Unsichere Zeiten
Von Dietmar KoschmiederVor allem in den ersten sieben Jahren der Geschichte unseres Verlages, der 1995 gegründet wurde, ging es täglich darum, woher das Geld kommt, um die Herausgabe der Zeitung zu finanzieren. Defizite und Zahlungsengpässe konnten durch Kredite der Genossenschaft LPG junge Welt eG aufgefangen werden. Mit der Umstellung der gedruckten Ausgabe auf ein größeres Format im Jahr 2004 und zuvor durch die Einführung von bezahlten Onlineabonnements konnte die verkaufte Auflage der jW stabilisiert werden, aber erst seit dem Geschäftsjahr 2017 finanziert sich die Verlag 8. Mai GmbH weitgehend selbst, also ohne Gelder der Genossenschaft. Allerdings begann dann ein anderer Wettlauf: Wegen der wirtschaftlichen und strukturellen Entwicklung allgemein, vor allem aber der Zeitungsbranche, explodieren seither die Kosten für Herstellung und Vertrieb einer Zeitung. Deshalb stehen wir jedes Jahr vor der Aufgabe, Hunderttausende Euro zusätzlich zu erwirtschaften. Das gelang uns bisher über bescheidene Preissteigerungen und dank der positiven Entwicklung unserer Verkäufe. Wir arbeiten also trotz dieser Schwierigkeiten (im Gegensatz zur Konkurrenz) weitgehend kostendeckend, aber immer nur sehr knapp. Es kann also leider nicht davon die Rede sein, dass die unsicheren Zeiten für Verlag und Zeitung überwunden sind.
Hinzu kommt, dass wir nur eine Überlebenschance auf dem kapitalistischen Markt haben, wenn wir die Digitalisierung auf allen Ebenen vorantreiben, das Printprodukt (das auf jeden Fall auch weiterhin werktäglich erscheinen soll) weiterentwickeln und das dafür notwendige Personal einstellen. Aber auch die Gehälter der Beschäftigten müssen ausreichen, um zumindest die Alltagskosten meistern zu können. Das alles bedeutet zusätzliche Kosten. Da wir auch weiterhin die Abopreise nur dezent erhöhen wollen, ist es überlebensnotwendig, dass wir den Bestand an verkauften Einheiten (Printabos, Onlineabos, Kioskverkäufe) deutlich weiterentwickeln. Deshalb starten wir Ende September eine Vollabokampagne, mit der wir die Bestände unbefristeter Print- und Onlineabos deutlich steigern wollen.
Damit wir mit dieser Aktion einen guten Start hinlegen können, brauchen wir schon heute viele Aktionsabos. Für 75 Euro kann sich jeder die jW 75 Tage lang nach Hause schicken lassen. Für Menschen, die sich schon sehr an die digitalen Möglichkeiten gewöhnt haben, stellen wir ein 18-Euro-Onlineabo für drei Monate zur Verfügung. Da die jW mit ihren journalistischen Angeboten überzeugen kann, haben wir eine sehr hohe Umwandlungsquote: Sehr viele bestellen danach ein Vollabo oder kaufen die Zeitung am Kiosk. Das Verschenken oder Werben solcher Aktionsabos sind also hervorragende Möglichkeiten, Bekanntheitsgrad und Auflage der jW zu steigern. Unsere Sommeraktion läuft noch zwei Wochen, wir bitten um einen kräftigen Endspurt.
Zum Abonnieren den Coupon in der Zeitung ausfüllen oder unter jungewelt.de/sommerabo. Unter Angabe von Name und Anschrift kann sie auch direkt beim Aboservice unter abo@jungewelt.de oder 030/53 63 55-80 bestellt werden
Solidarität jetzt!
Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.
In unseren Augen ist das Urteil eine Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit in der Bundesrepublik. Aber auch umgekehrt wird Bürgerinnen und Bürgern erschwert, sich aus verschiedenen Quellen frei zu informieren.
Genau das aber ist unser Ziel: Aufklärung mit gut gemachtem Journalismus. Sie können das unterstützen. Darum: junge Welt abonnieren für die Pressefreiheit!