M & R-Redaktion braucht Verstärkung und stellt sich neu auf
Von Susann Witt-StahlKunst und Kultur haben sich immer wieder als (letzte) Trutzburgen des widerständigen Subjekts erwiesen. Um so mehr gilt das bei einer »Zeitenwende«, wie sie jüngst von den Herrschenden in der westlichen Welt ausgerufen wurde, tatsächlich auch exekutiert wird und das Rad der Geschichte in Richtung Abgrund rollen lässt. Wenn dabei »die Achsen glühen«, müssen klassenbewusste Künstler und kritische Kulturschaffende beherzt »mit in die Speichen greifen«, schrieb Friedrich Wolf, Dramatiker, Kommunist und Mitgründer der Defa, 1928 in seinem Essay »Kunst ist Waffe«.
Der Verlag 8. Mai hat vor einiger Zeit beschlossen, dieser Waffe mit Melodie & Rhythmus ein – prall mit Ideologiekritik gefülltes – Magazin zu geben. Damit wirkungsvoll »gefeuert« werden kann, bedarf es allerdings einer sturmerprobten Kernredaktion, die wir derzeit in Berlin neu aufbauen wollen, ebenso qualifizierter und zuverlässiger Autoren: kluge Köpfe, informations- und bildungshungrige Kulturjournalisten, die ihr Handwerk beherrschen und die nötige politische Wachheit mitbringen. Allein schon angesichts der unvermeidlichen Konfrontation mit einer NATO-Politik, mit der Faschisten und andere Rechte hochgerüstet und in Marsch gesetzt werden, die in der Ukraine seit Jahren brandschatzen und morden, im Westen aber vorwiegend in (politischer) Kultur und Medien auf dem Schlachtfeld Ideologie operieren, ist auch Streitbarkeit und Kampfbereitschaft nötig. »¡No pasarán!« muss heute besonders unsere Losung heißen, wenn es darum geht, eine (Kriegs-)Propagandapresse bloßzustellen, die jede noch so leise ausgesprochene Wahrheit und Sehnsucht nach Frieden mit einer Salve von Lügen und Kulturindustrieschrott niederzukartätschen trachtet.
An der Frage, ob es gelingen wird, die Redaktion der Melodie & Rhythmus in naher Zukunft – gemessen an den enormen politischen Herausforderungen, vor denen die marxistische Linke gegenwärtig steht – personell ausreichend zu verstärken und ein stabiles Kollektiv zu formieren, hängt die weitere Existenz unseres Projekts.
Susann Witt-Stahl ist Chefredakteurin der Melodie & Rhythmus
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Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.
In unseren Augen ist das Urteil eine Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit in der Bundesrepublik. Aber auch umgekehrt wird Bürgerinnen und Bürgern erschwert, sich aus verschiedenen Quellen frei zu informieren.
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