übrigens auch gar nicht). Die einen meinen, die junge Welt verliere den Klassenstandpunkt, weil sie nicht vorbehaltlos die Meinung teile, dass das aktuell grassierende Virus nur deshalb zum Einsatz gekommen sei, um die Arbeiterklasse zu bekämpfen. Andere werfen uns vor, diesen Erreger und die Konsequenzen seiner Verbreitung zu verharmlosen, was wieder andere nicht davon abhält, uns zu unterstellen, dass wir dabei mitwirkten, eine Hysterie zu schüren: Das Ganze sei im wesentlichen nur eine Erfindung, von wem auch immer! Wir bekommen auch Vorwürfe, dass wir »alternativen Wissenschaftlern« zu wenig Platz einräumten, um ihre Gegengutachten zu den offiziellen ausbreiten zu können. Manche regen sich sogar darüber auf, dass wir uns in diesen Zeiten nicht ausschließlich den Problemen der Deutschen widmen, sondern nach wie vor auch darüber berichten, was im Rest der Welt geschieht.
Nun weisen wir in jeder Ausgabe der jungen Welt darauf hin, dass und wie die Folgen der Coronakrise vor allem auf arbeitende Menschen abgewälzt werden oder werden sollen. Auch wir wissen, dass Wissenschaftler oft nicht nur der Wissenschaft, sondern auch ihren Auftraggebern verpflichtet sind. Und natürlich warnen auch wir davor, dass die Krise genutzt werden kann, um nicht nur kurzfristig demokratische und soziale Rechte in Frage zu stellen oder gar zu schleifen. Aber wir leugnen auch nicht das Problem einer gefährlichen Pandemie, und es ist nicht gerade hilfreich, diese mit dem Hinweis kleinzureden, dass auch bei größeren Grippeepidemien viele tausend Tote zu beklagen sind. Und wenn wir darüber berichten, dass Menschen in wirtschaftlich schwächeren Ländern wesentlich stärker gefährdet sind, relativieren wir damit keineswegs die Risiken für die Menschen hier im Lande: Wir beschreiben fast täglich die Schwächen eines am Profit orientierten Gesundheitssystems. Und uns ist auch klar, dass in wirtschaftlich starken Ländern, in denen der Neoliberalismus und die Profitorientierung noch radikaler umgesetzt wurden als bisher in Deutschland, ein noch größeres Gefährdungspotential vorliegt. Kurzum, wir behalten auch und gerade in diesen Krisenzeiten unseren marxistischen Ansatz bei, nehmen also einen Klassenstandpunkt ein, wenden uns aber auch gegen alle Formen von Wissenschaftsfeindlichkeit, die übrigens schon vor der Coronakrise immer mehr zunahmen.
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Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.
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