Leserbrief zum Artikel Koblenz: Zwei Syrer vor Gericht
vom 24.04.2020:
Skandal (nicht nur) im Sperrbezirk
In Koblenz läuft derzeit das erste Prozess nach dem »Völkerstrafgesetzbuch« gegen Geheimdienstmitarbeiter, die im Auftrag ihrer Regierung Regimekritiker in Gefängnissen massenhaft gefoltert haben und für den Tod vieler Gefangener verantwortlich gemacht werden. Man nennt das »Verbrechen gegen die Menschlichkeit«. Sie sind seit vielen Jahrzehnten »salonfähig« durch den Staatsterrorismus des größten NATO-Partners Deutschlands, der durch einen Ort des Grauens für ekelhafte Berühmtheit sorgt: das Lager »Guantanamo« auf einem annektierten Randbezirk Kubas. Leider sind die dafür Verantwortlichen nicht angeklagt in Koblenz, sondern zwei Nachahmer aus dem syrischen Geheimdienst. Ich hoffe sehr, dass sie ihre gerechte Strafe erhalten – noch dringender aber wünsche ich mir die Anklage ihrer amerikanischen Vorbilder, die seit dem Zweiten Weltkrieg mit dem »Recht des Stärkeren« ungeschoren davongekommen sind. Verbrecher sind’s trotzdem.
Veröffentlicht in der jungen Welt am 25.04.2020.