Revolution in Berlin!
Von Vorstand und Aufsichtsrat LPG junge Welt eGIm ersten Halbjahr 1998 fand in Berlin eine kleine Revolution statt: Ein mittelständischer Betrieb in Privateigentum wurde kollektiviert! Bei dem Betrieb handelt es sich um die Verlag 8. Mai GmbH, die seit April 1995 die Tageszeitung junge Welt verlegt. Die Genossenschaft LPG junge Welt eG übernahm vor 25 Jahren 52 Prozent der Anteile des Verlages, deren Mitglieder wurden Herausgeberinnen und Herausgeber der Zeitung. Seit dem 1. Januar 2017 besitzt die Genossenschaft sogar 95,6 Prozent der Anteile (die restlichen 4,4 Prozent verbleiben bei Dietmar Koschmieder, seit 1995 Geschäftsführer des Verlages und Mitglied im Vorstand der Genossenschaft). Daran wurde auf der kürzlich abgehaltenen Generalversammlung der LPG in Berlin erinnert.
Nach wie vor sind die Bedingungen für den Betrieb einer überregionalen Tageszeitung äußerst schwierig, Genossenschaft und Verlag konnten aber ihre Pläne seit der Vergesellschaftung des Verlages bis heute erfolgreich umsetzen. Zunächst kommt es darauf an, die Existenz einer einzigartigen marxistischen Tageszeitung abzusichern. Das ist heute wie damals nur möglich, wenn es gelingt, Bekanntheit und Reichweite der Zeitung zu vergrößern und möglichst viele zahlende Abonnentinnen und Abonnenten und Kioskkäufer zu finden. Dann ging und geht es darum, dass der Verlag möglichst aus eigenen Mitteln den laufenden Betrieb aufrechterhalten und das Vermögen der Genossenschaft vor allem dafür genutzt werden kann, kurzfristige Liquiditätsprobleme zu lösen, dem Verlag für größere Projekte Kredite zu gewähren: So unterstützt die Genossenschaft die teure Klage der Verlag 8. Mai GmbH gegen die Nennung der jW im Verfassungschutzbericht als »gesichert verfassungsfeindlicher Personenzusammenschluss«. Schon deshalb, weil nicht nur die junge Welt, sondern auch Verlag und Genossenschaft vom Inlandsgeheimdienst an den Pranger gestellt werden: Dieser unbequemen Zeitung soll so »der Nährboden entzogen« werden.
Eine der Vorwürfe der angeblichen Verfassungsschützer: Die junge Welt wolle durch Aktivitäten die Reichweite der Zeitung erhöhen. Immerhin ist diese Aussage (im Gegensatz zu anderen Behauptungen im aktuellen Verfassungsschutzbericht) richtig, unterscheidet allerdings diese Zeitung von keiner anderen. Eine von diesen Aktivitäten: Um Bekanntheit und Reichweite der jungen Welt zu erhöhen, bietet der Verlag im Rahmen der Sommerkampagne ein Aktionsabo an. Für nur 75 Euro kann man sich 75 jW-Ausgaben in den Briefkasten liefern lassen. Danach endet das Abo automatisch, muss also nicht abbestellt werden. Eine wunderbare Gelegenheit – zum einen, die Zeitung inhaltlich näher kennenzulernen, zum anderen auszuprobieren, wie so ein gedrucktes Produkt zu nutzen bzw. in den persönlichen Alltag zu integrieren ist.
Dieses Format kann wunderbar verschenkt werden; so können auch Sie dabei mitwirken, Bekanntheit und Reichweite der jW zu erhöhen! Regen Sie Freunde, Bekannte und Verwandte an, dieses Angebot zu nutzen. Oder verschenken Sie das eine oder andere Aktionsabo an Einrichtungen und Personen, die mal Lust auf was anderes haben. Auf diesem Weg wird nicht nur die Bekanntheit der Zeitung erweitert, denn sehr viele der Testleser bestellen danach ein Abonnement oder kaufen sich die Zeitung am Kiosk. Und genau das ist der so wichtige Nährboden für unsere weitere Arbeit!
LPG-Beschluss 100
Deshalb hat die Generalversammlung der LPG junge Welt eG im Rahmen eines Aktionsprogrammes beschlossen, dass ihre Genossinnen und Genossen für die laufende Sommerkampagne mindestens 100 Aktionsabos beisteuern. Das geht über den oben beschriebenen Weg, man kann aber auch einfach die Finanzierung von einem oder mehreren solcher Aktionsabos übernehmen oder aber, wenn man selbst gerade nicht so flüssig ist, einfach Adressen benennen, an die man so ein geschenktes Aktionsabo liefern kann (natürlich immer nur nach Rücksprache mit dem Empfänger)! Falls unsere 2.716 Mitglieder die 100 Abos nicht schaffen sollten, zahlt die Genossenschaft den Rest aus der eigenen Tasche. Und übrigens: An dieser Aktion kann man sich gerne beteiligen, auch wenn man (noch) nicht Mitglied in der Genossenschaft LPG junge Welt eG ist.
Solidarität jetzt!
Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.
In unseren Augen ist das Urteil eine Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit in der Bundesrepublik. Aber auch umgekehrt wird Bürgerinnen und Bürgern erschwert, sich aus verschiedenen Quellen frei zu informieren.
Genau das aber ist unser Ziel: Aufklärung mit gut gemachtem Journalismus. Sie können das unterstützen. Darum: junge Welt abonnieren für die Pressefreiheit!