Leserbrief zum Artikel Ausbildungspolitik in der BRD: Nicht kleinkriegen lassen
vom 28.10.2020:
Jeder seines Glückes Schmied
Jedwede Art von Ausbildung ist arbeitsmarktpolitisch der Versuch tendenzieller Antizipation der Zukunft, ausgehend von Daten aus der Vergangenheit und unter den machtpolitischen Bedingungen der Gegenwart. Dabei wird die Vorbereitung auf das Kommende um so zutreffender ausfallen, je klarer die Fragen darüber, wie wir morgen (nicht) leben und arbeiten wollen, bereits heute in einem gesamtgesellschaftlichen Diskurs geklärt und die Weichen für die Züge nach dorthin schon gestellt werden konnten. Genau das geschieht in einem neoliberalistischen System, in dem man solches den angeblich alles und für alle zum Besten regelnden »Kräften des freien Marktes« überlässt, eben gerade nicht. Damit wird aber jede einzelne Ausbildungsentscheidung – in völliger Ermanglung solider und hinreichender Planbarkeit (!) – zu einer reinen Wette. Und wie bei jedem Glücksspiel, wird es auch hier nur wenige Gewinner geben, dafür aber viele dem »Niedriglohnsektor« von morgen anheimfallende Verlierer. Letztere werden mehrheitlich unsere Kinder sein!