Mieten entwuchern!
Von jW-KommunikationWohnst Du noch, oder lebst Du schon? Der Werbespruch eines skandinavischen Möbelhauses muss denen, die sich mit Mühe eine Wohnung leisten können, wie Hohn in den Ohren klingen: An ein materiell abgesichertes Leben ist schließlich kaum zu denken, wenn mehr als die Hälfte des Lohnes für Miete draufgeht. Dementsprechend haben sich über eine Million Berliner im Oktober für den Volksentscheid »Deutsche Wohnen und Co. enteignen« ausgesprochen. Zum Bild gehört, dass die neue Berliner Oberbürgermeisterin Franziska Giffey angekündigt hat, den Volksentscheid im wesentlichen ignorieren zu wollen. Bild und B. Z. sehen gar den Sozialismus heraufziehen, wenn nur ein Mietendeckel die unverschämtesten Forderungen der Vermietermafia abwehrt.
Doch auch ohne Revolution könnten die Dinge besser laufen als auf dem deutschen Wohnungsmarkt. Wien macht es vor; mit dem größten Immobilienverwalter Europas, der komplett der Stadt gehört. Er hat noch nie Wohnungen verkauft, sondern stets neue gebaut: 220.000 Einheiten sind im Besitz der Stadt. Preissprünge oder Kündigungen sind ausgeschlossen; es werden nur unbefristete Verträge abgeschlossen. 62 Prozent der Wiener leben in geförderten oder kommunalen Wohnungen, sie zahlen zwischen fünf und neun Euro brutto pro Quadratmeter.
Die junge Welt, die im Februar 75 Jahre alt wird, begleitet die Kämpfe um bezahlbaren Wohnraum, aber sie ist auch Zeugin ganz anderer Wohnungsbauprogramme geworden: in der DDR, in der die Junge Welt 40 Jahre lang Zentralorgan der Freien Deutschen Jugend war. Etliche Neubauprogramme, zuletzt Mitte der 80er Jahre in Berlin-Marzahn, haben Hunderttausende günstige Wohnungen geschaffen. Nach der Annexion der DDR wurden viele davon, auch in Neu-Marzahn, kalkuliert »zurückgebaut«, ganze Blöcke wurden abgerissen. Diese Wohnungen fehlen heute.
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