Leserbrief zum Artikel 1968 forever: »Was machen wir jetzt?«
vom 13.06.2018:
Oral History wäre besser
Werte Genossen Bratanovic, Merg, Meueler und Schaber, Eure Unterhaltung über '68 ist ja stellenweise ganz interessant, eure Überlegungen über die damalige Zeit sind manchmal nah dran, dann wieder tappt ihr im Dunkeln. Am ehesten kann ich mich noch mit den Positionen des Genossen Schaber anfreunden. Dass man, wie Genosse Merg meint, auch vor den Werkstoren aus dem »Kapital« (wie aus dem »Wachturm« der Zeugen Jehovas) vorgelesen hat, kann ich mir, ehrlich gesagt, nicht vorstellen. Es sei denn als Theaterstück zur Aufklärung der Arbeiter während eines Streiks. Ich selbst habe als Lehrling in einem Mittelbetrieb und Mitglied der »Liga gegen den Imperialismus« 1974 mehrmals um 5.30 Uhr vor meiner Arbeit Flugblätter vor dem Werkstor am Sicilia-Schacht der Sachtleben AG (Schwefelkies- und Schwerspatgrube, wo schon Adolf Hennecke Bürokaufmann lernte, bevor er ins Zwickauer Revier abwanderte und dann als Hauer seine Stachanow-Schichten in der DDR schob) in Lennestadt-Meggen (Sauerland) verteilt. Die Erfahrungen mit den Arbeitern waren in der Tat ernüchternd. Aber man lobte unser extra frühes Aufstehen, um mit der AK ins Gespräch zu kommen.
Genosse Meueler stellt sich das Agieren der RAF 1970 ein bisschen wie eine Vereinsgründung für eine neue Sportart vor. Wenn's eben nicht klappt, muss der Verein wieder aufgelöst werden. Hahahaha. Man merkt der Beilage an, dass im Wesentlichen Nach-68er über die damalige Zeit geschrieben haben. Sinnvoller für die junge Welt wäre es, viele Interviews in der Art der »Oral History« der 1980er Jahre mit damaligen Zeitgenossen aus dem Lehrlings- und Studentenbereich zu machen und diese dann – völlig unkommentiert – im Blatt zu veröffentlichen. Das wäre klasse und echt.
Wie man es – vor allem sprachlich – nicht machen sollte, zeigt der von mir ansonsten sehr geschätzte Genosse Hanloser von den Rätekommunisten in der Besprechung »Ein tückisch Ding« von Armin Nassehis Buch »Gab es 1968? Eine Spurensuche«. Für den Satz: »Die Elemente der Gegendifferenzierung, seien es elitäre Exklusionsbedürfnisse eines Sloterdijk oder kulturkämpferisch-konservative Moralinvektiven von Junge Freiheit-Autoren gegen 68er, die personalisierend für eine ganze gesellschaftliche Entwicklung verantwortlich gemacht werden, greift er ebenfalls immer wieder auf«, (alles in allem ein einziger Satz voller Rätsel und begrifflicher Zumtungen) muss der Leser in diesen WM-Zeiten eigentlich einen Elfmeter und zwei Freistöße, sowie 200 Euro Schmerzensgeld fürs reine Lesen und Verstehen-Versuchen bekommen. Dies und nicht nur dies zeigt, dass man manchmal auch besser nichts geschrieben hätte. Hier handelt es sich um eine überflüssige Besprechung eines höchst überflüssigen Buches, das niemand lesen will und muss.
Aber: Was soll man jetzt mit der vielen Arbeit am »Wort« anfangen, um es nicht nur gleich in die Tonne zu kloppen? Mein Vorschlag: Es mal als Abiturthema in einem typischen Berliner Gymnasium in Neukölln verwenden. Denn auch dort müssen die lieben Abgänger ja auf das wirkliche Leben vorbereitet werden und darauf, eventuell auch mal mit sprachunfähigen Intellektuellen zusammentreffen zu können.
