Mehr für die Zeile
Täglich eine Zeitung, die bestehende Verhältnisse präzise beschreibt und auch vor der Notwendigkeit von deren Überwindung nicht die Augen verschließt, zu machen und zu verbreiten, ist oft harte Arbeit. Damit sind 65 Kolleginnen und Kollegen in Verlag und Redaktion der Tageszeitung junge Welt beschäftigt. Aber ohne die zusätzliche Leistung Hunderter freier Autorinnen und Autoren, Fotografinnen und Fotografen, käme eine junge Welt mit der notwendigen inhaltlichen Vielfalt und Tiefe unmöglich zustande. Texte und Bilder, die exklusiv für junge Welt entstehen, sind keine Massenware, wie man sie auch bürgerlichen Medien anbietet. Denn oft handelt es sich um Themen und Inhalte, die von diesen geradezu verschmäht werden. Weil unser Verlag ausschließlich von Einnahmen aus Abonnements, Kiosk-, Anzeigen- und Shopverkauf lebt, bezahlen wir weder die festen noch die freien Mitarbeitenden angemessen, sondern nach unseren Möglichkeiten. Da wir den Bestand an bezahlten Abonnements (die mit Abstand wichtigste Einnahmequelle) auch in diesem und den vorhergehenden Jahren stabil halten und sogar bescheiden weiterentwickeln konnten, leisten wir es uns, die Gehälter und Honorare geringfügig den allgemeinen Entwicklungen anzupassen. Denn als Marxisten wissen wir, dass auch unsere Mitarbeitenden und Freien über Einnahmen ihre Arbeitskraft reproduzieren müssen. Diese Erhöhung geschieht neben den vielen Preiserhöhungen – z. B. bei Post und anderen Logistik- und Zustelldiensten –, die wir zu stemmen haben.
Als nächsten Schritt erhöhen wir ab dem 1. Dezember 2020 die Zeilengelder und Honorarsätze für Beiträge, die in der Tageszeitung junge Welt veröffentlicht werden, um zwischen zehn und 30 Prozent (siehe AGBs für freie Autoren und Fotografen ab 01.12.2020 auf www. jungewelt.de). Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: Die Honorare bleiben auch nach der Erhöhung eher bescheiden. Trotzdem bedeuten sie für unseren Verlag eine nicht unerhebliche finanzielle Mehrbelastung. Deswegen dürfen wir auch weiterhin nicht darin nachlassen, um jedes zusätzliche Print- und Onlineabonnement zu kämpfen.
Verlag, Redaktion und Genossenschaft junge Welt
Solidarität jetzt!
Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.
In unseren Augen ist das Urteil eine Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit in der Bundesrepublik. Aber auch umgekehrt wird Bürgerinnen und Bürgern erschwert, sich aus verschiedenen Quellen frei zu informieren.
Genau das aber ist unser Ziel: Aufklärung mit gut gemachtem Journalismus. Sie können das unterstützen. Darum: junge Welt abonnieren für die Pressefreiheit!