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Leserbriefe

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Leserbrief zum Artikel Kretschmer will Ende der Russland-Sanktionen vom 11.06.2019:

Alte Leier

Ein Aufschrei der Empörung geht durch die politische und mediale Welt unserer Republik; ein Sachse wagte es, noch dazu einer vom Range des sächsischen Ministerpräsidenten, auf dem internationalen Wirtschaftsforum in St. Petersburg das Ende der Sanktionen gegen die Russische Föderation zu fordern. Herr Kretschmer unternahm diesen Schritt nicht als Putin-»Versteher«, sondern von der Sorge getragen, dass die sächsische Wirtschaft maßgeblich unter den Sanktionen leidet, zum Schaden des Freistaates. Eine darüber hinaus ausgesprochene Einladung für den russischen Präsidenten nach Sachsen war dann schon ein Sakrileg. Dem musste die übliche Klaviatur folgen: »Krim-Annexion, Menschenrechtsverletzungen, Putin-KGB Offizier, Mord an Skripal, mutmaßlicher Hackerangriff aus Sibiriens Kälte auf das sonnige Westeuropa ...« Schändlich! Einer der ersten Kritiker war der Vorsitzende der Münchener Sicherheitskonferenz, Wolfgang Ischinger, vormals Staatssekretär im Auswärtigen Amt, ehemals Botschafter in Washington und London. Wie es sich geziemt für solch alten Außenamtsbarden, zunächst die herablassende Frage: »Herr Ministerpräsident, haben Sie einen außenpolitischen Berater?«, mit der sich anschließenden schulmeisterlichen Empfehlung: »Sie brauchen guten Rat, der auch gar nicht teuer ist. Sonst schaden Sie sich selbst und den (deutschen) außenpolitischen Interessen.« Eben das sind die von oben herab kommenden Ratschläge, die wir Ostdeutschen so gar nicht mehr mögen. Das sind überflüssige Tips von jenen, die die vielbeschworene deutsche Einheit verhindern. Es muss Herrn Ischinger aber wichtig gewesen sein, diese Mahnung an den Ministerpräsidenten, neben der von ihm betriebenen Mitarbeit in 32 mehr oder weniger bedeutsamen Gremien, nach offiziellen Quellen auch einem Sitz im Aufsichtsrat der Allianz AG. Ein Schelm, wer Arges dabei denkt! Möglicherweise benötigen die Kritiker Kretschmers Hilfe in Sachen Außenpolitik. Der Ministerpräsident jedenfalls hat verstanden, dass Europa nicht in Estland, Lettland und der Ukraine endet, sondern 2500 Kilometer östlicher!
Norbert Staffa, Erzgebirgsfreunde Russlands e. V.
Veröffentlicht in der jungen Welt am 12.06.2019.