Sprachlich recht zugänglich und locker-flockig geschrieben in derselben Beilage auf Seite 5 »Die Sonne des Maoismus stand tief« von Markus Mohr über das Werk von Willi Jasper: »Der gläserne Sarg. Erinnerungen an 1968 und die deutsche ›Kulturrevolution‹«, Matthes und Seitz, Berlin. Auch ein Buch, das nicht unbedingt gebraucht wird, aber die Beschreibung kann mit Genuss konsumiert werden, leichte Fehler (KPD/AO – reine Studentenpartei) erträgt man so leichter. Die maoistische KPD hatte nicht nur in Westberlin einzelne Betriebszellen. Habe Menschen aus diesen »Zellen« 1976 beim KJVD-Camp in Unadingen/Schwarzwald kennengelernt.
Genosse Meueler stellt sich das Agieren der RAF 1970 ein bisschen wie eine Vereinsgründung für eine neue Sportart vor. Wenn's eben nicht klappt, muss der Verein wieder aufgelöst werden. Hahahaha. Man merkt der Beilage an, dass im Wesentlichen Nach-68er über die damalige Zeit geschrieben haben. Sinnvoller für die junge Welt wäre es, viele Interviews in der Art der »Oral History« der 1980er Jahre mit damaligen Zeitgenossen aus dem Lehrlings- und Studentenbereich zu machen und diese dann – völlig unkommentiert – im Blatt zu veröffentlichen. Das wäre klasse und echt.
Wie man es – vor allem sprachlich – nicht machen sollte, zeigt der von mir ansonsten sehr geschätzte Genosse Hanloser von den Rätekommunisten in der Besprechung »Ein tückisch Ding« von Armin Nassehis Buch »Gab es 1968? Eine Spurensuche«. Für den Satz: »Die Elemente der Gegendifferenzierung, seien es elitäre Exklusionsbedürfnisse eines Sloterdijk oder kulturkämpferisch-konservative Moralinvektiven von Junge Freiheit-Autoren gegen 68er, die personalisierend für eine ganze gesellschaftliche Entwicklung verantwortlich gemacht werden, greift er ebenfalls immer wieder auf«, (alles in allem ein einziger Satz voller Rätsel und begrifflicher Zumtungen) muss der Leser in diesen WM-Zeiten eigentlich einen Elfmeter und zwei Freistöße, sowie 200 Euro Schmerzensgeld fürs reine Lesen und Verstehen-Versuchen bekommen. Dies und nicht nur dies zeigt, dass man manchmal auch besser nichts geschrieben hätte. Hier handelt es sich um eine überflüssige Besprechung eines höchst überflüssigen Buches, das niemand lesen will und muss.
Aber: Was soll man jetzt mit der vielen Arbeit am »Wort« anfangen, um es nicht nur gleich in die Tonne zu kloppen? Mein Vorschlag: Es mal als Abiturthema in einem typischen Berliner Gymnasium in Neukölln verwenden. Denn auch dort müssen die lieben Abgänger ja auf das wirkliche Leben vorbereitet werden und darauf, eventuell auch mal mit sprachunfähigen Intellektuellen zusammentreffen zu können.
Sprachlich recht zugänglich und locker-flockig geschrieben in derselben Beilage auf Seite 5 »Die Sonne des Maoismus stand tief« von Markus Mohr über das Werk von Willi Jasper: »Der gläserne Sarg. Erinnerungen an 1968 und die deutsche ›Kulturrevolution‹«, Matthes und Seitz, Berlin. Auch ein Buch, das nicht unbedingt gebraucht wird, aber die Beschreibung kann mit Genuss konsumiert werden, leichte Fehler (KPD/AO – reine Studentenpartei) erträgt man so leichter. Die maoistische KPD hatte nicht nur in Westberlin einzelne Betriebszellen. Habe Menschen aus diesen »Zellen« 1976 beim KJVD-Camp in Unadingen/Schwarzwald kennengelernt.