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Aus: Ausgabe vom 22.03.2008, Seite 16 / Aktion

Fuß gefaßt

Die junge Welt auf der Leipziger Buchmesse: Nützliche Gespräche für die Stärkung dieser Zeitung
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Von Donnerstag bis Sonntag vergangener Woche fand die diesjährige Leipziger Buchmesse statt. Sie ist für die Mitarbeiter von Verlag und Redaktion ein fester Termin im Jahreskalender ebenso wie die Buchmesse in Frankfurt am Main im Oktober. Beide bedeuten vor allem einen Kraftakt, der nur durch langfristige Vorbereitung bewältigt werden kann. In diesem Jahr war es möglich, daß mehr Redakteurinnen und Redakteure als sonst am jW-Stand zu Gesprächen zur Verfügung standen. Alle berichteten von gestiegenem Interesse an der Zeitung, deren Name in Ostdeutschland immer noch ein Begriff ist. Das »Ach, euch gibt es noch« vergangener Jahre ist bei den Messebesuchern weitgehend dem »Ja, kennen wir« gewichen, die Zahl derjenigen, die sich als Leserinnen und Leser aus den alten Bundesländern zu erkennen geben, ist erstaunlich gestiegen.

Das Resümee aller Beteiligten aus Verlag und Redaktion war: Die junge Welt hat Fuß gefaßt, ist aber nicht etabliert. Ihr Bekanntheitsgrad ist enorm gestiegen, dennoch bleibt es die wichtigste Zielstellung, ihn systematisch zu erhöhen. Denn daß es Bedarf an einer Tageszeitung gibt, die in den Mittelpunkt ihrer Berichterstattung konsequent Kriegsvorbereitung und Kampf gegen den Krieg, Widerstand gegen Sozialabbau und gewerkschaftliche Auseinandersetzungen stellt, die kritisch berichtet, wenn in der politischen Linken programmatische Aussagen aufgeweicht werden, das bestätigten uns gerade in Leipzig auch Leserinnen und Leser, die sich selbst nicht als Marxisten oder Linke einordnen. Es handelt sich bei jW aus ihrer Sicht um eine »Andere Zeitung«. Ältere werden sich daran erinnern, daß es von 1955 bis 1969 in der Bundesrepublik eine Wochenzeitung gab, die diesen Namen trug.

Sie soll eine Auflage von zeitweise bis zu 80000 Exemplaren gehabt haben, davon ist jW leider noch weit entfernt. Eine Zielmarke sollte diese Größenordnung dennoch sein, jedenfalls sind wir davon überzeugt, daß auch in Zeiten des Internet und seiner wachsenden Bedeutung das Leserpotential für eine Zeitung wie jW in diesem Bereich liegt. Bis wir (wieder) in die Nähe solcher Ziffern kommen, müssen wir die Auflage verdrei- und vervierfachen. Die Hürden für ein solches Unternehmen sind hoch – beginnend mit dem Totschweigen durch andere Medien, das mit dem Begriff Ignoranz nur unzureichend beschrieben ist. Ein Beispiel: Seit Freitag produziert die Bild-Zentralredaktion in Berlin. Aus diesem Anlaß verbreiteten verschiedene Medien, in der Hauptstadt erschienen damit neun Tageszeitungen – jW wurde nicht mitgezählt. Ähnlich funktioniert es bei Presseschauen und Zitaten aus Kommentaren, von politischen Kampagnen gegen jW zu schweigen.

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Diese Dinge behindern zweifellos die Entwicklung, nicht zuletzt bei möglichen Leserinnen und Lesern in den alten Bundesländern. Dort hat sich in den letzten Jahren politisch allerdings schon viel verändert. Die Ursache dafür liegt auf der Hand: Die sozialen Mißstände, die Verschluderung von Bildungs- und Gesundheitswesen, die Katastrophe der Massenarbeitslosigkeit haben sich verfestigt. Die herrschende Politik will und kann diese Probleme nicht lösen, sondern nur verschärfen. Darüber und über den Widerstand dagegen zu berichten, dafür – so meinen wir – wird jW benötigt, muß sie bekannter werden und neue Leserinnen und Leser gewinnen. Daran arbeiten wir.

Genossenschaft, Verlag, Redaktion

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Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.

In unseren Augen ist das Urteil eine Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit in der Bundesrepublik. Aber auch umgekehrt wird Bürgerinnen und Bürgern erschwert, sich aus verschiedenen Quellen frei zu informieren.

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